Undurchsichtiger Versand

CannaDoc24: Cannabis ohne Arztgespräch

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Berlin -

Die Plattform CannaDoc24 verspricht in aktuellen Werbeclips auf Social Media einen einfachen Zugang zu „gutem Zeug“ – und meint damit medizinisches Cannabis. Besonders irritierend ist der Schlusssatz: „Und das Beste: Es ist nicht 'mal ein Arztgespräch notwendig.“

Seit November 2024 ist das Unternehmen auf Facebook und Instagram aktiv, wo freimütig für den niedrigschwelligen Zugang zu medizinischem Cannabis geworben wird. „Mit CannaDoc24 kannst du innerhalb von zwei Minuten Cannabispatient werden und dir Blüten der besten Qualität nach Hause liefern lassen.“ Das Totschlagargument flüstert das Testimonial allerdings nur in die Kamera: „Es ist nicht 'mal ein Arztgespräch notwendig.“

Keine konkreten Informationen

CannaDoc24 will eine schnelle und unkomplizierte Rezeptausstellung für medizinisches Cannabis ermöglichen. Für kurze Zeit könne im Rahmen eines Angebotes das erste Rezept kostenlos beantragt werden, während Folgerezepte dann rund zehn Euro kosten. Der Ablauf ist wie folgt: Zunächst wird ein medizinischer Fragebogen ausgefüllt, anhand dessen Ärzt:innen prüfen sollen, ob eine Cannabis-Therapie geeignet ist. Ein Rezept soll dann innerhalb von zwei bis drei Stunden ausgestellt werden – und dann direkt an die zuvor vom Kunden ausgewählte Partnerapotheke gehen. Sollte der Antrag abgelehnt werden, erfolge eine Erstattung der Kosten.

Laut Angaben der Plattform können Patient:innen aus einem „Sortiment hochwertiger Blüten“ wählen, die nach Ausstellung des Rezepts innerhalb von 24 bis 48 Stunden von deutschen Apotheken geliefert würden. Konkrete Namen nennt die Plattform hierbei nicht; während des Antragsprozesses werde der Live-Bestand relevanter Apotheken angezeigt, heißt es schlicht. Je nachdem, welche Blüten gewünscht seien, könne „die passende Apotheke“ ausgewählt werden.

CannaDoc24 arbeite darüber hinaus nach eigener Aussage mit einem Netzwerk von Partnerärzt:innen, die die medizinische Eignung anhand der Fragebögen prüfen und die Daten an kooperierende Apotheken weiterleiten. Die Plattform gibt jedoch auch hier keine spezifischen Namen oder Standorte an. Auch der genaue Sitz des Unternehmens bleibt in öffentlich zugänglichen Quellen unklar; es ist lediglich eine Adresse aus Zypern angegeben. Auf Nachfrage hat sich der Plattformbetreiber nicht geäußert.

Kontakt per WhatsApp

Um nähere Informationen über den Ablauf zu erfahren, muss man sich mit sämtlichen Kontaktdaten anmelden und zustimmen, dass die Plattform sowohl per Mail und Telefon als auch über den Nachrichtendienst WhatsApp Kontakt aufnehmen darf.

Auf Reddit kommentiert ein Kunde zur weiteren Abwicklung: „Bei Anmeldung muss man zustimmen, dass die einen über WhatsApp kontaktieren können. Dazu muss dann ein Bild vom Personalausweis hochgeladen werden. Gehts noch?“ Bei anderen Plattformen habe er das nicht machen müssen, schreibt er.

Und weiter: „Nachdem Dr. Ansay schon meine Daten ungeschützt ins Netz gestellt hat, habe ich kein Vertrauen in diese ganzen Canna24, Doc24 und wie sie alle heißen. Wer da ein Bild von seinem Perso hochlädt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Ein Leak und jeder kann einfach in eurem Namen Konten eröffnen und so weiter.“

Dass sich das Angebot der Plattform ausschließlich auf medizinische Zwecke beschränkt, zeigt sich auf Instagram jedoch kaum. Hier werden Vaporizer bei Weihnachtsgewinnspielen – Cannadoc nennt das „Weedness“ – verlost, und die „lustigsten Weedstorys“ werden prominent im Profil hervorgehoben.

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