Lieferdienste

Delivery Hero will Arzneimittel liefern

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Berlin -

Der Lieferdienst Delivery Hero will sein Geschäftsfeld erweitern. Das Berliner Unternehmen testet Medienberichten zufolge die Auslieferung von Arzneimitteln und Blumen. In Deutschland wurde das Liefergeschäft mit den Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora allerdings Ende 2018 an den Wettbewerber Takeaway (Lieferando) verkauft.

Delivery Hero probe die Auslieferung von Blumen, Arzneimitteln und Lebensmitteln, wird Vorstandschef Niklas Östberg von der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zitiert. Das Konzept werde in Städten in Südamerika und der Türkei getestet. Das Unternehmen ist laut Firmenangaben das größte Essensnetzwerk mit rund 310.000 Restaurantpartnern in 39 Ländern.

Details waren auf Nachfrage nicht zu erfahren. Doch auch im Apothekenmarkt gab es bereits Ideen, sich externe Lieferdienste zunutze zu machen: Ralf König, Apotheker aus Nürnberg und Gründer von Curacado, strebte bereits vor einem Jahr eine Kooperationen mit Anbietern wie Lieferando an. „Die sind mittags und abends ausgelastet, aber dazwischen können sie auch Arzneimittel ausliefern. Die werden ja nicht kalt“, sagte er im März 2018: „Wir Apotheken verfügen über knapp 20.000 Lager bundesweit. Da kann Amazon nicht mithalten“, warb er für seine „Schwarm-Theorie“.

Allerdings lehnt die ABDA solche Ideen ab. In ihrer Stellungnahme zum Apothekenstärkungsgesetz fordert sie, dass der Botendienst nur durch Mitarbeiter der Apotheke möglich sein soll – und zwar, wie jetzt gegenüber dem Bundesrat noch einmal klargestellt wurde, auch im OTC-Bereich. Nur so ließen sich gewährleisten, dass der Bote der Apotheke dem alleinigen Weisungsrecht des Betriebserlaubnisinhabers unterliege, und ausschließen, dass zentralisierte Botendienstangebote entstehen. „Die Stärkung des Botendienstes sollte nicht dazu führen, dass Dritten die Möglichkeit eröffnet wird, in organisiertem Umfang an der Arzneimittelversorgung durch die Präsenzapotheke zu partizipieren. Dies würde im Ergebnis den gesetzgeberischen Zweck der Stärkung der Präsenzapotheken im Interesse einer Verbesserung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung konterkarieren.“

Auch das „Sammeln, Vermitteln und Weiterleiten von Verschreibungen auch in elektronischer Form an Apotheken und die Werbung dafür“ sollen Dritten verboten werden, die „dafür einen Vorteil für sich oder andere fordern, sich versprechen lassen, annehmen oder einen solchen gewähren“. Bislang erstreckten sich die Regelungen zum Absprache- und Zuweisungsverbot auf Ärzte und Apotheker sowie deren Mitarbeiter, so die ABDA. In den vergangenen Jahren seien jedoch wiederholt Geschäftskonzepte verfolgt worden, um die Möglichkeiten auszuloten, an der Versorgung zu partizipieren. „Dabei wird ausgenutzt, dass die Betriebserlaubnisinhaber insbesondere durch strukturelle Veränderungen einem Wettbewerbsdruck ausgesetzt wurden, dessen durchaus positive Aspekte auch durch missbräuchliche Gestaltungen in Frage gestellt werden.“

Mit Blick auf das E-Rezept werde es noch schwieriger, unzulässige Gestaltungen aufzudecken, da es in der digitalen Welt schwierig sein werde, den Weg der Verschreibung als Indiz für missbräuchliche Gestaltungen zu verfolgen. Ein Verbot des Makelns von Verschreibungen durch Dritte wäre geeignet, die Präsenzapotheke zu stärken, da eine „unzulässige Verschreibungssteuerung zu Gunsten einiger, die zu Lasten vieler geht, effektiver bekämpft werden kann“.

Zumindest Lieferando ist als Partner für Apotheker derzeit keine Option: Aus dem deutschen Liefergeschäft zog sich die Firma zurück, Takeaway zahlte 930 Millionen Euro für den Bereich in Cash und Aktien. Die Übernahme wurde im Frühjahr abgeschlossen. Delivery Hero wollte sich mit dem Verkauf unter anderem auf das globale Geschäft und Wachstumsmärkte fokussieren. Takeaway ist in zehn europäischen Ländern und Israel aktiv.

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