Die apothekereigenen Rechenzentren sind sich derzeit nicht grün: Dr. Jörn Graue, Chef des Norddeutschen Apothekenrechenzentrum (NARZ), fordert einen strengeren Umgang mit den Abrechnungsdaten. Die anderen Rechenzentren wundern sich über den Kollegen aus dem Norden.
Angefangen hatte der Ärger im Februar 2012, als das Magazin „Spiegel“ einen reißerischen Bericht über Datenlieferungen der Rechenzentren gebracht hatte. Graue hatte sich in der Folge intensiv mit dem Landesdatenschutzbeauftragten von Bremen ausgetauscht und die Datenlieferungen des NARZ massiv eingeschränkt.
„Wir holen uns immer erst das Placet der Datenschützer. Das mag in anderen Bundesländern anders laufen“, sagt Graue. Das NARZ liefere nur noch vollständig anonymisierte Daten, fein granulierte Daten erhalte die Industrie nicht mehr.
Über diesen „vorauseilenden Gehorsam“ wundern sich die anderen apothekereigenen Rechenzentren, die sich ihrer Sache ebenfalls sicher sind. Am Vormittag hatten sich die Spitzen von VSA, ARZ Haan und ARZ Darmstadt zu einer Telefonkonferenz verabredet. Die über Jahre erarbeiteten eigenen Verfahren seien ebenfalls mit den Datenschützern abgesprochen und nicht beanstandet worden, so der Tenor. Nur in Nordrhein-Westfalen läuft dem Vernehmen nach die Abstimmung mit den Behörden noch.
Das NARZ muss wegen der abgespeckten Datenlieferungen derweil Einnahmeeinbußen hinnehmen. Denn die Daten sind nur noch auf Ebene der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) zusammengefasst und verlieren dadurch deutlich an Wert. Die Marktforschungsunternehmen IMS Health und Insight Health haben ihre Zahlungen an das NARZ deshalb spürbar gekürzt. In der Branche ist von jeweils hohen sechsstelligen Summen die Rede.
Das NARZ versucht derzeit noch, Zahlungen einzuklagen – IMS fordert in einer Gegenklage Schadensersatz. Für dieses Verfahren hat das Rechenzentrum ebenfalls Rückstellungen gebildet, dem Vernehmen nach von rund einer Million Euro.
Zahlen zur Bilanz werden vom NARZ als Verein nicht veröffentlicht. Bei der Mitgliederversammlung wurde aber bekannt gegeben, dass die Eigenkapitalquote des Tochterunternehmens GFI im vergangenen Jahr von 95 Prozent auf 87 Prozent schrumpfte, beim NARZ zusätzlich von 93 auf 92 Prozent.
Es geht aber nicht nur ums Geld: Fraglich ist auch, was die Rechenzentren bei einer strengen Auslegung des Datenschutzes noch an das Deutsche Arzneiprüfinstitut (DAPI) in Eschborn liefern dürfen. Die Apotheker benötigen die eigenen Auswertungen vor allem in den Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen.
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