CGM Lauer: 15 Euro für Avoxa Laura Schulz, 24.04.2024 14:59 Uhr
CompuGroup Medical (CGM) verschickt derzeit eine Information an die Winapo-Kunden, die den Inhaber:innen sauer aufstoßen dürfte: Wie angekündigt, läuft die Patient-Safety-Check-Funktion aus. „Dafür möchten wir Ihnen gerne ein Alternativprodukt anbieten: QuickCheck der Avoxa für 14,80 Euro pro Monat“, heißt es in dem Schreiben. Also wieder 15 Euro mehr für eine Leistung, die bisher inkludiert war. Wieder 15 Euro mehr für eine Abda-Tochter.
Das Prüfmodul Patient-Safety-Check (PSC) benötige aufgrund gesetzlicher Anforderungen eine umfangreiche Neuzertifizierung. Dies sei mit erheblichem personellen und materiellen Aufwand verbunden, sodass CGM „leider […] nicht in der Lage [ist], diese Zertifizierung aufrechtzuerhalten“. Die aktuell noch bestehende Zertifizierung werde daher zum 24. Mai dieses Jahres „ersatzlos“ auslaufen.
Zudem heißt es weiter: „Uns ist es wichtig, dass Sie ein solches Add-on zum Prüfen von Arzneimittelinteraktionen oder Kontraindikationen dennoch weiterhin nutzen können.“ Daher das folgende Angebot, doch die Avoxa-Lösung zu nutzen. Für die Apotheken bedeutet das jedoch, dass es zum gewohnten Preis für das CGM-Paket eine geringe Leistung gibt – und einen weiteren Kostenpunkt für das Avoxa-Produkt. Drei Monate lang spendiert CGM den QuickCheck.
Neue EU-Richtlinie macht Aufwand nötig
Das Thema der Zertifizierung kam bereits vor einem Jahr auf: Die europäische Medizinprodukte-Verordnung (Medical Device Regulation, MDR) führte dazu, dass die Software bei jeder Anpassung in diesem Bereich neu zertifiziert werden müsste. Dass es deswegen zu höhere EDV-Kosten kommen werde, war klar. Denn die Softwarehäuser wollen sich nicht mit der aufwendigen Zertifizierung befassen.
Daher sollte es einen Lizenzvertrag mit der Abda-Tochter Avoxa geben, um den Wechselwirkungscheck auszulagern. Zulieferer ist die Avoxa-Tochter „pharma4u“, die ihren Sitz im Apothekerhaus in Eschborn hat. Weil die Plattform und ihr Tool „MediCheck+“ auf die Datenbank der Abdata zugreifen kann, haben die Softwarehäuser und deren Kunden also für den Interaktionscheck immer den aktuellsten Stand. Pharmatechnik stieg hierzu beispielsweise bereits zum Mai 2023 um; zum gleichen Preis wie CGM. Und die Avoxa verdient doppelt an der Warenwirtschaft.
Weniger Leistung zum gleichen Preis?
CGM betont, man bedauere die Unannehmlichkeiten durch die Änderung und danke für das Verständnis. Verständnis hat Helge Hagedorn, dessen Frau Claudia in Wolfsburg die drei Phönix-Apotheken betreibt, aber nicht. Er ist sauer wegen dieser „versteckten Preiserhöhung“, wie er es nennt, genauso wie wegen der Services des Softwarehauses insgesamt.
So sei beispielsweise zu Anfang des Jahres eine 24-Stunden-E-Rezept-Hotline versprochen worden – „die gibt es bis heute nicht“. „Entweder werden Qualität und Leistungsumfang verringert oder Preise erhöht“, beschwert er sich über den Dienstleister. Man könne doch keine Kosten berechnen und dann nicht liefern. Dabei nutzen die drei Apotheken der Hagedorns sogar das „TI Paket Plus“.
Zur versprochenen Hotline antwortet CGM auf Nachfrage: „Gemeint ist vermutlich die im letzten Jahr angekündigte Erweiterung der Support-Hotline zur Telematikinfrastruktur. Seit 1. Februar bietet CGM für TI-Kunden einen Rund-um-die-Uhr-User-Helpdesk an sieben Tagen in der Woche an.“ Der 24/7-User-Helpdesk stehe unter einer kostenfreien Nummer zur Verfügung. Dabei handelt es sich aber eben nicht um die erwähnte E-Rezept-Hotline.