Patientenberatung

Der Sanvartis-Wechsel und die Unabhängigkeit

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Berlin -

Am Mittwoch wird im Gesundheitsausschuss über die Verbindung der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) mit dem Pharmadienstleister Sanvartis diskutiert. Das Magazin „Der Spiegel“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über eine vermeintliche Abhängigkeit der Verbraucherberatung nach dem Eigentümerwechsel.

Die UPD wird seit 2015 von Sanvartis betreut, einem Dienstleister im Gesundheitswesen. Das Unternehmen aus Duisburg bietet unter anderem Telefonberatung, Facharztterminservice und Telemonitoring von Wearables an. Sanvartis war eine Firma der Vendus-Gruppe um Guido Mecklenbeck. Der Unternehmer übernahm zuletzt rückwirkend zu Januar die Anteile seines Mitgesellschafters Bernd Poitz, der sich aus Altersgründen verabschiedet hatte, und hält nun 100 Prozent an Vendus.

Zur Finanzierung wurde das Geschäft der Sanvartis-Gruppe mit Sitz im schweizerischen Baar an die neugegründete Sanvartis Careforce Holding verkauft. Neue Eigentümer sind neben Sanvartis-Geschäftsführer Michael Ebner die Geschäftsführer von Careforce, das Ehepaar Marko-René und Andrea Scholl aus Köln. Zudem ist ein Mittelstandsfonds beteiligt. Careforce wurde 2000 gegründet, beschäftigt laut eigenen Angaben 650 Mitarbeiter und bietet Personalplanung und Vertriebsdienstleistungen an. Gibt es mit dem neuen Eigentümer einen „Verrat am Patienten“, wie das Magazin titelt?

Die neue Sanvartis Careforce Holding agiert gesellschaftsrechtlich eigenständig. Die neue Vendus-Gruppe besteht aus den Unternehmen Vendus Businesspartner, MCG Medical Consulting Group, Brandpepper, A&O Medien und Verlagsgesellschaft sowie der Vital Relations.

Der Umsatz der Unternehmen der neuen Holding mit rund 1300 Mitarbeitern soll bei rund 100 Millionen Euro liegen. „Durch die Aufnahme der Careforce in die Vendus Health Alliance haben wir eines der marktführenden Vertriebsunternehmen für uns gewinnen können“, sagte Mecklenbeck. Vendus werde auch künftig eng mit Sanvartis Careforce kooperieren.

Sanvartis teilte Ende August mit, dass die Unabhängigkeit der Patientenberatung trotz der neuen Holding garantiert sei. Das Unternehmen reagierte auf einen kritischen Bericht der Zeitung „Junge Welt“. Man habe versucht, „erneut Zweifel an der Unabhängigkeit“ zu säen. „Die neue Sanvartis Group und die Careforce sind lediglich Schwesterfirmen, bleiben eigenständig und werden auch weiterhin unter ihren bekannten Brands im Markt agieren“, sagte Ebner. Die Transaktion sei nicht „klammheimlich“ durchgeführt worden.

Sanvartis wurde 1999 unter dem Namen GesundheitScout24 als Teil der Scout24-Gruppe in Köln gegründet. Ein Jahr später wurde das damals größte medizinische Callcenter in Duisburg eröffnet. 2004 wurde das Unternehmen umbenannt und im November 2005 an die Vendus-Gruppe verkauft. Zu den Kunden gehörten bereits die Parmapharm sowie die AOK Plus und die AOK Sachsen-Anhalt.

Patientenbeauftragter Ralf Brauksiepe verweist laut Spiegel auf das Expertengremium, das die UPD überprüft. Der Beirat werde darauf achten, dass „keine Einflussnahme durch Dritte erfolgt“, sagte er in dem Bericht. Die Mitglieder des Gremiums schickten demnach Anfang des Monats eine Protestbrief und äußerten darin „Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen“. Beim vergangenen Treffen vor einer Woche habe es laut einem Papier des Prognos-Instituts keine Hinweise auf „direkte oder indirekte Einflussnahme“ gegeben. Sanvartis habe jedoch nicht die vorgesehen Zahl der jährlichen Beratungen erreicht und bei Testanfragen in der Hälfte der Fälle „auch sachlich falsche „Detail-Antworten“ gegeben. Der Vertrag mit Sanvartis müsse gekündigt werden, forderten Beiratsmitglieder dem Bericht zufolge.

Die UPD nahm 2000 ihre Arbeit auf. Nach einer zehnjährigen Modellphase wurde die Beratung europaweit ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielten die UPD-Projektträger. Die seit langem anhaltenden Streitereien zwischen GKV-Spitzenverband und UPD waren auch schon Gegenstand im Gesundheitsausschuss des Bundestags. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie unabhängig die UPD von Beschwerden über Krankenkassen berichten darf.

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