Desensibilisierung

Roxall kauft Bial-Allergene APOTHEKE ADHOC, 10.02.2017 08:04 Uhr

Fundament für weiteres Wachstum: Roxall übernimmt die Allergiesparte des portugiesischen Konkurrenten Bial. Foto: Roxall
Berlin - 

Der Hamburger Hersteller Roxall kauft die Allergiesparte des portugiesischen Konkurrenten Bial. Das unter dem Namen Bial-Aristeguí bekannte Tochterunternehmen ist führend im Bereich der spezifischen Immuntherapie und Allergieforschung, unter anderem wird dort die Entwicklung rekombinanter Allergene stark vorangetrieben.

Finanzielle Details wurden nicht bekannt gemacht. Bial vertreibt seine Produkte in Spanien, Portugal und Italien, der Bereich der Immuntherapien machte zuletzt 7 Prozent des Konzernumsatzes von 163 Millionen Euro aus. Die Produktion und Entwicklung sind am Firmensitz im spanischen Bilbao angesiedelt. Mit der Akquisition übernimmt Roxall auch die 100 Beschäftigten.

Roxall will mit der Übernahme das Fundament für weiteres Wachstum legen. Mit einer zusätzlichen Produktionsstätte soll die ständig wachsende Nachfrage bedient werden können. „Mit der Technologie des Werks in Bilbao kann die Roxall-Gruppe ein großes Potenzial nutzen, um neuartige Therapieformen für die wichtigsten Allergene weltweit zu entwickeln“, sagt Geschäftsführer Dr. Cem Gegin.

Durch die starke Positionierung des Unternehmens und die Expertise in hochmodernen Technologien zur Entwicklung und Herstellung von Allergiepräparaten steigt Roxall nach Angaben von Gegin zu einem der weltweit führenden Anbieter im Bereich der Therapieallergene auf.

Im vergangenen Jahr hatte Roxall mit Qualitätsproblemen zu kämpfen gehabt: Die spanische Gesundheitsbehörde hatte beim Lohnhersteller Inmunotek in Sebastian de los Reyes bei Madrid im Rahmen einer Inspektion Mängel in der Produktion festgestellt. Die Sterilität der Produkte könne nicht sichergestellt werden, hieß es. Betroffen waren Therapieallergene zur subkutanen Injektion, die Roxall in Deutschland unter den Handelsnamen Clustoid und Roxoid vertreibt. Alle Chargen der letzten drei Jahre wurden zurückgerufen.

Kurz zuvor hatte bei Stallergenes der Wechsel eines Computersystems in der französischen Produktionsstätte für falsche Dosierungen bei den Individualrezepturen gesorgt. Nachdem bei einem Patienten allergische Reaktionen aufgetreten waren, hatte die Aufsicht die Auslieferung sämtlicher Produkte in Frankreich verboten und im Rahmen eines Risikomanagementplans den Rückruf bereits ausgelieferter Produkte angeordnet. Auch die deutsche Niederlassung musste auf die Produktionsprobleme reagieren: Die Individualrezepturen Alustal und Phostal wurden einige Wochen lang ebenso wenig ausgeliefert wie die Fertigarzneimittel Staloral und Oralair sowie Alyostal Pricktests.

Aktuell hatte Alk Abelló Probleme bei der Herstellung: Eine Abfüllanlage hat nicht richtig verschlossen und musste erst repariert werden. Im Laufe des Monats soll die Ware aber kommen.

Insgesamt werden mit Allergenen rund 300 Millionen Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise (ApU) umgesetzt. Die Zahl der abgegebenen Packungen liegt bei knapp einer Million Stück.

Mit einem Marktanteil von 10 Prozent ist Roxall die Nummer 5. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung hochpolymerisierter Präparate zur Hyposensibilisierung, unter anderem mit einem perlingualen Spray, und sogenannte Prick-Tests (Prixi, Clusto-Prick). Alk Abelló kommt laut Insight Health auf einen Marktanteil von 27 Prozent, gefolgt von der Merck-Tochter Allergopharma mit 20 Prozent. Hal Allergy kommt auf 17 Prozent, Bencard auf 11 Prozent. Hinter Roxall folgen Leti (9 Prozent), Stallergenes (5 Prozent) und Lofarma (1 Prozent). Die acht Anbieter machen 99 Prozent des Gesamtumsatzes. Auf Reimporte entfällt weniger als 1 Prozent.

Die Darreichungsformen haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Während früher vor allem zeitaufwendig in mehreren Sitzungen gespritzt wurde, geht der Trend immer stärker hin zu Tabletten und dabei insbesondere zur sublingualen Therapie. Aktuell werden etwa 80 Prozent der Allergene gespritzt.