Das Trittbrett ist ausgeklappt Carolin Ciulli, 14.11.2018 09:08 Uhr
Phoenix hat gegenüber Apotheken Kürzungen der Konditionen angekündigt und man muss kein Schwarzseher sein bei der Befürchtung, dass der Branchenprimus alleine diesen Weg beschreiten wird. Erfahrungsgemäß spürt die Handvoll Anbieter im Markt den wirtschaftlichen Druck recht simultan, gefolgt von einer ebenso allgemein einsetzenden Phase der Entspannung mit Spielraum für höhere Rabatte. Erste Signale, dass es auch diesmal nach diesem Muster läuft, gibt es bereits.
Phoenix hat, wie schon in der Vergangenheit des Öfteren, als erstes bei einzelnen Apotheken die Konditionen gekürzt. Zudem soll die Zahl der Belieferungen gestutzt werden. Die Mannheimer erklären die Einschnitte gegenüber ihren Kunden mit durch den Gesetzgeber bedingten Kostensteigerungen. Ansonsten will Phoenix die Berichte nicht weiter kommentieren.
Und die Konkurrenz? Ein Gehe-Sprecher bestätigt indirekt, dass der Rotstift zumindest bereitliegt: „Wie Sie wissen, weisen wir seit Monaten intensiv auf die sinkende Spanne und die gestiegenen Kosten durch höhere rechtliche Anforderungen an den pharmazeutischen Großhandel hin. Diese wirtschaftliche Entwicklung besprechen wir einerseits mit der Politik, andererseits mit unseren Kunden.“ Die Konditionspolitik werde man aber wie gehabt nicht öffentlich kommunizieren.
Ähnliches Bild bei Alliance Healthcare. Das Statement aus Frankfurt lässt erahnen, in welche Richtung sich die Konditionen in der nächsten Zeit entwickeln dürften: „Wir halten es mit Aussagen zu Konditionen und Lieferbedingungen wie in der Vergangenheit: Hierüber sprechen wir ausschließlich mit unseren Kunden, und jedes unserer Kundengespräche erfolgt auf Basis einer individuellen Bewertung. Dennoch räumen wir gerne ein, dass uns die Themen, die von Phoenix als Begründung für den angekündigten Schritt der Konditionenkürzungen genannt werden, natürlich ebenso beschäftigen. Insofern kommt diese Entscheidung aus unserer Sicht auch nicht aus heiterem Himmel...“, teilte ein Sprecher mit.
Die Noweda als Nummer 2 im Markt versicherte, dass es keine flächendeckenden Kürzungen gebe und diese auch nicht geplant seien. Das schließt natürlich nicht aus, dass im Einzelfall Konditionen angepasst werden. So berichtet etwa ein Apotheker aus Baden-Württemberg von einer Tourenkürzung und einer neuen Servicepauschale.
Der Außendienstmitarbeiter der Noweda sei in der vergangenen Woche zu Besuch gewesen. „Bei den Konditionen bin ich nach harten Verhandlungen stabil geblieben“, sagt er. Dafür musste er der Streichung einer Tour zustimmen. Allerdings befindet sich der Apotheker in einer komfortablen Situation. Er wird von drei Großhändlern insgesamt achtmal am Tag beliefert. Die Tourenkürzung kann er sich leisten. Noweda auf der anderen Seite ist am liebsten in der Rolle des alleinigen Lieferanten und kürzt entsprechend mit lockerer Hand bei weniger treuen Genossen.
Allgemein wird der Wegfall von Touren von Inhabern unterschiedlich bewertet. Die einen sehen die mehrmalige Anfahrt pro Tag als unnütz, da sie auf ein optimiertes Warenlager und den fast immer bereitstehenden Zweitlieferanten vertrauen. Zudem würden Arzneimittel selten sofort benötigt. Andere sehen der extrem schnellen Verfügbarkeit der Arzneimittel in der Apotheke vor Ort einen Kernvorteil gegenüber dem Versandhandel.