Die zum Celesio-Konzern gehörende Internetapotheke DocMorris sucht einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge den Schulterschluss mit Drogerie- und Supermarktketten. „Uns ist jeder willkommen, der am traditionellen Arzneimittelmarkt rüttelt“, zitiert das Blatt DocMorris-Chef Ralf Däinghaus. Die Aussage steht in frappierendem Gegensatz zur bisherigen Politik sowohl von Konzernchef Dr. Fritz Oesterle als auch der gemeinsamen Initiative „Arzneimittel aus erster Hand“ der Celesio-Großhandelstochter Gehe und des Bundesverbandes zur Förderung der innovativen inhabergeführten Serviceapotheken Deutschlands (ISA).
Noch Ende September hatten Gehe und ISA in Düsseldorf die Initiative offiziell ins Leben gerufen, um Verbraucher, Politiker und Pharmazeuten auf ihr Konzept zur „regulierten Deregulierung“ einzuschwören. Durch ein System der Bedarfsplanung sollten „Wildwest-Zustände“ verhindert werden. Gehe-Chef André Blümel hatte deutlich gemacht, dass Player wie Tchibo, Rossmann oder Rewe „mit anderen Bandagen Wettbewerb betreiben“. Jenen Mitbewerbern sollte die Entfaltung am Markt erschwert werden, denn für jede teuer erworbene Lizenz oder Kassenzulassung hätten die Drogerie- und Supermärkte die bestehende Apotheke schließen müssen, um die Abgabe in der eigenen Filiale zu realisieren.
Ausgerechnet jenen gefürchteten Konkurrenten bietet Däinghaus nun die Hand. Das Vorpreschen dürfte nicht als Einzelaktion, sondern als konzertiertes Umschwenken des Konzerns zu verstehen sein. Bereits auf einer Veranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen zur Zukunft des Apothekenmarktes hatte Oesterle vor einigen Wochen von seinem Konzept zur Verhinderung einer „Neueröffnungsflut“ Abstand genommen. „Wir stellen uns auf eine komplette Liberalisierung ein“, hatte Oesterle erklärt. Dass dazu auch der Schulterschluss mit Drogerie- und Supermarktketten gehören könnte, hatte Oesterle nicht gesagt.
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