„Da können wir nicht mithalten“

Deutschlandweite Kampagne: DocMorris-Plakate vor Apotheken

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Berlin -

Ähnlich wie die hessische Apotheke, die gestern Mittag von der neuen DocMorris-Werbung direkt vor ihrer Apotheke überrascht wurde, ergeht es zwei weiteren Apotheken. Auch gegenüber der Inntal-Apotheke im bayerischen Töging am Inn hängt seit gestern ein neues Werbeplakat des Versenders. Apothekeninhaber Gunther Böttrich aus Volkmarsen hingegen bemerkte die neue Reklametafel nach dem Notdienst beim gegenüberliegenden Rewe-Markt. Laut DocMorris wird die Plakataktion deutschlandweit umgesetzt.

Eine Apothekenmitarbeiterin in einem hessischen Kleinort bemerkte gestern während ihrer Mittagspause ein neues DocMorris-Werbeplakat zum E-Rezept an einer gegenüberliegenden Werbetafel. Dies sorgt für Unmut im Team, da der benachbarte Nahkauf-Markt, der zur Rewe-Gruppe gehört, obendrein Produkte von DocMorris im Angebot hat.

Ganz ähnlich erging es der Inntal-Apotheke im bayerischen Töging am Inn. Auch hier wurde direkt gegenüber des Geschäfts ein riesiges Plakat des Versenders angebracht. „Die Werbung ist das erste, was die Kunden sehen, wenn sie bei uns aus der Tür gehen“, weiß PTA Corinna Huber. Das Team konnte zwar nicht beobachten, wann das Plakat angebracht wurde. „Es ist uns gestern direkt aufgefallen. So lange kann es dort noch nicht hängen, es liegt direkt in unserer Blickrichtung“, erklärt sie. Der Werbespruch lautet hier: „Zu Risiken und Nebenwirkungen frag ich meine APP-otheke“. Bislang haben die Kundinnen und Kunden das Team noch nicht auf das DocMorris-Plakat angesprochen.

Anders als in den beiden anderen genannten Fällen befindet sich das Plakat auf dem Gelände eines Netto-Discounters. Als Teil der Edeka-Gruppe kooperiert dieser zwar mit der Volksversand-Apotheke aus Liberec, Tschechien. Der nächste Rewe ist allerdings nur 500 Meter Luftlinie entfernt.

Fund nach dem Notdienst: Im Vordergrund wirbt DocMorris, im Hintergrund ist die Apotheke von Gunther Böttrich zu sehen.Foto: Privat

Plakatfund nach dem Notdienst

„Ich komme vom Brötchenholen zurück und sehe neben dem Beerdigungsinstitut im Sonnenlicht der aufgehenden Sonne das Plakat, im Hintergrund meine Apotheke. Es ist ein Traum!“, kommentiert Böttrich zynisch. Er sagt, er betrachtet die Werbemaßnahme ganz realistisch. „Es ergibt keinen Sinn mit dem erhobenen Zeigefinger aufzutreten oder beim Rewe vorstellig zu werden“, findet er. „Das Problem ist die Situation, in der sich Apotheke grundsätzlich befindet.“

Was finanzielle Mittel für Werbung sowie Marketing- und Social-Media-Kompetenzen angeht, habe DocMorris laut Böttrich klar die Nase vorn. „Wir Apotheken sind da mit unserer Standesvertretung viel zu angestaubt. Das können wir vergessen, da können wir nicht mithalten“, schätzt der Inhaber. „Da sind die Mittel ungleich verteilt, aber: Das ist unsere Realität. Mit der Standesvertretung, die wir haben, kommen wir in dem Bereich einfach nicht weiter.“

Ein Foto des Plakats in der aufgehenden Morgensonne teilte Böttrich nach der Entdeckung über den Apotheken-Account auf Instagram. „Ich habe im Nachtdienst gerade einige akute Notfälle mit Arzneimitteln versorgt. Machen die Versender das auch?“, fragt er in der Bildunterschrift. „Lokale Anbieter sind persönlich für die Menschen da, ‚von der Wiege bis zur Bahre‘“.

Das sagt DocMorris

Der Versender erklärt zur Aktion, dass die analoge Plakatwerbung „Teil unserer Out-of-Home Werbemaßnahmen, die deutschlandweit an den verschiedensten Standorten umgesetzt werden“ sei. „Im Rahmen unserer Halbjahreszahlen haben wir bereits kommuniziert, dass DocMorris, gestützt auf den Erfolg der crossmedialen Marketingkampagne mit den ‚Gesundbergs’ ihre Investitionen in die Neukundengewinnung erhöht.“

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