Turbulenzen bei Compugroup

CGM: Umsatz steigt, Kurs bricht ein, Vorstand geht

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Berlin -

In seiner Funktion als neuer CEO verkündet Dr. Dirk Wössner erstmals Quartalszahlen für Compugroup Medical (CGM) – und es geht direkt turbulent zu: Trotz deutlichen Umsatzwachstums bricht der Börsenkurs ein. Parallel wird bekannt, dass mit Ralph Körfgen der für das Kerngeschäft zuständige Vorstand ausscheidet. Regelrecht unter ging da die Meldung vom Vortag, dass der Konzern mit dem Rechenzentrum ARZ Haan zusammenarbeitet.

Fiel der Handelsauftakt noch moderat aus, wurde der Verlust bis zum frühen Nachmittag immer stärker. Im Tief fiel der Aktienkurs um fast 19 Prozent und damit unter die 70- und 60-Euro-Marken. Nach dem Rutsch auf ein Tief seit Anfang April 2020 stabilisierte sich der dann aber bei zuletzt 62,75 Euro – das war noch ein Minus von 14,3 Prozent.

Zwar haben hohe Nachfrage und Übernahmen den auf Apotheken und Arztpraxen spezialisierten Software-Anbieter zum Jahresstart angetrieben. So stieg der Konzernumsatz um ein Viertel auf 229 Millionen Euro, vor allem aufgrund von Zukäufen in Spanien und den USA. Organisch – also bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseffekte – stieg der Umsatz nur um 5 Prozent.

Allerdings bremsten höhere Investitionen wie zuvor angekündigt das Gewinnwachstum. Experten reagierten daher nicht überrascht auf einen als verhalten definierten Jahresstart. Zu den immer größer werdenden Kursverlusten dürfte aber ein angeschlagenes Chartbild beigetragen haben: Waren die CGM-Papiere seit Anfang März um 19 Prozent gestiegen, wurde nun die unter Investoren beliebte und mittelfristig relevante 50-Tage-Linie nach unten durchbrochen. Analyst Florian Treisch von der Commerzbank merkte an, angesichts höherer Investitionen des IT-Unternehmens dürften im zweiten Quartal die Margen und der freie Mittelfluss nachgeben im Vergleich zum ersten Quartal, bevor es wieder aufwärts gehen könne.

Im Arztbereich wuchs der Umsatz um 18 Prozent auf 112 Millionen Euro; organisch lag er allerdings aufgrund eines starken Geschäfts mit dem Rollout von Windows 10 im ersten Quartal 2020 leicht unter dem Vorjahresniveau. Gleiches gilt für den Bereich Apotheken-EDV (CGM Lauer), der mit 28 Millionen Euro ebenfalls leicht unter dem Vorjahreswert lag.

Im Segment Kliniken legten die Erlöse sogar um 64 Prozent auf 55 Millionen Euro zu; Hintergrund ist die Übernahme von Teilen des Cerner-Portfolios im Jahr 2020. Ebenfalls deutlich wuchs das Segment Consumer & Health Management Information Systems (CHS): Hier stieg der Umsatz deutlich um ein Drittel auf 34 Millionen Euro, was unter anderem am fortgesetzten Rollout der Telematikinfrastruktur (TI) in Apotheken lag. Ohne diesen Sondereffekt lag der Umsatzanstieg 9 Prozent, hauptsächlich getrieben durch ein starkes Wachstum des deutschen Datengeschäfts.

„Für das erste Quartal liegen wir voll auf Kurs und investieren gleichzeitig in Forschung und Entwicklung sowie in Vertrieb und Distribution, um weiteres Wachstum zu ermöglichen. Die Digitalisierung wird weltweit zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Gesundheitswesens und die CGM leistet dazu einen entscheidenden Beitrag“, kommentierte Wössner die Zahlen und bestätigte die Prognose für das Gesamtjahr: Für 2021 wird ein Umsatz in der Bandbreite knapp oberhalb von einer Milliarde Euro erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll zwischen 210 und 230 Millionen Euro liegen.

Am Mittwoch hatte CGM eine Zusammenarbeit mit ARZ Haan verkündet, um künftig mit Pflegeeinrichtungen, Physiotherapeuten, Reha-Einrichtungen und Hebammen weitere Leistungserbringer an die Telematikinfrastruktur (TI) anzubinden. Die ARZ-Kunden sollen unter anderem einen Zugang zum Fachdienst KIM erhalten, über den künftig der Großteil der Kommunikation zwischen Leistungserbringern und Kostenträgern im Gesundheitswesen laufen soll. CGM hatte vergangenen Sommer als erstes Softwarehaus eine Zulassung für seine KIM-Anwendung erhalten. Durch die Anbindung sollen diese Gruppen künftig auch Zugriff auf die Inhalte der elektronischen Patientenakten erhalten. Die Zusammenarbeit kommt nicht von ungefähr: Das Rechenzentrum hatte vor einigen Jahren seine Softwaresparte Lauer-Fischer an CGM verkauft, beide Unternehmen sind außerdem beim Zukunftspakt Apotheke von Burda und Noweda dabei.

Derweil verlässt mit Körfgen der für Arzt-, Zahnarzt- und Apothekeninformationssysteme zuständige Vorstand das Unternehmen. Bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit im Oktober wird er sein Amt weiter ausüben, um eine reibungslose Übergabe der Geschäfte zu gewährleisten.

„Wir bedauern diese Entscheidung außerordentlich. Ralph Körfgen hat in einer wichtigen Phase genau die richtigen Impulse zur Transformation des Unternehmensbereichs und für unser zukünftiges Wachstum gesetzt. Er hinterlässt ein sauber aufgestelltes Geschäft, das in den drei Jahren seines Wirkens profitabel gewachsen ist“, sagt Frank Gotthardt, Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender der CGM. „Ich respektiere den Wunsch von Ralph, seinen Vertrag nicht zu verlängern, um neue Herausforderungen anzugehen. Ich möchte ihm im Namen des Verwaltungsrats für seinen hervorragenden Beitrag danken und ihm für die Zukunft alles Gute wünschen.“

 

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