Trotz Insolvenz

Canoma verschickt Sonderangebot

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Berlin -

Canoma Pharma ist in der vorläufigen Insolvenz, Apotheken drohen auf Herstellerrabatten und eventuellen anderen Forderungen sitzen zu bleiben. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass der Reimporteur mit Sitz in Kalenborn-Scheuern noch Sonderangebote verschickt.

Am Dienstag verschickte Canoma per Mail das „Angebot für diese Woche“. Die Bestellliste umfasste die Hochpreiser Avonex, Cosentyx, Enbrel, Rebif, Remicade, Stelara, Sutent und Tarceva. Versprochen wurden „bestmögliche Konditionen“ – „in jedem Fall besser als sonst für Sie hinterlegt!“

Konkret angeboten wurden für die Artikel „1-2% mehr Skonto als sonst für Sie hinterlegt“. Für Enbrel, Remicade und Sutent sollen Apotheken telefonisch nachfragen. Das Angebot gilt nur bis Ende der Woche und nur so lange der Vorrat reicht. Apotheken im „Umland“ des Unternehmens – wesentliche Eifel, Westerwald, Rheinland, Mosel, Hunsrück und Saarland sowie Teile des Niederrheins und des Ruhrgebiets – würden auf Wunsch noch am selben Tag beliefert.

Handynummer für Auftragsannahme

Unterzeichnet ist die Mail von den beiden Firmenchefs Carola und Norbert Klein. Auf Anfrage bestätigte Norbert Klein, dass weiterhin Bestellungen möglich seien. Weitere Angaben wollte er nicht machen.

Ende November wurde vom Amtsgericht Wittlich die vorläufige Verwaltung des Vermögens von Canoma Pharma angeordnet. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin des Reimporteurs mit Sitz in Kalenborn-Scheuern wurde Rechtsanwältin Christine Frosch aus Trier bestellt. Verfügungen des Unternehmens sind nur mit ihrer Zustimmung wirksam.

Solange das Insolvenzverfahren noch nicht formell eröffnet wurde, können keine Forderungen angemeldet werden. Allerdings können betroffene Apotheken laut Auskunft ihrer Kanzlei bereits die Höhe ihrer Forderungen mitteilen. Dazu genügt ein formloses Anschreiben, das per Post (DHPG, Simeonstiftplatz 1, 54290 Trier) oder per Mail ([email protected]) übermittelt werden kann.

Noch ist nicht bekannt, wie viele Gläubiger es insgesamt gibt beziehungsweise welche Vermögensgegenstände und Forderungen sich gegenüber stehen.

Verluste in Millionenhöhe

Canoma war 2014 durch Norbert Klein, ehemaliger Geschäftsführer von CC Pharma, gegründet worden. Das Unternehmen war schon seit längerer Zeit in einer wirtschaftlichen Schieflage: Bis 2019 hatten sich Verluste von 1,2 Millionen Euro angehäuft, die Verbindlichkeiten lagen bei 1,6 Millionen Euro.

Es ist bereits der dritte Fall innerhalb von zwei Jahren, in dem Apotheken aufgrund der gesetzlichen Vorgaben unfreiwillig zum Gläubiger geworden sind. 2021 war der Reimporteur Docpharm in die Zahlungsunfähigkeit geraten, im Sommer 2022 folgte Beragena. Zuletzt hatte die Abda in ihrer Stellungnahme zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) noch einmal ihre Forderung erneuert, die Regelung zu ändern und die Apotheken von der Inkasso-Pflicht zu befreien. Außerdem wurde ein Disagio von 3 Prozent für den Aufwand gefordert.

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