Anzag

Der globalisierte Großhändler

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Mit der Übernahme der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) durch Alliance Boots brechen im deutschen Apothekenmarkt neue Zeiten an: Nachdem Celesio und Phoenix fast zwei Jahrzehnte lang ungestört die internationalen Märkte eroberten, engagiert sich jetzt zum ersten Mal ein ausländisches Unternehmen hierzulande im Arzneimittelvertrieb. Während in der Vergangenheit vor allem dem US-Gesundheitskonzern Medco immer wieder Avancen in Richtung Haniel und Merckle nachgesagt wurden, gerät nun zunächst der Frankfurter Wettbewerber in den Sog internationaler Finanzströme.

Alliance Boots gehört einem Konsortium verschiedener Investoren um den italienischen Firmenchef Stefano Pessina und den amerikanischen Private-Equity-Konzern KKR. Für 12,45 Milliarden Britische Pfund hatten Pessina und KKR Alliance Boots im Juni 2007 von der Börse genommen; es war die bis dahin größte fremdfinanzierte Übernahme (Leveraged Buy-out) in Europa.

1976 von drei Bankern in New York gegründet, kauft KKR Firmen, um sie - auch mit rigiden Sparmaßnahmen - profitabel zu machen und nach einigen Jahren gewinnbringend zu verkaufen. Dabei sammelt KKR über verschiedene Fonds Gelder bei Investoren ein und organisiert bei Banken das notwendige Fremdkapital. Die Schulden werden dem übernommenen Unternehmen aufgebürdet; der Finanzinvestor lässt sich regelmäßig Managementgebühren und einen Teil vom Gewinn auszahlen. In Deutschland ist KKR derzeit unter anderem an der Werkstattkette A.T.U., Toys'R'Us, ProSiebenSat.1 und Der Grüne Punkt beteiligt.


Jeweils rund 1 Milliarden Pfund an Eigenkapital wendeten Pessina und KKR für die Übernahme von Alliance Boots auf, sie teilen sich heute alle Stimmrechte. Knapp 1,4 Milliarden Pfund kamen von Investoren wie den Hexal-Gründern Thomas und Andreas Strüngmann, die keine Mitsprache haben. Knapp 9 Milliarden Pfund stellten Investmentbanken als Fremdkapital zur Verfügung, darunter die Deutsche Bank, Citigroup, J.P. Morgan, UniCredit, Barclays, Merrill Lynch, die Bank of America und die Royal Bank of Scotland.

Heute lasten die Schulden für die Übernahme - noch immer mehr als 8 Milliarden Pfund - auf dem Pharmahandelskonzern. Die Restrukturierung läuft auf Hochtouren; in den nächsten drei Jahren sollen 900 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen. Für Pessina und KKR läuft die Zeit: Ende 2012 steht die erste Refinanzierung der Bankschulden an, bis dahin dürften die Eigentümer nachhaltige Erfolge vorweisen müssen.

Während das Tagesgeschäft in der Zentrale von Alliance Boots im britischen Nottingham gesteuert wird, werden Finanzfragen in London und seit Frühjahr 2008 bei der Konzernholding im schweizerischen Zug geklärt. An deren Dachgesellschaft mit Sitz in Gibraltar wiederum sind Pessinas luxemburgische Vermögensverwaltung sowie verschiedene auf den Cayman-Islands, in Kanada und auf Guernsey angemeldete KKR-Fonds beteiligt. Auch das gibt es im deutschen Großhandelsmarkt bislang nicht.

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