Generikahersteller

Aristo: Quereinsteiger wird Deutschlandchef

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Berlin -

Freie Stellen werden in der Pharmaindustrie gerne mit Branchenkennern besetzt. Bei Aristo übernimmt jetzt ein Quereinsteiger die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft: John Kriwet verlässt nach 22 Jahren die Agentur McCann und wechselt auf die Unternehmensseite. Das berichtet PHARMA ADHOC.

1989 startete Kriwet seine Karriere als Kundenberater bei der Werbegruppe Dynewski. Sechs Jahre später wurde er von McCann Erickson Hamburg angeworben, wo er zunächst als Account Director anheuerte. Im Jahr 2000 ging er zum neu gegründeten Berliner Ableger Mech, wo er später zum Client Service Director und danach zum Managing Director aufstieg. Bei McCann hat Kriwet zuletzt als Geschäftsführer das Hauptstadtbüro geleitet.

Seit 2012 war er außerdem Chief Growth Officer für die McCann Worldgroup Germany. Er arbeitete für Kunden wie Siemens Gigaset, Monster, Vattenfall, Burda Style Group und Lufthansa.

Bei Aristo soll Kriwet als Leiter des Bereichs Retail Deutschland vor allem Dr. Stefan Koch entlasten. Der Apotheker leitet seit 2010 den Bereich Marketing & Vertrieb, außerdem ist er Sprecher der Geschäftsführung. Wegen der Internationalisierung des Geschäfts hat er das Deutschlandgeschäft mit den Bereiche Marketing und MedWiss an Kriwet abgegeben, für den Vertrieb bleibt er zuständig. In der Geschäftsführung sind außerdem Anton Karremann (Finanzen), Dr. Kristian Ruepp (Geschäftsentwicklung/Zulassung/F&E) sowie Dr. Sabine Brand (Produktion/Qualitätskontrolle).

Aristo gehört der Familie der Hexal-Gründer Thomas und Andreas Strüngmann. Vor einem Jahr hatte der Berliner Hersteller in Österreich eine Niederlassung gegründet und in Großbritannien die Firma CEB Pharma gekauft. Der 2014 in Ely, Cambridgeshire, gegründete Hersteller soll zum Nukleus für das Geschäft im Königreich werden.

Aristo hatte bereits vor einigen Jahren erfolgreich die Fühler ins Ausland ausgestreckt. Nach weniger erfolgreichen Ausflügen in den Nahen Osten wurde im Juli 2011 die spanische Laboratorios Medicamentos Internacionales (Medinsa) von Grünenthal übernommen. Das Unternehmen mit Sitz in Madrid ist als Lohnhersteller auf feste orale Arzneiformen spezialisiert und produziert für so ziemlich jedes größere Generikaunternehmen. Außerdem vertreibt Aristo seitdem eigene Generika in Spanien und Portugal.

Mit Esparma hatte Aristo bereits 2009 Geschäft in Russland und der Ukraine gekauft; an dem Espumisan-Hersteller hatte sich zuvor der indische Hersteller Wockhardt verhoben. Das Auslandsgeschäft ist mittlerweile eine feste Größe: Zum Bruttoumsatz von 150 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise in Deutschland kommen noch einmal 45 Millionen Euro aus Spanien/Portugal und 7 Millionen Euro aus Russland/Ukraine.

Aristo geht auf mehrere Hersteller zurück: Bereits 2001 übernahm die Strüngmann-Familie Lindopharm mit Sitz in Hilden. Verkäufer war der Privatgroßhändler „von der Linde“, der nach mehreren Jahrzehnten plötzlich Interessenkonflikte mit anderen Herstellern befürchtete. Bei dem Unternehmen hatte kurz zuvor Stephan Walz als Geschäftsführer angefangen. Als klar war, dass Lindopharm nicht mit Hexal verkauft werden würde, machte sich der Apotheker an den Ausbau des neuen Geschäfts.

Anfang 2006 wurde zunächst das Berliner Traditionsunternehmen Steiner Arzneimittel (Sedariston, Sogoon) gekauft, im Sommer desselben Jahres folgte Pharma Wernigerode (Kamillan, Parodontal, Imidin). Pünktlich zum Ablauf des dreijährigen Wettbewerbsverbots, zu dem sich die Strüngmanns beim 6 Milliarden Euro schweren Verkauf von Hexal an Novartis verpflichtet hatten, gründete Walz 2008 in Berlin den Generikahersteller Aristo. Die Gelegenheit war günstig: Nachdem Klosterfrau 2006 die Marken des Herstellers Lichtwer übernommen hatte, erwarb Walz aus der Konkursmasse die leer stehenden Produktionsanlagen im Norden der Stadt.

Den großen Wachstumsschub brachten dann die Rabattverträge: Nach Lindopharm beteiligte sich auch Aristo an den Ausschreibungen; mittlerweile ist die Firmengruppe bei allen großen Kassen vertreten. Größte Produkte sind Simvastatin, Cefurax und Carbamazepin. Dank der Verträge verdoppelten sich die Umsätze im Rx-Bereich zuletzt im Jahrestakt; allerdings zehrten die Investitionen die Gewinne der vergangenen Jahre zu einem großen Teil auf.

Mehr Ertrag wirft das OTC-Geschäft ab, das mit rund 20 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) allerdings von untergeordneter Bedeutung ist. Vor allem in den neuen Bundesländern sind die Produkte bekannt. Dazu kommen Produkte wie Gluco-test, die vor allem über Arztpraxen laufen.

Drittes Standbein ist die Lohnherstellung. Insgesamt hat die Firmengruppe – neben der spanischen Medinsa – vier Produktionsstandorte, zwei in Berlin, einen in Hilden und einen in Wernigerode. Lindopharm gilt als Vorreiter bei der Herstellung von Stickpacks. Die interne Logistik wird über Esparma mit Sitz in Magdeburg abgewickelt. Insgesamt arbeiten heute als 1200 Mitarbeiter für die Firmengruppe, darunter 30 im Apotheken- und 75 im Arztaußendienst.

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