Trotz seiner führenden Marktposition bleibt CompuGroup Medical (CGM) ein Sorgenkind an der Börse. Offenbar gibt es Sorgen, dass der Softwarekonzern seine Stärke nicht ausspielen kann.
Im Juli war der Kurs von 24 auf zeitweise unter 14 Euro abgesackt, seitdem bewegte sich der Kurs seitwärts. Gestern waren die Aktien noch ohne relevante Nachrichten um 8 Prozent gestiegen, sodass Börsianer von einer fortgesetzten Bodenbildung sprachen. Noch eine Verkaufsempfehlung brachte heute einen erneuten Rückschlag.
Hauck Aufhäuser hat die Aktie mit „Sell“ in die Bewertung aufgenommen. Mit einem Kursziel von 10 Euro rechnet Analyst Simon Keller damit, dass der Kurs auf das Niveau von Anfang 2012 zurückfallen könnte.
Keller schrieb, die Papiere machten zwar einen günstigen Eindruck. Er betonte aber, CGM verliere immer deutlicher seinen Wettbewerbsvorteil im Bereich Ambulante Informationssysteme (AIS). Die große Gewinnwarnung im Sommer untermauere die Annahme, dass sich die Abwärtsspirale beschleunige. Zum Kliniksegment schrieb er, hier schneide die CGM derzeit schwächer ab als der Konkurrent Nexus.
Nexus hatte vor Kurzem ein Übernahmeangebot erhalten, das 40 Prozent über dem Kurs lag. Allerdings ist so etwas bei CGM eher ausgeschlossen, denn Firmengründer Frank Gotthardt hatte den Konzern vor seinem Ausscheiden in eine KGaA umgewandelt und sich so die alleinige Kontrolle gesichert. Ziel sei es, bei Kapitalmaßnahmen die „identitätsstiftende Stellung“ des Mehrheitsaktionärs nicht zu gefährden, hieß es damals.
Gut getan hat das dem Konzern bislang nicht. 2022 hatte der von Gotthardt als Nachfolger eingesetzte Vorstandschef Dr. Dirk Wössner aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen hinsichtlich der langfristigen Strategie des Unternehmens“ seinen Hut nehmen müssen, nur zwei Wochen nach der Hauptversammlung. Auch sein Nachfolger Michael Rauch schied jetzt überraschend aus; den Chefsessel übernahm Daniel Gotthardt; er ist Sohn des Großaktionärs.
Vor allem aber schwingt die Sorge mit, dass CGM trotz seiner Position im Markt den Anschluss verlieren könnte. Während der Austausch von Konnektoren dem Konzern noch zusätzliche Einnahmen bescherte, waren echte Innovationen im Zusammenhang mit E-Rezept oder elektronischer Patientenakte (ePA) nicht wahrzunehmen. Mit „Stella“ will CGM im kommenden Jahr immerhin eine neue Generation der Warenwirtschaft für Apotheken auf den Markt bringen.
Die Probleme schlagen sich an der Börse nieder: Auch wenn sich der Aktienkurs in den vergangenen zwei Wochen um fast ein Viertel erholt hat, bleiben die Aktien in ihrem steilen Abwärtstrend, der 2021 eingesetzt hatte. In der Spitze hatte der Kurs damals bei mehr als 80 Euro gelegen. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs mehr als halbiert.
APOTHEKE ADHOC Debatte