Mit anderem Konzept und deutlich weniger Filialen wäre die untergegangene Drogeriekette Schlecker nach Ansicht des Insolvenzverwalters möglicherweise sanierbar gewesen – letztlich fehlte aber ein Käufer.
Es sei eine Art Tankstellenkonzept geplant gewesen: weniger Drogerie, dafür auch Lebensmittel, ein Paketshop und ähnliches, sagte Arndt Geiwitz am Montag im Prozess gegen Anton Schlecker am Landgericht Stuttgart. „Seven-Eleven war unser Benchmark“, erläuterte er mit Verweis auf die US-Einzelhandelskette. „Wir hatten am Ende des Tages auch einen Käufer für dieses Konzept.“ Nur sei der letztlich doch abgesprungen.
Schlecker hatte Anfang 2012 Insolvenz angemeldet, danach hatte Geiwitz mehrere Wochen lang versucht, die Kette zu verkaufen. Vor Gericht stellte er am Montag auch dar, wie Europas größte Drogeriemarktkette in den Abwärtsstrudel geraten war. Schleckers zentraler Fehler sei vor allem gewesen, dass er zu lange an seinem Geschäftsmodell mit vielen kleinen Filialen festgehalten und sich zu wenig an den Wünschen der Kunden orientiert habe.
Die Anklage wirft Anton Schlecker vorsätzlichen Bankrott vor. Er soll außerdem Geld aus dem Unternehmen gezogen und an seine Kinder Lars und Meike verschoben haben, die wegen Beihilfe angeklagt sind. Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass spätestens Ende 2009 die Zahlungsunfähigkeit drohte und der Gründer über die Lage im Bilde war. Schlecker weist das zurück.
Der einstige Drogeriekönig hatte noch einmal betont, dass aus seiner Sicht eine Sanierung möglich gewesen wäre. Am Erfolg eines entsprechenden Programms habe niemand Zweifel geäußert, sagte der 72-Jährige vor einer Woche. Eine Unternehmensberatung habe vollen Einblick in alle Unterlagen gehabt. „Alles schien positiv im Fluss zu sein.“ Das Sanierungskonzept sah demnach die Schließung von kleinen und unrentablen Filialen vor. An ihre Stelle sollten größere Märkte treten.
Bis Mitte 2012 habe man die Filialzahl auf 6000 umgestaltete Läden gesund schrumpfen wollen, erklärte ein Unternehmensberater als Zeuge vor dem Landgericht. Analysen hätten gezeigt, dass das neue Ladenkonzept bis zu 30 Prozent mehr Umsatz hätte bringen können. „Ich bin überzeugt, dass das so hätte realisiert werden können.“
Nicht erklären könne er sich jedoch, warum Schlecker zur Umsetzung des Rettungsplans keine zusätzlichen Mittel bei Banken aufnehmen wollte, sagte der Berater: „Ich weiß nicht, warum es letztlich nicht zu einer Finanzierung gekommen ist.“ Dabei habe es nach seiner Erinnerung positive Reaktionen etwa von der damaligen WestLB und von der Commerzbank auf das Konzept gegeben. Er habe sich „geärgert, dass wir das Thema (Finanzierung) nicht begleiten durften“.
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