Medizinalhanf

Dermapharm will Cannabis vertreiben

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Berlin -

Dermapharm steigt ins Geschäft mit Medizinalhanf ein. Der Münchner Hersteller hat sich an einem Cannabisproduzenten für pharmazeutische Anwendungsbereiche beteiligt. Damit scheint das Thema in der Pharmabranche endgültig salonfähig zu werden.

Dazu hat Dermapharm einen Vertrag zur Beteiligung an verschiedenen Gesellschaften unter dem Namen Fyta mit Sitz im niederländischen Waalwijk und den deutschen Ablegern mit Sitz in Monheim abgeschlossen, die einer Gruppe von privaten Investoren gehören. Mit der Vertragsunterzeichnung erlangt Dermapharm 20 Prozent der Anteile an dem auf die Herstellung von medizinischem Cannabis für pharmazeutische Anwendungsbereiche spezialisierten Verbund. Über den Kaufpreis wurde zwischen den Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart.

Die für die medizinische Cannabisproduktion notwendige Genehmigung wurde bereits am 25. Februar von der niederländischen Aufsichtsbehörde (CIBG) erteilt. Die Genehmigung umfasst die Produktion von etwa 12 Tonnen medizinischem Cannabis pro Jahr und ist erweiterbar. Aktuell verfügt Fyta über eine eigene moderne Indoor-Produktionsanlage in Waalwijk, in der bis zu 25 Tonnen medizinisches Cannabis pro Jahr produziert werden können. Die Transaktion umfasst darüber hinaus die Abtretung von 49,9 Prozent der Anteile an der 100-prozentigen Axicorp-Tochter Remedix mit Sitz in Friedrichsdorf an eine weitere Beteiligungsgesellschaft der Fyta-Investoren mit Sitz in Monheim.

Als Reimporteur im Bereich Pharma ist Remedix auf EU-Betäubungsmittel spezialisiert und verfügt über die Erlaubnis der Bundesopiumstelle. Remedix wird zukünftig als gemeinsame Plattform zwischen der Dermapharm und den Fyta-Unternehmen den Import nach Deutschland und die Vermarktung der medizinischen Cannabisprodukte übernehmen. Karin Samusch, Mitglied des Vorstands der Dermapharm, kommentiert: „Wir beschäftigen uns bereits seit vielen Jahren intensiv mit Naturprodukten. Nach unserer Einschätzung wird der Markt für medizinisches Cannabis weiter an Bedeutung gewinnen. Daher ist die Beteiligung an Fyta der logische Schritt, um uns den Marktzugang zu sichern. Wir werden zukünftig das von Fyta hergestellte medizinische Cannabis vertreiben und wollen langfristig unser Produktportfolio in diesem Bereich ausbauen. Daher stellt die Beteiligung eine passende Ergänzung im neuen Therapiegebiet Schmerzbehandlung dar.“

Seit März 2017 regelt in Deutschland das Gesetz „Cannabis als Medizin“ den Einsatz von Cannabisarzneimitteln als Therapiealternative bei Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen. Demnach können Schwerkranke Cannabisprodukte auf Rezept in der Apotheke erhalten, nachdem dafür lange Zeit eine Sondererlaubnis erforderlich war.

Weltweit rücken Cannabisprodukte wegen ihres medizinischen Potentials zunehmend in den Fokus. Marktstudien zufolge sollen die Ausgaben für legales Cannabis weltweit bis 2027 auf 57 Milliarden US-Dollar ansteigen. Dabei soll medizinisches Cannabis einen Anteil von 33 Prozent ausmachen.

Erst Ende vergangenen Jahres hatte das auf Cannabis spezialisierte kanadische Unternehmen Aphria den Reimporteur CC Pharma aus Densborn übernommen. Aphria zahlt bei Abschluss 24,5 Millionen Euro. Zudem wurde eine weitere Zahlung von bis zu 23,5 Millionen Euro vereinbart, wenn bestimmte Ziele erreicht werden. Das Unternehmen mit Sitz im kanadischen Ontario will mit dem Kauf den Zugang zum deutschen Cannabismarkt stärken. Durch den Zukauf soll auch der Kontakt zu Apotheken und Großhändlern verbessert werden. Zwischen der deutschen Aphria-Tochter und dem Reimporteur besteht bereits eine Liefervereinbarung über rund 1200 Kilogramm Cannabis.

Dermapharm verfügt über rund 950 Arzneimittelzulassungen für mehr als 250 Wirkstoffe, die als Arzneimittel beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel oder Ergänzende Bilanzierte Diäten vertrieben werden. Das Geschäftsmodell umfasst überdies ein Parallelimportgeschäft, das unter der Marke Axicorp betrieben wird. Ausgehend vom Umsatz gehörte Dermapharm im ersten Halbjahr 2018 zu den fünf umsatzstärksten Parallelimporteuren in Deutschland.

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