Chiffre-Anzeige

Hauschka: Apotheke sucht Depot-Komplizen Carolin Bauer, 30.05.2013 09:17 Uhr

Berlin - 

Kosmetik aus der Apotheke ist bei Graumarkthändlern besonders begehrt. Viele Hersteller wollen ihre apothekenexklusiven Produkte mit Depotverträgen in der Offizin halten. Gleichzeitig können sie dadurch den Vertrieb kontrollieren. Auch der Arzneimittel- und Kosmetikhersteller Wala bindet die Händler bei seiner Kosmetikserie Dr. Hauschka an sich. Eine Apotheke versucht nun die Depotverträge zu umgehen, und sucht per Inserat nach Komplizen.

Die Apotheke wird in einer Chiffreanzeige als klein und am Rand einer Stadt gelegen beschrieben – der Apotheker will sich nicht zu erkennen geben. Gesucht werde eine „freundliche Apotheke“, bei der der eigene Dr. Hauschka-Bedarf zu günstigen Bedingungen eingekauft werden kann, heißt es. „Ein eigenes Depot lohnt sich für uns nicht.“

Wala arbeitet beim Vertrieb von Dr. Hauschka seit 2007 mit Depotverträgen. Insgesamt gibt es 4000 Partner – neben Apotheken beliefert der Hersteller auch Parfümerien, Bio-Supermärkte, Reformhäuser oder Kosmetikgeschäfte. Die Produkte können im Direktvertrieb oder über autorisierte Großhändler bezogen werden.

Die Firma aus Bad Boll in Baden-Württemberg nimmt die Anzeige nach eigenen Angaben sehr Ernst: „Uns ist bewusst, dass ein selektives Vertriebssystem solche Begehrlichkeiten weckt“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Zum Schutz der Vertragspartner werde das Inserat überprüft. „Sollte allerdings ein Dr. Hauschka Depotpartner einen Nicht-Vertragspartner beliefern, dann sieht der Vertrag ein Kündigungsrecht von unserer Seite vor“, so die Sprecherin.

Dass der Inhaber seinen Betrieb in der Anzeige als klein beschreibt, hat mit den Vereinbarungen laut Wala nichts zu tun. Denn Depotverträge würden unabhängig von der Größe der Apotheke geschlossen.

Die Selektivverträge sind 2009 in das Visier des Bundeskartellamts geraten. Wala soll Händlern der Naturkosmetikserie Preise vorgeschrieben haben. Das Verfahren läuft noch. Je nach Ausgang muss der Hersteller mit Bußgeldern rechnen.

Wala wurde 1935 von Dr. Rudolf Hauschka gegründet. Das Hauptgeschäft macht der Hersteller mit der Marke Dr. Hauschka, die seit 1967 erhältlich ist. Heute gibt es mehr als 130 verschiedene Produkte. 2009 wurde die Serie Dr. Hauschka Med mit medizinischen Pflegeprodukten eingeführt. Der Umsatz ist 2011 um 4 Prozent auf rund 105 Millionen Euro gestiegen. Rund drei Viertel entfallen auf den Kosmetikbereich.