OTC-Hersteller

Compeed: HRA statt J&J

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Berlin -

Mit der Pille danach ist HRA Pharma groß geworden. Seit dem OTC-Switch von EllaOne (Ulipristalacetat) ist der französische Hersteller auch in der Selbstmedikation vertreten. Dieser Geschäftsbereich wird jetzt massiv ausgebaut: Zum Jahreswechsel hat HRA die Marke Compeed übernommen.

Compeed gehörte bislang zu Johnson & Johnson (J&J); jetzt hat der US-Konsumgüterkonzern die weltweiten Rechte an der Marke an HRA verkauft. Für einen Übergangszeitraum kommt die Ware noch vom bisherigen Lieferanten; auch medizinische Anfragen und Meldungen von Nebenwirkungen werden noch bei J&J in Neuss bearbeitet.

Die Hydrokolloid-Pflaster wurden Ende der 1990er Jahre eingeführt, Compeed-Produkte werden bei Blasen und Hühneraugen sowie bei Fingerrissen eingesetzt. Seit 2006 gibt es auch eine Variante zur Anwendung bei Lippenherpes; diese ist nach wie vor apothekenexklusiv, während das übrige Sortiment seit 2010 auch bei den Drogerieketten dm, Rossmann und Müller sowie bei Amazon angeboten wird.

Am Vertriebskonzept ändert sich laut Geschäftsführer Klaus Czort nichts. Der Apothekenaußendienst wurde mit Unterstützung von Marvecs von 10 auf 18 Köpfe aufgestockt. Statt 4000 sollen nun 10.000 Kunden besucht werden. Für den Mass Market gibt es eine Kooperation mit DMV Diedrichs Markenvertrieb; der Vertriebsdienstleister aus Bad Pyrmont hat auch den bisherigen österreichischen Partner Sanova abgelöst.

Bei HRA sind zwei Mitarbeiter für die Marke verantwortlich; das Team in Bochum ist für die deutschsprachigen Märkte verantwortlich. 2017 sei das Wachstum in allen Kanälen positiv gewesen; Czort sieht weiterhin „exzellente Aussichten“. Denn auch wenn Compeed sich als Marktführer im Bereich der Fußblasen etabliert habe, sei der deutsche Markt noch unterentwickelt: Während etwa in Frankreich 17 Prozent der Erwachsenen bei Blasen auf Pflaster zurückgriffen, seien es hierzulande nur 8 Prozent. In Spanien und Italien liegt der Marktanteil sogar bei 21 beziehungsweise 24 Prozent.

Czort verspricht, unter der Marke Compeed weitere „kundenrelevante Innovationen für Spezialpflaster“ zu entwickeln. Und auch wenn man im Mass Market vertreten sei, spiele die Apotheke als Vertriebsweg eine besondere Rolle: „Mit unserem Expertenteam stehen wir den kompetenten Apothekenteams zur Seite, um gemeinsam die Marke Compeed und die Kategorie der Pflaster in der Apotheke voranzutreiben. Es ist unser Ziel, gemeinsam das Beratungs- und Einkaufserlebnis für die Kunden optimal zu bedienen und dabei den Platz in der Apotheke gewinnbringend zu nutzen.“

HRA kann mit der Übernahme den weltweiten Umsatz von zuletzt 102 Millionen Euro (2016) auf einen Schlag verdoppeln. Der Hersteller mit Sitz in Paris war vor zwei Jahren von Goldman Sachs und dem Finanzinvestor Astorg übernommen worden; 2011 hatten die Gründer zunächst den Investor Riverside an Bord genommen. Seit dem Eigentümerwechsel wurde die Devise ausgegeben, HRA zu einem der am schnellsten wachsenden OTC-Hersteller zu machen. Von den acht Produkten, die zuletzt angeboten wurden, waren drei nicht verschreibungspflichtig, auf diese entfielen 62 Prozent des Umsatzes. Weltweit werden die Produkte in mehr als 90 Ländern vertrieben.

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