Kommentar

Der falsche DocMorris-Bonus

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Berlin -

1 Euro oder 2,50 Euro, pro Rezept oder pro Arzneimittel – bei Rx-Boni gibt es noch ein paar offene Fragen. Geklärt ist mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) allerdings eindeutig, dass auch indirekte Rx-Rabatte ab einer gewissen Höhe unzulässig sind. Und jetzt kommt DocMorris und nennt seine Boni zum Inkrafttreten der AMG-Novelle neuerdings Prämie. Das ist weder frech noch ausgefuchst, sondern schiere Verzweiflung.

DocMorris belohnt seine Kunden jetzt für die Teilnahme an einem Arzneimittelcheck. Qualität steigern – ein lobenswertes Vorhaben. Aber ist es üblich, dass ein Anbieter seine Kunden bezahlt, wenn er für sie eine eigentlich selbstverständliche Dienstleistung erbringt? Eher nicht. Und es bekommt auch bei DocMorris niemand für das Ausfüllen eines Fragebogens 15 Euro – sondern für das Rezept. Ansonsten könnten nämlich auch Kunden profitieren, die nur OTC-Arzneimittel bestellen.

Aber der schlecht getarnte Prämienbonus ist nicht nur an das Rezept gebunden: Entscheidend ist auch, was auf diesem steht. DocMorris hat offenbar einen geheimen pharmakologisch-betriebswirtschaftlichen Zusammenhang entdeckt. Wie sonst ist zu erklären, dass ein Medikationscheck bei Indikationen zu hochpreisigen Arzneimitteln aufwändiger ist – und die Teilnahme daran höher vergütet werden muss?

Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis sich die Gerichte wieder damit befassen. Mit der Rechtsprechung der obersten Bundesrichter dürfte der Fall klar liegen. Spannend ist dann schon eher, wie lange sich der Gesetzgeber von den Holland-Versendern noch vergackeiern lässt. Nicht dass Däinghaus’ Erben den Bogen jetzt überspannen und die Regierung aus Frust doch noch ein Rx-Versandverbot durchboxt.

Dass sich DocMorris so an die Boni klammert, zeigt aber auch, wie sehr die Versandapotheken am Rezepttropf hängt. Und Celesio? Wollten sich die Stuttgarter nicht eigentlich mit den Apothekern aussöhnen?

Sicher, die Prämie wurde erst nach dem Verkauf von DocMorris an „Zur Rose“ präsentiert. Aber noch ist der Deal mit den Schweizern nicht abgewickelt, und Celesio dürfte an der Entwicklung des provokanten neuen Rabattmodells beteiligt gewesen sein. Wenn das die Taten sind, die Konzernchef Markus Pinger seinen warmen Worten folgen lässt, könnten sich auch die Apotheker leicht für dumm verkauft vorkommen. Und nein, das ist kein Boykottaufruf.

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