Telepharmazie

Care Connect: Kry jetzt auch für Apotheken

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Berlin -

Der Telemedizinmarkt ist weiter in Bewegung: Auch Kry kommt nun mit einem kostenlosen Angebot, das für Apotheker interessant sein könnte. Wie auch Apomondo aus Bayern ermöglicht das schwedische Unternehmen, das sich seit letztem Jahr anstrengt, den hiesigen Markt zu erobern, künftig browserbasierte Tele-Sprechstunden – und zwar für Patient und Heilberufler gleichermaßen kostenlos.

Telemedizin ist nicht nur eine Sache für Ärzte, versichert Kry-Deutschlandchef Dr. Daniel Schneider. „Der Kern unseres Geschäftsmodells ist ja, dass wir uns als Gesundheitsdienstleister sehen, der vor allem den Patienten im Fokus hat. Da können prinzipiell nicht nur Ärzte, sondern auch alle anderen Heilberufler andocken“, erklärt er. „Auch Apotheken steht die Plattform Care Connect by Kry offen.“ Der Zugang erfolge denkbar einfach: Der Apotheker sendet dem Patienten einen Link per SMS, mit dem er sich dann – ohne vorher einen Account anlegen zu müssen – auf der Plattform einloggen kann.

Apotheker können dann online eine Beratung durchführen, sei es zu Medikationsplänen, zur Arzneimitteltherapiesicherheit allgemein oder im Rahmen von Präventionsprogrammen. Die Plattform steht aber allen Heilberufen offen, betont Schneider: vom Psychiater über den Kinderarzt bis zu Hebammen und Ernährungswissenschaftlern. Gelauncht wurde sie auch vor dem Hintergrund veränderter Bedürfnisse in der Coronakrise – die gibt Kry und seinen Wettbewerbern nämlich einen erheblichen Schub.

„Was wir gerade erleben, ist für uns ein Katalysator. Und wir wissen, dass das wiederkommen kann“, sagt Schneider. „Das Gute ist, dass wir jetzt in der Lage sind, die nötigen Erfahrungen zu sammeln, wie man mit einer solchen Situation umgeht. Wir sind aber in der glücklichen Lage, sehr flexibel zu sein, weil wir unsere eigene Technologie haben und die selbst weiterentwickeln können.“

Denn derzeit ändert sich auch die Rechtslage ständig, was für Kry einerseits die Notwendigkeit bedeutet, sich anzupassen, andererseits aber auch Chancen eröffnen könnte. Der Streit um Krankschreibungen per Telefon habe das erst wieder gezeigt. Erst wurde die Erlaubnis zurückgezogen, dann doch wieder in Kraft gesetzt – Telemedizin hingegen war die ganze Zeit erlaubt. „Die Frage ist, wie die Ärzte darauf reagieren werden. Es wird viele geben, die gerade angefangen haben, sich an die Telemedizin zu gewöhnen und sie jetzt weiter verstärkt nutzen“, hofft Schneider.

Hinzu kommen weitere Regelungen, die bald zur Disposition stehen könnten. „Es wird da sicherlich auch längerfristige Änderungen geben. So ist beispielsweise momentan die Regelung ausgesetzt, dass Ärzte maximal 20 Prozent ihrer kassenärztlichen Leistungen über Telemedizin abrechnen dürfen“, sagt er. Derzeit beweise die Telemedizin jedoch, welchen Beitrag sie dazu leisten kann, unnötige Sozialkontakte und damit auch Infektionsrisiken zu vermeiden. „Die Frage ist, ob diese Regelung später überhaupt noch so haltbar ist und ob es wirklich wieder zurückgedreht wird. Ich glaube, da werden noch viele Diskussionen auf uns zukommen. Aber bisher haben wir immer erlebt: Wenn es eine Krise gibt, denken die Leute über Veränderungen nach.“ So könne er sich vorstellen, dass es sich in Zukunft etabliert, nur noch bei physischen Untersuchungen wirklich zum Arzt zu gehen und es ansonsten als unvernünftig gilt, im Wartezimmer zu sitzen und sich der Ansteckungsgefahr auszusetzen. „Wir erkennen durch die Digitalisierung in vielen Bereichen, dass sich unser Verhalten ändert – es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das ausgerechnet in der Gesundheit anders ist.“

Zumindest die Zahlen geben Kry bisher Hoffnung, dass es so funktioniert. „Wir haben bei den kostenlosen Corona-Sprechstunden seit Mitte März eine große Nachfrage gesehen, die im Moment aber wieder abnimt“, sagt Schneider. Die Zahl der Videotermine in Deutschland sei von Februar auf März um mehr als 350 Prozent gestiegen. Die Zunahme bei Sprechstunden zu viralen Infektionen habe sogar bei 580 Prozent gelegen.

Dabei muss der Großteil der Patienten nach wie vor selbst zahlen. Bisher erstatten nur private Krankenversicherungen das Kry-Angebot – was sich allerdings bald ändern soll. „Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten zunächst noch selbst tragen. Wir hoffen jedoch, dass wir den Zertifizierungsprozess der KBV schnellstmöglich durchlaufen können, sodass der digitale Arztbesuch auch für gesetzlich Versicherte über die Krankenkasse ab Mitte des Jahres abrechenbar ist“, so Schneider.

Auch das Marktumfeld muss allerdings mitspielen. Wie so oft auf digitalen Märkten dürfte sich auch in der Telemedizin mittelfristig nur eine sehr überschaubare Zahl an Playern halten können. „Für uns ist völlig klar, dass wir uns in einem sehr dynamischen Markt befinden, auf dem sich derzeit viel bewegt. Da wird es sicherlich auch Konzentrationsprozesse geben“, sagt Schneider. „Wir haben aber ein breites Angebotsspektrum und deshalb auch den Anspruch, der wichtigste Player zu sein. Wenn die Qualität stimmt und ich das als Patient merke, sind wir uns relativ sicher, dass sie beim gleichen Anbieter bleiben und anderen davon erzählen. Denn Gesundheit ist ein Thema, bei dem viele Menschen den Bedarf haben, anderen einen guten Rat zu geben. Trotzdem wird es sicherlich auch Spezialisten in ihren jeweiligen Nischen geben.“

Ein solcher Spezialist könnte Apomondo werden. Die Telepharmazie-Plattform wurde kürzlich von einem Team aus bayerischen Apothekern ans Netz gebracht, funktioniert wie Care Connect und ist ebenfalls kostenlos. Der Markt bleibt also in Bewegung.

 

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