Börsengang

Curevac: Hopp behält die Kontrolle

, Uhr aktualisiert am 14.08.2020 18:56 Uhr
Berlin -

Das wegen seines Corona-Impfstoffkandidaten bekannt gewordene Tübinger Biotechunternehmen Curevac kann im Zuge seines Börsengangs wie erhofft deutlich mehr als 200 Millionen US-Dollar von Investoren einsammeln. Der erste Kurs lag schließlich mit  44 Dollar weit über dem dem Ausgabepreis der Aktie von 16 Dollar. Der Hauptinvestor von Curevac, SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, wird nach dem Börsengang mit einem Anteil von knapp unter 50 Prozent wichtigster Anteilseigner bleiben.

Ein zentrales Ziel des Börsengangs ist, Geld für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs einzusammeln. Aus dem Erlös werden dafür rund 150 Millionen Dollar (knapp 130 Millionen Euro) veranschlagt. Mit weiteren 50 Millionen Dollar soll die kurzfristige Produktionskapazität für das Mittel ausgebaut werden.

Curevac ist bei der Suche nach einem Impfstoff gegen Sars-CoV-2 einer von mehreren Hoffnungsträgern weltweit – und nicht der einzige, der dafür frisches Geld an der Börse hebt. Am Donnerstag startete die bereits in Hongkong notierte Aktie der chinesischen Firma Cansino zusätzlich in Shanghai – und der Kurs verdoppelte sich zeitweise.

Finanzchef Pierre Kemula betonte, dass mit dem Börsengang der Bedarf an frischem Kapital noch lange nicht gedeckt sei. „Wir werden uns immer nach zusätzlichen Finanzierungsquellen umsehen“, sagte er. Als Biotechfirma ohne signifikante Umsätze sei Curevac das gewohnt. Curevac verbuchte im vergangenen Jahr einen Verlust von knapp 100 Millionen Euro bei rund 17,5 Millionen Euro Umsatz.

Der Corona-Impfstoff von Curevac ist derzeit in einer Phase-I-Versuchsreihe, deren Ergebnisse im Schlussquartal dieses Jahres vorliegen sollen. Aktuell testet Curevac das Mittel hauptsächlich in Europa, in der nächsten Versuchsrunde mit 20.000 bis 30.000 Personen will die Firma auch nach Südamerika, Afrika und Asien gehen. Es ist geplant, diese größere Testreihe Mitte 2021
abzuschließen. Dann könnte es auch in einigen Ländern außerordentliche Genehmigungen geben, den Impstoff zu verabreichen.

Der Corona-Impfstoff von Curevac soll in kleineren Dosen als bei Konkurrenten verabreicht werden – damit könnte die Firma bei gleichen Produktionsmengen mehr Menschen versorgen.

Die Notierung an der Börse habe für Curevac diverse Vorteile über den Kapitalzufluss hinaus, betonte Kemula am Freitag. Gerade an einer Börse wie der Nasdaq mache die Platzierung Curevac international bekannter und werde auch bei der globalen Suche nach Fachkräften helfen. Curevac hat zum Stand Ende Juni 484 Beschäftigte. Bis auf 13 in den USA arbeiten sie alle in Deutschland.

Hopp hielt bisher über seine Firma Dievini knapp 54 Prozent an Curevac, nach dem Börsengang werden es gut 49 Prozent sein. Er kaufte zusätzlich Aktien für 100 Millionen Dollar. Die stattliche Förderbank KfW kommt dann noch auf knapp 17 Prozent und der Pharmakonzern GlaxoSmithKline auf gut 8 Prozent. An der Börse werden nun knapp 10 Prozent der Anteile gehandelt.

In einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde hatte Curevac bereits rund 560 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Darunter war auch der Bund, der im Juni den Einstieg der KfW bei Curevac für 300 Millionen Euro mitgeteilt hatte. Ziel war demnach auch, im Rennen um einen Corona-Impfstoff eine mögliche Übernahme aus dem Ausland zu verhindern. Nach Angaben der Bundesregierung ging die Initiative vom Unternehmen aus. Als weiterer Investor trat etwa der Staatsfonds von Katar in Erscheinung. Das britische Unternehmen zählt zu den führenden Impfstoff-Konzernen in Europa.

Anfang März hatte US-Präsident Donald Trump den damaligen Curevac-Chef Dan Menichella und weitere Pharmavertreter ins Weiße Haus eingeladen, um sich über die Impfstoffsuche zu informieren. Kurz darauf gab es Wirbel um die baden-württembergische Firma: Medienberichten zufolge versuchte Trump, den Impfstoff exklusiv für sein Land zu sichern und bot dafür einen hohen Betrag, was für Empörung sorgte. Hopp lehnte demnach jedoch sowohl einen Verkauf als auch eine Exklusivproduktion für Trump vehement ab. Danach stieg der Bund ein.

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