Der von einem Mitglied der Familie am Dienstag bestätigte Selbstmord von Adolf Merckle ist eine dramatische Zäsur in der Geschichte des schwäbischen Familienunternehmens. Mit Merckle geht Familie und Konzern der Patriarch verloren. Seit Wochen hatten die Spekulationsverluste des 74-jährigen Unternehmers die Schlagzeilen in den Wirtschaftsressorts dominiert. Zeitweise wurde über die Zukunft des gesamten Unternehmensverbundes gerätselt.
Adolf Merckle war der große Unbekannte. Ähnlich anderen Familienunternehmern hatte sich der Konzernlenker kategorisch aus der Öffentlichkeit verabschiedet; gezielt und nur häppchenweise wurden Informationen herausgegeben. Die Familie Merckle galt bis zur öffentlichen Geißelung der verfehlten Spekulationen und deren Folgen für die Unternehmensgruppe mit rund 100.000 Mitarbeitern als Inbegriff solider Unternehmenskultur. Christliche Werte und eine den Unternehmenszielen untergeordnete Familien- und Firmenarchitektur galten der Öffentlichkeit als Indiz für die hehren Ziele.
Die massive Medienberichterstattung der letzten Wochen hat dieses Jahrzehnte lang aufgebaute und polierte Image innerhalb kürzester Zeit zerstört. Die Unternehmensgruppe musste sich dem Blitzlichtgewitter der Medien öffnen. Ungewollt. Die Familie bemüht sich seit Wochen im Diskurs mit Gläubigern und Banken um eine Lösung, die dem Vernehmen nach sehr nahe ist.
Adolf Merckle wird auch nach seinem Freitod viele Fragezeichen hinterlassen. Der Abschiedsbrief birgt die Entschuldigung, aber keinen Grund: das Vermächtnis eines Unbekannten.
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