Phoenix Spezial

Das Schicksal der Phoenix-Trabanten

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Seit zwei Wochen steht der Treuhänder für den Mannheimer Pharmahandelskonzern Phoenix fest. Der renommierte Wirtschaftsjurist Professor Dr. Harald Wiedmann soll „Transparenz für die Kreditgeber“ herstellen. Eine herausfordernde Aufgabe angesichts der komplexen Unternehmensstruktur: Den Konzern umkreisen verschiedene Satelliten, mit denen Erträge aufgefangen und umgeleitet werden.

Vom Konzernumsatz in Höhe von 21,6 Milliarden Euro blieb der Phoenix Aktiengesellschaft 2007 unter dem Strich gerade ein Bilanzgewinn von rund 5 Millionen Euro übrig. Dieser wurde ohne Ausschüttung nahezu komplett in die Gewinnrücklagen eingestellt. Zum Vergleich: Bei Celesio blieben vom Umsatz von 22,3 Milliarden Euro rund 130 Millionen Euro, die komplett als Dividende an die Aktionäre ausgezahlt wurden.

Dass sich diese Zahlen kaum gegenüberstellen lassen, hängt auch mit der einzigartigen Konzernstruktur bei Phoenix zusammen: Erträge werden auf unterschiedlichen Stufen abgeführt - an Unternehmen, die allesamt mehrheitlich zum Imperium des verstorbenen Unternehmers Adolf Merckle gehören.

Merckle und seine Firmenarchitekten hatten Anfang der 1990er-Jahre die traditionsreichen, zum Teil börsennotierten Großhändler Ferd. Schulze, Hageda, F. Reichelt und Otto Stumpf zu Immobilien- und Vermögensverwaltungen umfunktioniert und ihnen im Gegenzug wesentliche Anteile an den oberen Konzernebenen von Phoenix überschrieben.

Als Verpächter verschiedener Niederlassungen erhalten die Unternehmen fixe sowie gewinnabhängige Einnahmen aus Verträgen mit der deutschen Großhandelstochter. Das Modell der Betriebspacht wurde gemäß der Merckle-Philosophie langfristig angelegt; alleine der Vertrag mit Stumpf läuft bis 2025.


Für die Nutzung der Vertriebszentren in Augsburg, Herne und Köln (Hageda), Fürth und Leipzig (Stumpf) sowie Göttingen, Hamburg, Hannover und Oldenburg (Reichelt) zahlte Phoenix 2007 rund 15 Millionen Euro, die entsprechend das Ergebnis reduzierten. Für die Niederlassungen in Berlin und Gotha hat Phoenix ebenfalls Pachtverträge abgeschlossen.

Als Kommanditisten kassieren die Phoenix-Trabanten gleichzeitig im Rahmen der jährlichen Gewinnausschüttung: Zuletzt waren bei Phoenix neben Merckle und seiner Frau knapp ein Dutzend der Familie zuzurechnende Unternehmen beteiligt. Als unmittelbare Phoenix-Tochter hält die Betreibergesellschaft der Gothaer Niederlassung sogar Anteile am eigenen Mutterkonzern.

Insgesamt 22 Millionen Euro flossen im Geschäftsjahr 2006/2007 an die Anteilseigner; das entspricht ungefähr dem Jahresüberschuss aus dem deutschen Großhandelsgeschäft. Für das Geschäftsjahr 2008 wurde dagegen angesichts einer erwarteten „deutlichen Minderung der Erträge im Deutschlandgeschäft“ keine Gewinnausschüttung in Aussicht gestellt.

Magere Bilanzen sind für die ehemaligen Großhändler indes nichts Ungewöhnliches. Nach dem von erheblichen Tumulten begleiteten Radikalumbau hatte Merckle die von ihm beherrschten börsennotierten Finanzdrehscheiben ab 1994 durch etliche Kapitalerhöhungen gepeitscht: Während bei Phoenix im Jahrestakt Millionen aufgestockt wurden, gingen bei Hageda, Stumpf und Reichelt die verbliebenen Minderheitsaktionäre leer aus. Erst ab 2004 wurden überhaupt wieder Dividenden ausgeschüttet.

Dies hatte zwar die Aktien vorübergehend aus dem Tiefschlaf geweckt und den Kursen abenteuerliche Höhen beschert. Doch spätestens als kurz vor Weihnachten 2007 bei Hageda und Stumpf die Abfindung der Minderheitsaktionäre pro forma beschlossen wurde, verschwanden die einst klangvollen Namen wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Egal wie die Zukunft von Phoenix aussehen wird - mit dem Amtsantritt von Treuhänder Wiedmann dürften die Aktien der Gründungsunternehmen definitiv auf Abruf stehen. Als Pachtbetriebe, Aktionäre und Kommanditisten hatten die einstigen Stars des deutschen Großhandelsensembles auf ihre alten Jahre zwar wenig glanzvolle, aber zentrale Doppelrollen im Bühnenstück des Adolf Merckle gespielt. Unter neuem Intendanten droht den gealterten Akteuren nun endgültig der Ruhestand.

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