Cannabinoid-Produkte haben nach wie vor einen schweren Stand: Zwar hält das Wachstum an, insbesondere CBD-Produkte sind gefragt wie nie, aber gleichzeitig wird immer wieder vor Qualitätsmängeln und falschen Inhaltsangaben gewarnt. Das kann auch in der Apotheke zum Problem werden: Welches Produkt ist verlässlich, welches sollte man besser nicht ins Sortiment nehmen? Die Aufklärungs- und Beratungsplattform Cannatrust will da nun Abhilfe schaffen und führt ein Gütesiegel für Cannabinoid-Produkte ein.
Cannabinoid- und vor allem CBD-Produkte schaffen es immer wieder mit negativen Schlagzeilen in die Presse: Mal gibt es Rückrufe in Supermärkten, mal werden Kioskbesitzer zu Bewährungsstrafen verurteilt, weil sie im guten Glauben CBD-Tee verkauft haben, der dann mehr THC enthielt als deklariert, mal kommt Stiftung Warentest zum Schluss, dass viele CBD-Öle zu viel THC enthalten. Der Boom der vergangenen Jahre hat viele Hersteller in den Markt gespült, die mit dem Label Cannabis Geld machen, ohne allzu genau auf die Qualität zu achten.
Ein Cannabis-Gütesiegel soll deshalb künftig Verbrauchern und Verkäufern mehr Sicherheit durch höhere Transparenz bieten. Denn bisher obliegt es ihnen im Zweifelsfall bisher selbst, komplizierte Laborzertifikate durchzuschauen, um Sicherheit über die Inhaltsstoffe von Produkten zu erhalten. Zudem gebe es keine Garantie, dass das jeweilige Zertifikat auch echt ist, so Cannatrust. Deshalb wolle das Portal als neutrale Instanz prüfen, ob die Angaben der Hersteller zu verschiedenen Inhaltsstoffe, speziell CBD und THC, auch der Wirklichkeit entsprechen. Zusätzlich werden die Laborergebnisse qualifiziert.
„In der Vergangenheit gab es wiederholt Fälle von gefälschten oder manipulierten Laboranalysen. Zusätzlich ist es in anderen Branchen undenkbar, dass sich Verbraucher solche Analysen durchlesen müssen, um Klarheit zu bekommen“, sagt Cannatrust-Gründer Hendrik Brettschneider. „Dem wollen wir entgegenwirken. Wer in Zukunft das Cannatrust Gütesiegel auf einem Produkt sieht, kann sich sicher sein: Hier ist drin, was draufsteht!“
Dazu arbeitet Cannatrust mit zehn Laboren zusammen, darunter dem des TÜV Süd sowie zweien in Großbritannien und je einem in den USA und Bulgarien, und verwendet für das Gütesiegel Originaldaten direkt aus diesen. „Zusätzlich werden für das Cannatrust-Gütesiegel ausschließlich Laboranalysen akzeptiert, die aus akkreditieren Laboren stammen“, so die Plattform. Die Mindestanforderung sei dabei die Akkreditierung nach DIN EN ISO/IEC 17025. „Auch hier soll dadurch ein höherer Standard für den Cannabis-Markt geschaffen werden, denn nach einer internen Marktrecherche nach haben über 60 Prozent aller am Markt befindlichen Laboranalysen keine ISO Zertifizierung als Grundlage.“
Neben CBD- und THC-Gehalt werden nach die Produkte Angaben von Cannatrust auch auf sekundäre Cannabinoide untersucht. „Auch hier prüfen wir, ob diese tatsächlich enthalten sind. Sollte der Gehalt unterhalb der Bemessungsgrenzen des Analyselabors liegen und dadurch nicht nachweisbar sein, wird das Gütesiegel für dieses Produkt verwehrt.“ Die Prüfungen werden für jede einzelne Charge eines Produkts durchgeführt. In einer Datenbank wird dann aufgelistet, welche Chargen bereits geprüft und zertifiziert wurden.
Nicht Teil der Untersuchungen – das betont Cannatrust aus dem guten Grund, dass es regelmäßig Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten ist – sollen Fragen der korrekten Anmeldung oder Legalität sein. Das gilt auch für die Definition und Prüfung von Begriffen „Vollspektrum“ oder „Breitspektrum“ sowie die Frage nach der Zulässigkeit von Marketingclaims. Eine Bewertung im Sinne des Heilmittelwerbegesetzes werde bei der Prüfung nicht vorgenommen. Die Produkte von vier Unternehmen wurden bereits zertifiziert: Cannadol, Canobo, OptimaFormula und Vitadol. Die Produkte von sieben weiteren Unternehmen befinden sich derzeit in der Zertifizierung. Wie groß der Anteil der Unternehmen im Markt sein wird, die sich dem Cannatrust-Gütesiegel anschließen, wird sich zeigen müssen, denn der Branchenverband Pro CBD ist jüngst mit einer Selbstverpflichtungserklärung seiner Mitgliedsunternehmen einen recht ähnlichen Schritt gegangen.
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