Beim neuesten Daten-Leak, den Paradise Papers, geraten neben Politikern auch Pharmagrößen in den Fokus. Allen voran der ehemalige Gesellschafter der Boehringer Mannheim, Curt Engelhorn. Auch Bayer soll in den Dokumenten auftauchen.
Der 2016 verstorbene Pharma-Milliardär Engelhorn schenkte seinen Töchtern Elisabeth und Carolin zu Lebzeiten über verschiedene Trusts ein Millionenvermögen. Die darauf fälligen 440 Millionen Euro Schenkungssteuer sollen die Sprösslinge nicht entrichtet haben, weshalb sie 2013 festgenommen wurden. Die Ermittler hatten Probleme, das komplexe, weltweit verzweigte Finanzsystem der Engelhorns zu durchdringen. Am Ende einigten sich die bayerischen Finanzbehörden mit den Töchtern auf eine Steuernachzahlung von etwa 145 Millionen Euro.
Von 44 Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen gingen die Ermittler damals aus. Neun von diesen Gesellschaften finden sich auch in den Paradise Papers, allerdings sind sie nur die Spitze des Eisberges. 38 weitere bislang unbekannte Gesellschaften wurden entdeckt, berichtet die Süddeutsche Zeitung, die die Leaks ausgewertet hat.
Insgesamt können Engelhorn und seine Familie mit 82 Trusts, Stiftungen oder Briefkastenfirmen in sieben Steueroasen in Verbindung gebracht werden. Die Kanzlei Appleby, deren Unterlagen geleakt wurden, ging dem Clan beim Aufbau des Offshore-Imperiums zur Hand.
Die Dienste der Kanzlei soll auch Bayer in Anspruch genommen haben. Um was es sich genau handelt, ist aber noch nicht bekannt. Die gestern veröffentlichten Paradise Papers umfassen 13,4 Millionen Dokumente. Konkret geht es um Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen, die von Appleby und einer weiteren Firma aufgesetzt wurden.
Neben Bayer und Engelhorn sollen aus Deutschland auch Sixt, die Deutsche Post, die Hotelkette Meininger, Siemens, Allianz, die Deutsche Bank sowie Ex-Kanzler Gerhard Schröder zu den Kunden gehören.
Engelhorn – Urenkel von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn – hatte in den späten 1950er Jahren die Geschäftsführung von Boehringer Mannheim übernommen. Er baute das Unternehmen aus. In den 1980er Jahren verlegte er den Sitz der Firmenholding Corange auf die Bermudas. 1997 wurde Boehringer Mannheim für knapp 19 Milliarden Deutsche Mark an den Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche verkauft.
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