Europas größter Pharmahändler Celesio hat im dritten Quartal einen deutlichen Gewinnverlust hinnehmen müssen. Während der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,2 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zulegte, brach das Ergebnis vor Steuern um 5,1 Prozent auf knapp 144 Millionen Euro ein. Das Ergebnis je Aktie fiel von 63 auf 60 Cents.
Insgesamt legten in den ersten drei Quartalen der Umsatz um 4,4 Prozent auf 16,7 Milliarden Euro und das Ergebnis vor Steuern um 2 Prozent auf 452 Millionen Euro zu. Bereinigt um Wechselkurseffekte und Akquisitionen sei der Umsatz um 0,3 Prozent gesunken. Wachstumstreiber war das Apothekengeschäft mit einem Plus von 10,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Bereinigt um Akquisitionen, Neueröffnungen und Apothekenabgänge stieg der Umsatz um 3 Prozent. Erstmals wurde die niederländische DocMorris-Gruppe komplett bilanziert. Die Übernahme von DocMorris sei hinsichtlich der möglichen Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes ein wichtiger strategischer Schritt gewesen, so Celesio.
Doch das Engagement hat seinen offensichtlichen Preis: Nachdem die deutsche Großhandelssparte noch in der Halbjahresbilanz ein Plus von 1,3 Prozent verzeichnete, brach das Geschäft von Juli bis September um 1,7 Prozent ein. Celesio macht vor allem den „auch durch Kampagnen deutscher Apothekerverbände“ ausgelösten Kundenefflux nach der DocMorris-Übernahme sowie den anhaltenden Wettbewerb und staatliche Eingriffe verantwortlich. Allerdings geht man in Stuttgart davon aus, im zweitwichtigsten Großhandelsmarkt des Konzerns die Position vor dem Erwerb von DocMorris wieder zu erreichen.
Für das Minus in Großbritannien macht Celesio neben staatlichen Eingriffen den Pfizer-Exklusivvertrieb verantwortlich. Durch die Beteiligung an ähnlichen Konzepten will der Konzern den Geschäftsbereich stärken. Insgesamt legte der Großhandelsumsatz in den ersten neun Monaten dank der konsolidierten dänischen Gesellschaften um 2,2 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro zu; bereinigt um Wechselkurseffekte und Akquisitionen sei der Umsatz um 0,2 Prozent gesunken, teilte Celesio mit. Allerdings rechnet der Konzern auch im vierten Quartal mit einer Ergebnisbelastung der Großhandelssparte.
Das Ergebnis lässt erahnen, wie angeschlagen der Konzern zur Zeit dasteht: Noch im Halbjahresbericht hatte Celesio mit einem Umsatzplus von 5,5 Prozent und einem positiven Ergebnis von 5,7 Prozent aufgewartet. In seinem Ausblick bekräftigt der Vorstand, bis 2010 das Ergebnis nicht mehr durchschnittlich zweistellig steigern zu können. Die Börse reagierte zunächst zurückhaltend, im Tagesverlauf stieg der Kurs jedoch teilweise deutlich an. Doch der Konzern dürfte für seine Pläne und die Durchhaltepolitik Finanzmittel benötigen: In den ersten neun Monaten hat Celesio eigenen Angaben zufolge 512 Millionen Euro für Investitionen und Akquisitionen aufgewendet; alleine in Russland könnte der Konzern für die Handelsgruppe Protek Experten zufolge noch einmal knapp 840 Millionen Euro zahlen, wenngleich vermutlich in mehreren Schritten.
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