Daten- und Retaxkonzern

Davaso/Iqvia: Kartellamt fragte bei BMG nach

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Berlin -

Bei ihrem Daten-Hub setzt die Abda auf Comline, eine Tochter der Retaxfirma Davaso, die ihrerseits seit zwei Jahren zum US-Konzern Iqvia gehört. Weil in der Gruppe nicht nur Abverkaufs-, sondern auch Gesundheits- und Sozialdaten erhoben werden, prüfte das Bundeskartellamt die Übernahme besonders genau – und fragte sogar beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) nach. Am Ende hatte man keine Einwände.

Davaso ist der führende Abrechnungsdienstleister in Deutschland. Der Name steht für Daten (DA), Validierung (VA) und Software/Solutions (SO). Das Unternehmen mit Sitz in Leipzig war 2017 durch Fusion der beiden Wettbewerber Inter-Forum und Syntela hervorgegangen. Beide Abrechnungsdienstleister hatte der Brenninkmeijer-Clan (C&A) Ende 2015 beziehungsweise Anfang 2016 übernommen. Ende 2017 übernahm der britische Finanzinvestor Montagu über eine Holding in Luxemburg 90 Prozent der Anteile, vier Jahre später wurde an Iqvia verkauft.

Nach eigenen Angaben stellt Davaso für mehr als 50 Prozent der mehr als 450 Millionen jährlich ausgestellten Arzneimittelrezepte die Prozesse zur Abrechnung und Prüfung, insgesamt geht es um ein Abrechnungsvolumen von etwa 22 Milliarden Euro im Jahr.

Millionen mit Rezeptkontrolle

Auch wenn das Unternehmen mit Sitz im Bürokomplex „Triumphator“ in Leipzig bei den Apotheken gefürchtet ist, entfällt nur ein kleiner Teil von weniger als 2 Prozent des Umsatzes von rund 100 Millionen Euro auf diesen Bereich. 57 Prozent der Erlöse spülen vielmehr die geprüften Belege von Taxifahrern, Hebammen, Pflegediensten, Ambulanzen, Hilfsmittelanbietern und Heilmittelerbringern in die Kasse. Weitere 8 Prozent steuert der DMP-Bereich bei; hier war schon Inter-Forum unangefochtener Marktführer. Der Rest entfällt auf Dienstleistungen für die KVen sowie auf kleinere Leistungsbereiche.

18 Millionen Euro steuert Comline bei, also jenes Tochterunternehmen, an das die Abda einen Millionenauftrag vergeben will. Davon entfällt nur die Hälfte auf Krankenkassen, der Rest kommt aus dem Finanzwesen (Banken und Versicherungen) sowie von IHKen und regierungsnahen Institutionen. Auch für den öffentlichen Gesundheitsdienst ist das Unternehmen tätig.

Kartellamt prüfte Datensammlung

Bei der Prüfung der Übernahme von Davaso durch Iqvia vor zwei Jahren befasste sich das Bundeskartellamt daher eingehend mit der Frage befasst, ob der US-Konzern „einen unmittelbaren oder verbesserten Zugang zu Gesundheits- und Sozialdaten der gesetzlichen Krankenkassen erhält und diese künftig im Rahmen seiner Marktforschungstätigkeit auswerten kann“. Dadurch hätte sich die teilweise führende Marktposition von Iqvia weiter verstärken können.

Bei der Klärung der relevanten datenschutz- und sozialversicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen wurden kurzfristig das Bundesgesundheitsministerium (BMG), das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) und der Bundesdatenschutzbeauftragte hinzugezogen. Am Ende sah man keinen Grund, die Übernahme zu untersagen: „Im Ergebnis unterliegen die betroffenen Gesundheits- und Sozialdaten einem derart hohen gesetzlichen Schutzniveau und einer wirksamen Aufsicht durch die zuständigen Datenschutz- und Gesundheitsbehörden, dass Iqvia durch die Übernahme ihren Zugriff auf die Daten nicht verbessert. Folglich kann das Unternehmen seine Marktposition auch nicht weiter verstärken, so dass das Vorhaben freizugeben war.“

Iqvia konnte damit also seine Position bei Krankenkassen, Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und Gesundheitspolitik festigen und sich Einfluss bei den Themen E-Rezept, Abrechnung und Verträge sichern. Bislang war der US-Konzern vor allem im Bereich der Marktforschung aktiv, der Konzern sammelt Daten vor allem aus Apotheken und Kliniken.

85 Prozent des Weltmarktes

Weltweit gibt es laut Firmenangaben 150.000 Datenlieferanten, sodass 85 Prozent des globalen Arzneimittelmarktes erfasst würden. Durch die Fusion mit Quintiles kam der Bereich der klinischen Studien hinzu. Vom Umsatz von zuletzt 14,4 Milliarden US-Dollar entfallen 5,7 Milliarden Dollar auf das Datengeschäft, 7,9 Milliarden Dollar auf das Beratungsgeschäft und 743 Millionen Dollar auf den Bereich „Contract Sales & Medical Solutions“. In den dritten Bereich fällt die Unterstützung von Herstellern bei Strategie und Vertrieb. Hierzulande hatte Iqvia dazu vor einigen Jahren die Agenturgruppe Jäger von Röckersbühl gekauft.

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