Desinfektionsmittel: Ansturm bei Aldi dpa/APOTHEKE ADHOC, 09.03.2020 10:04 Uhr
Verbraucher in Deutschland haben am Montagmorgen eine Sonderaktion von Aldi genutzt, um Desinfektionsmittel zu kaufen. Schon nach einer Stunde waren die Bestände – trotz beschränkter Abgabemenge – ausverkauft.
Die Verkaufsaktion des Discounters stehe nicht im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Sie sei bereits vor Monaten geplant worden, sagte eine Sprecherin von Aldi-Süd. „Wir haben seit Jahren im März, wenn die Reisezeit beginnt, immer wieder ein Aktionssortiment mit Desinfektionsmittel“, betonte sie.
Weil die Aktionsartikel nur in begrenzter Menge vorhanden waren, konnten die Kunden pro Person nur drei Produkte – Desinfektionsspray, -gels oder Hygienetücher – kaufen. Eine Verkäuferin in Düsseldorf sagte mit Blick auf die angebotenen, vom Inhalt her eher kleinen Produkte: „Es ist nur Reisebedarf.“ Vor mehreren Aldi-Läden in Düsseldorf, Köln, München und Bremen hielt sich der Andrang in Grenzen. Dennoch war etwa in Berlin der Vorrat nach einer Stunde abverkauft.
Aldi Nord bietet zwei verschiedenen Produkte an: Die Eigemarke Ombia Med Handgel und Desinfektionsspray jeweils in der 250 ml Flasche für 1,65 Euro. Für 10 Cent mehr gibt es von VibaSept des Herstellers Coolike-Regnery ebenfalls Desinfektionsspray und -gel sowie 20 Hygienetücher. Aldi Süd bietet zum selben Preis nur die VibaSept-Produkte an. Welche Mengen Aldi bundesweit in seine Filialen zum Abverkauf liefert, verrät Aldi nicht. „Aktionsartikel werden generell nur begrenzt angeboten“, so ein Firmensprecher. Auch über die Gesamtmenge gibt Aldi keine Auskunft.
Derweil wissen viele Apotheken immer noch nicht, wie sie mit dem Engpass umgehen sollen. Am Wochenende hatte Abda-Präsident Friedemann Schmidt in der Bild am Sonntag versprochen, dass die Engpässe bald behoben seien: Industriealkohol sei in Deutschland ausreichend vorhanden, außerdem sei nun die Erlaubnis erteilt worden, diesen in den Apotheken zu verarbeiten. „In wenigen Tagen ist Händedesinfektionsmittel wieder in den meisten Apotheken verfügbar. Für private Haushalte sind 100 Milliliter völlig ausreichend.“
Viele Apotheker ärgerten sich über diese Aussage, da zuletzt weder Alkohol noch die Flaschen zum Abfüllen zu bekommen waren. Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt hatte die Apotheken am Freitag aufgefordert, bei den nur noch begrenzt zur Verfügung stehenden beziehungsweise den demnächst erwarteten Mengen an Desinfektionsmitteln die Versorgung auf diejenigen Einrichtungen und Personen zu beschränken, bei denen ein echter Bedarf bestehe. Dazu zählen laut Kammer insbesondere Arztpraxen, Krankenhäuser, Heime und Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen, die bereits mit Desinfektionsmitteln versorgt wurden. „Vergessen Sie nicht den Arbeitsschutz in den Apotheken“, wies die Kammer ergänzend hin.
Gemeinsam mit dem Ministerium arbeite man daran, Isopropanol beziehungsweise Ethanol für die Herstellung in der Apotheke zentral zu beschaffen. Aus diesem Grund sollen die Apotheken bis Mitte dieser Woche melden, welchen Bedarf an den beiden Ausgangsstoffen sowie Flaschen zur Abfüllung sie für die nächsten vier Wochen erwarten. Ähnliches gilt laut Kammer für Schutzausrüstung wie Atemmasken, die auf Bundesebene beschafft werden sollen.
In der vergangenen Woche war den Apotheken erlaubt worden, isopropanolhaltige Desinfektionsmittel selbst herzustellen. Die Bundesstelle für Chemikalien erließ am Mittwoch eine Allgemeinverfügung gemäß EU-Biozid-Verordnung. Die Ausnahmegenehmigung gilt bis zum 31. August und nur für bestimmte Rezepturen. Nicht geklärt ist neben der Priorisierung auch der Preis, den die Apotheken erheben können. Ebenfalls in der vergangenen Woche hatte eine Apotheke für Schlagzeilen gesorgt, weil sie 100 ml Sterillium Virugard für 32 Euro verkauft hatte. Normalerweise kostet das Desinfektionsmittel rund fünf Euro.