Kamillosan, Endwarts oder Audispray – mit den früheren Viatris-Marken nimmt sich Cooper Consumer Health den deutschsprachigen Markt vor. Deutschlandchef Thomas Niebergall erklärt im Interview mit APOTHEKE ADHOC, welche Herausforderung es beim Aufbau einer neuen Landesgesellschaft gibt, welche Marken im Fokus stehen und warum das Online-Geschäft dazu gehört.
ADHOC: Wie kommen Sie mit dem Aufbau von Cooper in Deutschland voran?
NIEBERGALL: Seit der Gründung der Cooper Consumer Health Deutschland GmbH Anfang 2024 haben wir bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Die ersten entscheidenden Schritte – wie die Besetzung wesentlicher Schlüsselpositionen und der Aufbau unseres Bürostandorts in Mannheim inklusive der Rekrutierung von geeigneten Partnern und Dienstleistern – konnten wir erfolgreich umsetzen und damit eine solide Infrastruktur etablieren.
Mit der Übernahme eines Großteils des OTC-Geschäfts von Viatris in Deutschland im Januar 2025 haben wir unser Team um rund 50 erfahrene Kolleginnen und Kollegen verstärkt, die von Viatris zu Cooper gewechselt sind. Auch unser Logistikpartner hat seine Tätigkeit aufgenommen, wobei es zu Beginn einige Herausforderungen gab. Diese werden jedoch Schritt für Schritt behoben, und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir bald eine noch reibungslosere Zusammenarbeit sicherstellen können.
Ein gut funktionierendes Netzwerk aus Lieferanten, Logistikunternehmen und anderen Geschäftspartnern ist unverzichtbar, um eine nachhaltige und skalierbare Entwicklung sicherzustellen.
ADHOC: Welche Herausforderungen gibt es im Aufbau?
NIEBERGALL: Die eigentliche Frage sollte eher lauten: Welche Herausforderungen gibt es nicht, wenn man eine Unternehmensniederlassung von Grund auf neu aufbaut? Der Prozess ist in der Tat äußerst komplex und herausfordernd. Der entscheidende „Baustein“ ist jedoch ohne Zweifel unser hervorragendes Team. Ebenso wichtig ist der Aufbau stabiler Systeme und effizienter Prozesse, die einen reibungslosen Betrieb gewährleisten. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Wahl der richtigen Partner. Ein gut funktionierendes Netzwerk aus Lieferanten, Logistikunternehmen und anderen Geschäftspartnern ist unverzichtbar, um eine nachhaltige und skalierbare Entwicklung sicherzustellen.
ADHOC: Welche Marken stehen zunächst im Fokus?
NIEBERGALL: Cooper Deutschland verfügt über ein breites und vielfältiges Markenportfolio, das verschiedene Indikationsgebieten abdeckt. Zu den Marken, die zunächst im Fokus stehen, zählen sowohl etablierte und bekannte Produkte als auch innovative Problemlöser. Besonders stolz sind wir auf traditionell starke Marken wie Kamillosan, Salviathymol, Allergodil und Transpulmin, die seit Jahren für ihre Qualität und Wirksamkeit bekannt sind.
Darüber hinaus setzen wir auf solide Problemlöser wie Endwarts, CB12 sowie Audispray. Audispray war bereits in unserem Cooper-Portfolio, wurde aber bislang im deutschen Markt nicht ausreichend entwickelt. Deshalb setzen wir nun verstärkt auf die Markenkommunikation und bewerben es aktiv über unseren eigenen Außendienst, um die Einzigartigkeit der Marke hervorzuheben und das Potenzial voll auszuschöpfen. Ein weiteres Highlight ist die erfolgreiche Intimpflegemarke Sagella. Wir haben also ein starkes Portfolio für die ganze Familie, das sowohl auf bewährte Produkte als auch auf neue, vielversprechende Lösungen setzt.
ADHOC: In welchen Indikationen spüren Sie den größten Wettbewerb?
NIEBERGALL: Der Wettbewerb in Deutschland ist erwartungsgemäß sehr intensiv, da es sich um den größten OTC-Markt in Europa handelt. Gerade deshalb ist dieser Markt für Cooper Consumer Health von großer strategischer Bedeutung. Wir zeichnen uns durch klare Differenzierungsmerkmale aus, die uns von unseren Wettbewerbern abheben. In nahezu allen unseren Indikationen bieten wir Vorteile, die wir gezielt über verschiedene Kommunikationskanäle herausstellen.
ADHOC: Wo will Cooper mittelfristig im deutschen OTC-Markt hin?
NIEBERGALL: Aktuell positionieren wir uns im deutschen OTC-Markt unter den Top-40. Unser Ziel ist es jedoch, in den kommenden Jahren einen Wachstumskurs einzuschlagen und uns in den Top-10 zu etablieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir durch unsere innovativen Produkte, unsere starke Markenstrategie und die kontinuierliche Erweiterung unseres Portfolios diesen ambitionierten Schritt mittelfristig erfolgreich umsetzen können.
ADHOC: Wie bewerten Sie das zunehmende Online-Geschäft?
NIEBERGALL: Die zunehmende Digitalisierung verändert das Kaufverhalten grundlegend. Verbraucher informieren sich zunehmend online, erwarten eine hohe Verfügbarkeit sowie komfortable Bestell- und Lieferoptionen. Mit unserer Omnichannel-Strategie stellen wir sicher, dass sie unsere Produkte sowohl im stationären Handel als auch in digitalen Kanälen einfach und zuverlässig finden können. Wir bei Cooper Consumer Health verstehen uns klar als Omnichannel-Player, der Lösungen genau dort anbietet, wo unsere Kunden und Patienten sie erwarten und benötigen. Das Online-Geschäft ist ein zentraler Pfeiler unserer Wachstumsstrategie. Um dieses Potenzial gezielt zu nutzen, haben wir gruppenweit eine eigene Business Unit für E-Commerce etabliert, die sich voll auf die Weiterentwicklung digitaler Vertriebswege konzentriert. Dabei setzen wir auf ein starkes Zusammenspiel von Online- und Offline-Kanälen, um unseren Kunden ein nahtloses und bedarfsgerechtes Einkaufserlebnis zu bieten.
Die stationäre Apotheke bleibt für viele Verbraucher der wichtigste Ansprechpartner für Gesundheitsprodukte.
ADHOC: Welche Auswirkungen hat die Ankündigung von dm, in den OTC-Versand einzusteigen?
NIEBERGALL: Die Entscheidung von dm, in den OTC-Versand einzusteigen, stellt eine bedeutende Entwicklung im Markt dar. Als einer der größten Drogeriefilialisten Deutschlands bringt dm eine starke Markenbekanntheit und eine breite Kundenbasis mit, was den Wettbewerb im digitalen Gesundheitsmarkt weiter beleben dürfte. Gleichzeitig bleibt die stationäre Apotheke für viele Verbraucher der wichtigste Ansprechpartner für Gesundheitsprodukte – insbesondere, wenn es um persönliche Beratung, komplexe Medikationsfragen oder akute Bedarfe geht.
ADHOC: Wie kann sich die Apotheke behaupten?
NIEBERGALL: Der Markteintritt von dm könnte dazu führen, dass sich das Kaufverhalten weiter verändert. Es ist daher wichtiger denn je, die Stärken der einzelnen Vertriebskanäle gezielt zu nutzen und den Endverbrauchern die bestmögliche Versorgung zu bieten – mit hochwertigen Produkten, vertrauenswürdigen Beratungsmöglichkeiten und einer optimalen Verfügbarkeit. Apotheken vor Ort bieten ein hohes Maß an pharmazeutischer Kompetenz und Versorgungsnähe, das durch digitale Angebote sinnvoll ergänzt, aber aus unserer Sicht nicht ersetzt werden kann. Deshalb ist es auch unser Ziel, die stationären Apotheken weiterhin in vollem Maße zu unterstützen und gleichzeitig die Chancen der digitalen Entwicklung verantwortungsvoll zu nutzen.
ADHOC: Was erwarten Sie von der neuen Regierung?
NIEBERGALL: Idealerweise erkennt die neue Regierung die Selbstmedikation als wichtigen Hebel zur Eindämmung steigender Gesundheitskosten. Maßnahmen wie eine Anpassung beziehungsweise Vereinfachung des OTC-Switch-Prozesses und die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken könnten dazu beitragen. Dies würde nicht nur eine nachhaltigere Gesundheitsversorgung fördern, indem mehr Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen, sondern auch helfen, dem wachsenden Ärztemangel entgegenzuwirken. Darüber hinaus ist es entscheidend, Bürokratie abzubauen und die Überregulierung durch die EU einzudämmen. Die aktuelle Regulierungsdichte führt oft zu unnötigen Hürden, die Innovationen bremsen und den Zugang zu bewährten Gesundheitslösungen erschweren.
Im Oktober 2023 gab der französische Hersteller Cooper ein Angebot für das OTC-Portfolio von Viatris (ehemals Mylan/Meda) ab. Das Unternehmen selbst ist stark vertreten im Bereich Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte. Die neue deutsche Niederlassung befindet sich in Mannheim. Mit der Übernahme sollte sich der Umsatz mit rund 1500 Beschäftigten auf rund 1,2 Milliarden Euro verdoppeln. Cooper wurde vor mehr als 100 Jahren als Zusammenschluss mehrerer Apotheken gegründet; heute stehen heute dem Unternehmen private Investoren.