500-Millionen-Euro-Deal

Cheplapharm kauft Antra und Seroquel APOTHEKE ADHOC, 11.12.2019 13:19 Uhr

Berlin - 

Bei Cheplapharm läuft es derzeit fast etwas zu gut: Der Mittelständler aus dem Norden hat für eine halbe Milliarde Euro den Säureblocker Antra/Losec (Omeprazol) und das Psychopharmakon Seroquel (Quetiapin) von AstraZeneca gekauft. Deshalb muss er nun 100 neue Mitarbeiter einstellen – der Neubau ist nun schon vor der Eröffnung zu klein. Kommendes Jahr muss erneut investiert werden.

Mit dem Deal stellt Cheplapharm seinen eigenen Rekord ein: Nach Firmenangaben ist es die größte privatwirtschaftliche Investition in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns. Bisher war das der Kauf des Antiadipositums Xenical und des Betablockers Dilatrend von Roche für 340 Millionen Euro vor drei Jahren. Die jetzige Akquisition übertrifft dieses Volumen deutlich.

Allein für Antra/Losec zahlt Cheplapharm 243 Millionen Euro, für Seroquel und Seroquel XR kommen nochmal 178 Millionen Euro obendrauf sowie weitere 61 Millionen als Meilensteinzahlungen abhängig vom zukünftigen Absatz der Präparate. „Die Meilensteinzahlungen werden jedoch erst jenseits des von uns prognostizierten Umsatzes der neuen Zukäufe fällig. Wir gehen deshalb davon aus, dass wir sie nicht werden zahlen müssen“, erklärt Jens Remmers, Head of Treasury & Investor Relations von Cheplapharm.

Während eines Übergangszeitraums produziert und liefert AstraZeneca Seroquel und Seroquel XR weiterhin. Die Briten haben die beiden Mittel im Rahmen ihrer Strategie, sich künftig verstärkt auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, abgestoßen. Cheplapharm hat die internationalen Vermarktungsrechte mit Ausnahme von China, Japan, den USA und Mexiko erworben. „Wir sind immer darauf erpicht, möglichst globale Länderrechte zu kaufen, deshalb war das für uns ein guter Fit“, so Remmers.

Mit Antra/Losec und Seroquel kommen aber auch neue Aufgaben auf Cheplapharm zu. Unter anderem in der Qualitätskontrolle und der Pharmakovigilanz müssen neue Stellen geschaffen werden, rund 100 neue Mitarbeiter müssen deshalb eingestellt werden. Das übersteigt bereits die Kapazitäten des Neubaus in Greifswald, der im Januar erst bezogen werden soll. Ein neues Gebäude muss also her. Das sei aber schon im Vorfeld bedacht worden, weshalb die Pläne für einen Erweiterungsbau fertig in der Schublade liegen. Wann genau Baubeginn ist, stehe noch nicht fest, aber es werde mit Sicherheit noch 2020 sein. Aktuell hat Cheplapharm 310 Mitarbeiter.

Für den 500-Millionen-Euro-Deal musste Cheplapharm keine Fördermittel oder öffentliche Bürgschaften beantragen, das Geld hat sich der Mittelständler vom Kapitalmarkt geholt. Und es war mit Sicherheit nicht der letzte große Zukauf, so Remmers: „Wir werden die Akquisitionsstrategie auf jeden Fall weiter verfolgen und dabei darauf achten, dass wir zur Risikominimineirung ein möglichst breites Feld an Indikationen im Portfolio haben.“

Mit der neuesten Investition sieht Geschäftsführer Sebastian Braun das Unternehmen auf bestem Kurs. Der für 2019 prognostizierte Jahresumsatz von 500 Millionen Euro werde auf jeden Fall erreicht. „Wir sind sehr zufrieden und freuen uns, dass unser Geschäftsmodell so gut funktioniert“, so Braun. „Das Jahr 2019 hätte nicht viel besser laufen können.“ Cheplapharm ist in den vergangenen Jahren durch Zukäufe gewachsen, zuletzt wurde im vergangenen Jahr Atacand ebenfalls von AstraZeneca übernommen.