Cannabis aus Deutschland

Demecan: Cannabis-Versorgung sichern

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Berlin -

In immer mehr Indikationen erweist sich Cannabis als wirksam. Seit vier Jahren können Patienten mit der Pflanze versorgt werden. Um den wachsenden Bedarf zu decken, setzt Demecan auf Cannabis-Import aus Australien und auf Anbau vor Ort. Als einziges unabhängiges deutsches Unternehmen erhielt Demecan den Zuschlag zum Anbau und Vertrieb von medizinischem Cannabis in Deutschland. Nun stellt das Unternehmen seine erste Blüte vor.

Neben den kanadischen Konzernen Aphria und Aurora ist das Berliner Start-up das einzige deutsche Unternehmen, das im Auftrag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hierzulande medizinisches Cannabis anbauen darf. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet. In diesem Jahr soll die erste Ernte in Deutschland eingefahren werden. Im vergangenen Jahr blieb ein Ertrag noch aus – als Grund nannte das Unternehmen die Pandemie: Covid-19 habe zu Verzögerungen bei notwendigen Zertifizierungen geführt. Angebaut wird ganz in der Nähe von Leuna (Sachsen-Anhalt). In der Gemeinde Ebersbach, unweit von Dresden, haben die Berliner vom insolvent gegangenen Cannabis-Konzern Wayland eine Anlage in einem ehemaligen Schlachthof erworben, in der sie ihr Cannabis künftig anbauen wollen.

Demecan übernimmt – vom Anbau über die Weiterverarbeitung und Lagerung bis zur Lieferung an Apotheken – alle Schritte innerhalb der Cannabisversorgung. Hierdurch soll die dauerhafte Versorgung der Patienten sichergestellt werden. Denn der Bedarf an Cannabis steigt: Immer mehr Ärzte verschreiben die Pflanze, ob als Blüte oder Extrakt. Studien zeigen Wirksamkeiten in zahlreichen Indikationsgebieten. Allein in der ersten Hälfte des letzten Jahres wurden über 160.000 GKV-Verordnungen von Cannabinoiden verzeichnet. Dabei entfallen die Verordnungen immer häufiger nicht nur auf die Indikation chronischer Schmerz, sondern auch auf onkologische Beschwerden wie Appetitlosigkeit oder Übelkeit und neurologischen Erkrankungen.

Evidenzgrade der Indikationen

Für die Indikationen chronischer Schmerz und Tumorschmerz wurde die Evidenz von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin mit dem Grad A bewertet. Für die Indikationen Untergewicht, Apptetitlosigkeit und Kachexie, insbesondere bei HIV-Patienten, wurde der Evidenzgrad mit B beurteilt. Hierbei bedeutet die Einstufung in Klasse A, dass die Wirksamkeit durch schlüssige Literatur von guter Qualität (Evidenzgrad Ia, Ib), die mindestens eine randomisierte Studie enthält, bestätigt wurde. Innerhalb der Klasse B ist die Evidenz zumindest durch gut durchgeführte, nicht randomisierte klinische Studien belegt (Evidenzgrad IIa, IIb, III).

Demecan geht davon aus, dass bisher nur ein kleiner Teil eine Add-on-Therapie erhält und somit zahlreiche Patienten mit Cannabis als Therapieoption unversorgt bleiben. „Schon allein die Gesamtheit von 3,8 Millionen Patienten:innen mit schweren chronischen Schmerzen legt eine Unterversorgung nahe“, so das Unternehmen. Demecan geht zusätzlich davon aus, dass sich das Diagnosespektrum von medizinischem Cannabis erweitern wird, auch deshalb sei der Ausbau der deutschen Cannabisproduktion und die Sicherung der dauerhaften Versorgung wichtig.

Die erste Blüte, die Demecan auf den Markt bringen will, ist eine Sorte mit einem hohen THC-Anteil von ungefähr 20 Prozent. Der CBD-Anteil liegt bei unter einem Prozent. Das Besondere: Demecan schlüsselt das Terpen-profil auf. Eine Auflistung der einzelnen Verbindungen ist eher unüblich. Die Demecan 20:01 Florestura Blüte enthält folgendes Terpenprofil: 26 Prozent β-Caryophyllen, 25 Prozent Limonen, 17 Prozent β-Mycren, 10 Prozent α-Humulen. Den verschiedenen Terpenen werden unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen. Allen gemein ist der sogenannte Entourage Effekt. Dieser besagt, dass ein Stoffgemisch eine höhere biologische Aktivität besitzt und zu Synergie-Effekten führen kann. Terpene können also die Wirkung von THC und CBD positiv beeinflussen.

Weiterer Liefervertrag für sichere Versorgung

Anfang Februar schloss Demecan mit dem australischen Unternehmen MediPharm Labs einen zusätzlichen Liefervertrag über unterschiedliche Vollspektrum-Cannabisextrakte. Diese beinhalten das gesamte Wirkspektrum von Cannabis – THC, CBD und Terpene. Demecan wird in den nächsten drei Jahren von MediPharm Labs jedes Jahr mit mindestens 9000 Einheiten White Label Cannabisextrakt geliefert bekommen. „Der Lieferbeginn soll noch in diesem Jahr starten“, so Demecan. Das australische Unternehmen ist weltweit führend in der forschungsorientierten Cannabisextraktion und -destillation in pharmazeutischer Qualität. Die Produktion erfolgt nach den Good Manufacturing Practices (GMP). Und gleicht somit dem Standard von Demecan.

 

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