Als Dr. Fritz Oesterle am 30. Juni beim Celesio-Sommerfest im Römerkastell verabschiedet wurde, mochte Finanzvorstand Dr. Christian Holzherr weniger in Feierlaune gewesen sein. Zum Stichtag war die Marktkapitalisierung unter den Buchwert des Eigenkapitals gerutscht - nach den internationalen Bilanzregeln wurde eine außerplanmäßige Überprüfung sämtlicher Vermögenswerte fällig. Die hat nun Folgendes ergeben: Celesio muss 116 Millionen Euro abschreiben.
Betroffen sind drei Geschäftsbereiche, darunter der Personaldienstleister Pharmexx. Für 71,5 Millionen Euro gekauft, standen zuletzt Geschäfts- und Firmenwerte in Höhe von 125 Millionen Euro in den Büchern. Zuviel, wie sich jetzt herausstellte. Die Entwicklung des Vertragsportfolios sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, teilte der Konzern mit und strich 72 Millionen Euro aus den Büchern. Bleiben 53 Millionen Euro. Erst vor einigen Monaten hatte Aufsichtsratschef Professor Dr. Jürgen Kluge seinem Ärger über den Dienstleister Luft gemacht; Oesterle hatte eine „ungezügelte Expansion“ vor dem Einstieg von Celesio verantwortlich gemacht.
Abschreibungen gibt es auch beim Großhandel in Dänemark. Obwohl Celesio mit Tjellesen Max Jenne nach Phoenix die Nummer 2 ist und es sonst keine wesentlichen Wettbewerber gibt, müssen 21 Millionen Euro bei den immateriellen Vermögenswerten abgeschrieben werden. Ein Konzernsprecher nennt als Grund den schwachen Markt. Dagegen sind es in Portugal staatliche Maßnahmen, deretwegen Celesio, ebenfalls im Großhandel, 23 Millionen Euro abschreiben muss.
Erst 2009 hatte Celesio immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 274 Millionen Euro abschreiben müssen - damals bei den Apotheken: 71 Millionen Euro im Markenpartnergeschäft von DocMorris, 87 Millionen Euro bei den niederländischen, 31 Millionen Euro bei den italienischen und 85 Millionen Euro bei den irischen Kettenapotheken. Zuvor hatte Celesio im Februar 2009 rückwirkend für das vierte Quartal des Vorjahres 287 Millionen Euro bei den Apotheken in den Niederlanden, Belgien, Irland und Italien abgeschrieben.
Die niederländischen Apotheken sind mittlerweile in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Phoenix eingebracht. 2010 gab es keine außerplanmäßigen Abschreibungen; nur der Wert des Markennamens DocMorrris wurde um knapp 17 Millionen Euro korrigiert.
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