Pharmabranche

Das Who-is-who des Mittelstands

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Berlin -

Deutschland ist Mittelstandsland – das ist auch bei den Arzneimittelherstellern nicht anders. In Teil 4 unserer Serie über den Pharma-Mittelstand stellen wir die Familienunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum vor und die Menschen, die sie erfolgreich gemacht haben.

Das Serumwerk Bernburg wurde 1954 gegründet und im Jahr 1992 zur Aktiengesellschaft privatisiert. Das Unternehmen stellt Human- und Veterinärarzneimittel her. Die bekanntesten Produkt aus der Apotheke sind das Erkältungsmittel Pulmotin, die Wundsalbe Pyolysin und die Mundsalbe Parodontal. Vorstandsvorsitzender ist Frank Kilian. Die Unternehmensgruppe hat vier Tochtergesellschaften: Medistar (Tierarzneimittel), Serumwerk Vertriebs GmbH (Dialyseprodukte), MTP Medical Technologies (Dialysatoren). Acamed Resort betreibt ein Hotel.

OmniVision wurde Ende 2003 von Burkhardt Hoffmann gegründet, der das Unternehmen auch heute noch leitet. Der Hersteller ist auf Nischenprodukte in der Ophthalmologie spezialisiert. Mehr als 50 Präparate gehören zum Produktportfolio.

Protina mit Sitz in Ismaning wird in der dritten Generation von Monika Tiedemann geleitet. Die bekanntesten Produkte des Unternehmens sind mittlerweile fast 100 Jahre alt. Magnesium-Diasporal kam 1922 auf den Markt und Basica 1929. Das Unternehmen exportiert seine Produkte in 20 Länder.

Das 2012 gegründete Unternehmen Niehaus Pharma ist auf pflanzliche Arzneimittel spezialisiert. Mittlerweile gehören drei Produkte zum Portfolio. Den Anfang machte 2012 das Beruhigungsmittel Lioran, 2014 folgte Gasteo gegen Verdauungsbeschwerden und 2016 das Johanniskraut-Präparat Kira. Gründer und Firmenchef Andreas Niehaus kennt den OTC-Markt. Vor seiner Selbstständigkeit war der Betriebswirt zwölf Jahre bei Boehringer Ingelheim tätig, zuerst als Produktgruppenleiter, später als Marketing- sowie Vertriebsleiter im Bereich Selbstmedikation.

Der Hersteller KSK Pharma hatte es 2008 über Nacht zu einiger Berühmtheit im Apothekenmarkt gebracht. Die Firma aus dem baden-württembergischen Berghausen hatte bei den AOK-Rabattverträgen bundesweit den Zuschlag für Omeprazol erhalten. Heute ist KSK nur noch mit einigen OTC-Produkten in der Apotheke vertreten. Das Unternehmen leitet Vorstand Peter Krcmar.

Louis Widmer bietet verschiedene Serien wie Remederm für sehr trockene Haut, Skin Appeal bei unreiner Haut sowie Sonnenschutzprodukte an. Das Familienunternehmen mit Sitz in Schlieren wurde 1960 von Louis-Edouard Widmer und seinem Sohn Louis-Max Widmer in Uitikon bei Zürich gegründet. In dritter Generation ist seit 2002 Annemarie Widmer in der Geschäftsleitung für das Marketing verantwortlich.

Der Wort & Bild Verlag wurde 1955 wurde von Rolf Becker gegründet. Ein Jahr später kam das Flaggschiff Apotheken Umschau auf den Markt. 1968 wurde der heutige Standort in Baierbrunn bezogen. Der Verlag beschäftigt insgesamt rund 230 Mitarbeiter und erwirtschaftet Erlöse von rund 140 Millionen Euro, von denen schätzungsweise ein Drittel auf Anzeigenerlöse und zwei Drittel auf Abonnements entfallen. Dr. Hartmut Becker übernahm nach dem Tod seines Vaters die Leitung, 2015 zog er sich zurück. Seitdem leitet Andreas Arntzen den Verlag.

Der Rohstofflieferant Caesar & Loretz, kurz Caelo, wurde 1886 gegründet. 1953 wurde die Firma durch die ehemalige DDR verstaatlicht, in der Bundesrepublik startete der Sohn des Firmengründers Rudolf Caesar zunächst in Michelstadt/Odenwald und später in Hilden neu. 1962 übernahm die Familie von der Linde den Betrieb. Bei der Übernahme des privaten Großhändlers durch die Sanacorp im Jahr 2009 blieb Caelo im Familienbesitz. Caelo beschäftigt in Hilden und Bonn 210 Mitarbeiter. Auch die Vaselinfabrik Wasserfuhr in Bonn gehört seit 1999 zum Unternehmen. Dort werden derzeit halbfeste Produkte und Wirkstoffe abgefüllt. Ulrich von der Linde ist gemeinsam mit Juliane Reinges Geschäftsführer bei Caelo. Bis 2011 saß er im Vorstand der Sanacorp.

Die Temmler Werke wurden 1917 von Hermann Temmler in Detmold gegründet. 1960 wurde der Hauptsitz nach Marburg verlegt. Zwischenzeitlich gehörte Temmler Pharma zu Asta Medica. Von 2007 bis 2013 war das Unternehmen in Besitz der Familie Ricken. Dann übernahm die Aenova-Gruppe den auf Pulvertechnik und Verpackung spezialisierten Lohnhersteller. Am Standort Marburg arbeiten 129 Mitarbeiter.

Das Sortiment von Rausch umfasst rund 70 Präparate, darunter auch Stylingprodukte, Nahrungsergänzungsmittel für Haut, Haar und Nägel sowie Präparate zur Läusebehandlung. Der deutsche Friseurmeister Josef Wilhelm Rausch gründete 1890 das Unternehmen. 1949 erwarb Josef Baumann-Widmer die Kosmetikfabrik. Er wurde ab 1968 im Innen- und Außendienst durch seinen Sohn Marco Baumann unterstützt, der sich 2016 aus dem Unternehmen zurückzog. Heute trägt dessen Sohn Lucas Baumann als CEO die Verantwortung für das 164 Mitarbeiter zählende Kosmetikunternehmen.

Das 1970 gegründete Unternehmen Ardeypharm ist auf Phytopharmaka spezialisiert. 1971 wurde das Probiotikum Mutaflor übernommen. Weitere bekannte Produkte in Apotheken sind Plissamur zu Behandlung von Veneninsuffizienz und das Probiotikum Yomogi gegen Durchfall. Das Unternehmen mit Sitz in Herdecke gehört zu Pharma Zentrale und wird von Martin Proppert, Sabine Haarmann, Detlef Gopon und Jürgen Kirstein geleitet.

Dr. Loges geht auf den Apotheker Werner Loges zurück, der sich im Rahmen seiner Promotion mit der Wirkung von Rauwolfia serpentina beschäftigte. 1958 brachte er mit Dysto-Loges sein erstes Präparat auf den Markt, heute gibt es rund 40 unterschiedliche Produkte, ein Dutzend davon mit Umsätzen von mehr als einer Million Euro. Besonders erfolgreich entwickelte sich zuletzt Femiloges. Carsten Timmering ist seit rund vier Jahren im Unternehmen, er leitet die Firma gemeinsam mit zwei weiteren Geschäftsführern: Dr. Andreas Biller hatte den Firmengründer 2011 an der Spitze des Unternehmens abgelöst; seit April 2014 ist mit Gregor Loges wieder ein Familienmitglied in der Geschäftsführung vertreten. Er war zuvor bei Novartis knapp vier Jahre als Brandmanager tätig. Gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern hat er das Unternehmen vom Vater übernommen.

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