Generikakonzerne

Demo in Köln – Entlassungen bei Ratiopharm?

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Berlin -

Der massive Sparkurs beim Generikakonzern Teva könnte auch bei der deutschen Tochter Ratiopharm zu Stellenstreichungen führen. Die Gewerkschaft reagiert mit einer ersten Solidaritätskundgebung in Köln.

Weltweit plant der israelische Generikakonzern den Abbau von 14.000 Arbeitsplätzen, das entspricht fast jeder vierten Stelle. In Deutschland unterhält Teva drei Standorte mit zusammen 2900 Mitarbeitern, 2500 von ihnen sind allein in Ulm für die Marke Ratiopharm tätig. Dort gab es bereits Stellenstreichungen, zuletzt wurden 100 Mitarbeiter sozialverträglich aus ihren Verträgen entlassen.

Im Zuge des globalen Sanierungsprogramms werde es zu Budgetkürzungen, Stellenstreichungen und schweren Entscheidungen kommen, weiß die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Darauf habe das Management um Deutschlandchef Christoph Stoller die Mitarbeiter schon am Freitag schriftlich vorbereitet. „Im Verlauf des Januars werden Pläne darüber vorliegen, wie die Umsetzung der Restrukturierung in Deutschland erfolgen wird“, sagt dazu ein Sprecher. „Dementsprechend sind Zahlen über den Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland noch nicht bekannt.“

Der Köln-Bonner Bezirk der IG BCE hat für Montagabend um 18 Uhr dennoch zu einer Solidaritätskundgebung vor dem Kölner Dom aufgerufen. Jeder, der ein Zeichen für seine möglicherweise von Kündigung bedrohten Teva-Kollegen setzen wolle, sei dazu eingeladen, Taschenlampen und Musikinstrumente mitzubringen, so die Ankündigung. „Es wird fröhlich, laut und lustig!“

In Deutschland sei der Konzern bereits heute sehr effizient aufgestellt, betont der Konzernsprecher. „Teva Deutschland war auch 2017 im Markt erfolgreich und wird die Jahresziele erreichen. Die Diskussion über Preiserhöhungen in den USA haben auf Deutschland keinerlei Einfluss.“

Die Konzernmutter in Israel hat derweil angekündigt, das kriselnde Geschäft auch durch Preiserhöhungen retten zu wollen. „Ich denke, es ist vernünftig und verantwortungsvoll, ein gewisses nachhaltiges Preisniveau zu erzielen“, sagte CEO Kåre Schulz der Financial Times. Dem Blatt zufolge hatte Schulz im Gespräch mit Investoren angekündigt, die Preise für nicht lukrative Arzneimittel entweder anzuheben oder die Produktion der Mittel komplett einzustellen.

Analysten bezweifeln aber, dass Teva angesichts des aktuellen Preiskampfes in den USA mit seinen Plänen Erfolg haben wird. Teva steht dort schon länger wegen des zunehmenden Preisverfalls und anhaltender Absatzeinbußen unter Druck. Zudem hat sich der Konzern offenbar im letzten Jahr mit der Übernahme des Generikaherstellers Actavis/Allergan verhoben und sitzt nun auf einem gigantischen Schuldenberg von rund 35 Milliarden Dollar (rund 30 Milliarden Euro).

Eigentlich läuft es bei Ratiopharm rund. In Ulm investiert der Konzern fast 500 Millionen Euro in den Bau einer neuen Biotech-Anlage. Fertigstellung soll Ende 2019 sein. Dadurch sollen am Standort Donautal bis zu 300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, neben der biotechnologischen Produktion vor allem in der Qualitätskontrolle und Verwaltung. 50 neue Arbeitsplätze seien bereits durch die Projektplanung geschaffen worden.

Der geplante weltweite Stellenabbau hatte am Sonntag in Israel zu landesweiten Protesten geführt. Während eines vierstündigen Solidaritätsstreiks legten hunderttausende Beschäftigte bis zum Mittag das öffentliche Leben im Land teilweise lahm. Betroffen waren unter anderem Flughäfen, Häfen und die Börse sowie Banken, Gerichte, Krankenkassen und Behörden. Auch alle Teva-Standorte wurden bestreikt.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er wolle in der kommenden Woche Konzernchef Kåre Schultz treffen. „Das erste Ziel ist es, den Schaden für die Beschäftigten so gering wie möglich zu halten“, meinte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Man müsse alles unternehmen, um eine Schließung in Jerusalem zu verhindern. Außerdem sei es wichtig, dass Teva ein israelisches Unternehmen bleibe.

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