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Cell-1: Gutschrift im Schneckentempo Silvia Meixner, 24.04.2017 07:56 Uhr

Ärger mit SMP: Wer Ware zurückschickt und auf eine vertraglich vereinbarte Gutschrift wartet, wird seit Monaten vertröstet. Screenshot
Berlin - 

Der Hersteller Swiss Medical Products (SMP) aus Uster in der Schweiz vergrätzt deutsche Apotheker: Wer Ware zurückschickt und auf eine vertraglich vereinbarte Gutschrift wartet, wird seit Monaten vertröstet. Der erste Apotheker erwägt nun eine Klage. Der bisherige Vertriebspartner OTC Siebenhandl hat den Vertriebsvertrag mit SMP fristlos gekündigt und spricht von Rufschädigung.

Apotheker Adrian Knoch von der Turm-Apotheke in Duderstadt ist sauer. Er bestellte im vergangenen Jahr über OTC Siebenhandl die Hautpflege Cell-1 im Wert von 835,38 Euro. Das Gel basiert auf einer Formel mit Schnecken-Extrakt, die das Hautbild sichtbar verbessern soll. 50 ml kosteten 49 Euro – das Schnecken-Produkt lag wie Blei im Regal.

„Das Produkt lief leider gar nicht, wir haben keinen einzigen Tiegel verkauft“, sagt Knoch. Er nahm sein Rückgaberecht in Anspruch und schickte im vergangenen August die gesamte Ware in die Schweiz zurück. Seitdem wartet er auf die Gutschrift von SMP. Knoch beschwerte sich auch beim deutschen Vertriebspartner, der die Partnerschaft mit den Schweizern am 20. April fristlos gekündigt hat.

Geschäftsführer Micha Siebenhandl sagt: „Wir sind in diesem Fall nur die Vermittler. Der Geschäftsführer von SMP, Damir Emmenegger, hält sich nicht an seine Pflichten. Es gibt klare Verträge, in Deutschland gilt für Apotheker ein Retourenrecht. Ich empfehle den betroffenen Apothekern, einen Anwalt einzuschalten.“

Rund 50 Apotheker haben bundesweit Ware von SMP bezogen. „Ich habe Herrn Emmenegger mehrfach gebeten, die Gutschriften auszubezahlen und an ihn appelliert, sich um seine Kunden zu kümmern. Er schuldet auch uns einen hohen Betrag“, so Siebenhandl. Er erwägt nun, den ehemaligen Geschäftspartner unter anderem wegen Rufschädigung zu verklagen.

„Mein Name wird gerade total in Verruf gebracht, in den 30 Jahren, in denen unser Unternehmen besteht, haben wir nichts Vergleichbares erlebt“, sagt Siebenhandl. Er kann verstehen, dass die Apotheker verstimmt sind, sieht sich rechtlich aber nicht in der Pflicht: „Die Verträge bestehen ganz klar zwischen den Apothekern und SMP, wir haben im Auftrag von SMP die Aufträge lediglich vermittelt.“

Knochs Geduld mit dem Schnecken-Gel nähert sich mit Riesenschritten dem Ende. Nach mehr als einem halben Jahr möchte er sein Geld sehen und will ebenfalls einen Anwalt einschalten. Emmenegger ist derzeit nicht erreichbar. Eine Mitarbeiterin sagt: „Es gibt Unstimmigkeiten mit den Retouren. Unsere Anwälte klären das derzeit mit OTC Siebenhandl. Wir werden die deutschen Apotheker nach deutschem Recht behandeln. Mehr darf ich nicht sagen.“