Antiepileptika

Desitin will nicht substituiert werden

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Antiepileptika sollen nach Ansicht des Pharmaherstellers Desitin von Rabattverträgen ausgeschlossen werden. „Apotheker können unter den Rahmenbedingungen der Rabattverträge und des ökonomischen Drucks, dem sie von Seiten der Kassen ausgesetzt werden, nur noch bedingt Konstanz in der medikamentösen Therapie der Epilepsie sicherstellen“, sagte Geschäftsführer Dr. Martin Zentgraf. Da Antiepileptika einen Placeboeffekt von bis zu 30 Prozent hätten, könnte ein Austausch die Wirkung gefährden.

Einer von Desitin in Auftrag gegebenen Studie zufolge mussten in den vergangenen Jahren 40 Prozent aller Epileptiker nach Umstellung auf ein Rabattarzneimittel wegen Therapieproblemen erneut umgestellt werden. Ärzte machten zu selten vom aut-idem-Ausschluss Gebrauch; Zentgraf fordert die Apotheker daher auf, eine Substitution aus pharmazeutischen Bedenken auszuschließen.

Der Desitin-Chef verwies zudem auf die Leitlinienempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Demnach sei eine Umstellung auf Generika bei Epileptikern zwar generell möglich. Ein Wechsel sollte jedoch gerade bei anfallsfreien Patienten vermieden werden. In anderen Ländern, beispielsweise Norwegen, würden Ärzte und Apotheker ausdrücklich angehalten, Antiepileptika nicht auszutauschen.

Das Pharmaunternehmen mit Sitz in Hamburg ist auf Psychopharmaka spezialisiert. Zum Portfolio gehören knapp 20 Antiepileptika, darunter Orfiril (Valproat), Timonil (Carbamazepin), Luminal (Phenobarbital), Antelepsin (Clonazepam), Phenhydan (Phenytoin). Außerdem hat Desitin eigene Generika im Markt und ist an mehreren AOK-Rabattverträgen beteiligt.

2010 setzte Desitin knapp 90 Millionen Euro um, zwei Drittel davon in Deutschland. Die 1919 in Berlin gegründete Firma beschäftigt 300 Mitarbeiter und vermarktet außerdem OTC-Produkte wie Coldastop, Desitin Salbe und Milkuderm. Eigentümer sind drei Familien aus Hamburg, Heidelberg und Bayern.

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