Das Berliner Cannabis-Start-up Demecan kommt in Fahrt: Umsätze konnte es zwar noch nicht generieren, aber dank des Zuschlags vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat es schon einen sicheren Abnehmer. Die Investorensuche war entsprechend erfolgreich – unter anderem ist Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg mit 3,5 Millionen Euro eingestiegen.
Demecan hat es gleichzeitig leicht und schwer: Durch den Zuschlag für drei der 13 Lose aus der Cannabis-Ausschreibung des BfArM kann das Berliner Start-up schon vor Anbaubeginn einen festen Abnehmer für mindestens 2,4 Tonnen Cannabis vorweisen und hat es entsprechend leicht bei den Investoren. Andererseits sind die Lose kein Freifahrtschein. Vielmehr sind sie mit harten Auflagen verbunden, insbesondere beim Bau der Produktionsanlage. Dafür braucht das Start-up viel Geld.
Anfang Oktober konnte Demecan deshalb den Erfolg einer Series-A-Finanzierungsrunde vermelden: Zusammen 7 Millionen Euro von zwei Investoren konnten die Berliner für die Errichtung ihrer Anlage in der Nähe von Dresden einsammeln. Das Geld kommt je zur Hälfte von der Risikokapitalgesellschaft btov Partners und einem „Single Family Office, das seine Wurzeln in einem erfolgreichen Fast Moving Consumer Goods-Unternehmen hat“, wie Demecan schreibt.
Um wen es sich bei dem im Investorensprech als „erfolgreiches Fast Moving Consumer Goods-Unternehmen“ umschriebenen Akteur handelt, verrät laut finanzen.net ein Blick in das Handelsregister: Die Krombacher-Brauerei. Deren Geschäftsführer Bernhard Schadeberg steigt damit also ins Cannabis-Geschäft ein. Krombacher ist nicht der erste Hopfenbrauer, der das tut: Bereits Anfang des Jahres hat der weltgrößte Bierkonzern Anheuser-Busch InBev bekanntgegeben, 50 Millionen US-Dollar in eine Kooperation mit dem kanadischen Cannabiskonzern Tilray zu investieren. Ziel sei die Entwicklung eines alkoholfreien Marihuana-Getränks.
Von Cannabis-Bier ist bei Demecan (noch) nicht die Rede, dafür aber von Import und Großhandel. Damit könne das Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, schreibt es. Bis 2024 rechne es allein in Deutschland mit einem geschätzten Marktvolumen von 1,2 Milliarden Euro. Damit konnte es offensichtlich die Venture-Capital-Investoren von btov überzeugen: „Demecan agiert in einem sehr attraktiven Markt zur richtigen Zeit“, so btov-Associate Jennifer Phan. „Wir glauben, das Unternehmen hat einen First Mover-Vorteil in einem stark regulierten Marktumfeld, vor allem da es das einzige deutsche Produktions- und Handelsunternehmen auf dem europäischen Markt ist.“ Btov verwaltet ein Gesamtvermögen von 420 Millionen Euro.
Demecan wurde 2017 von Dr. Adrian Fischer, Dr. Cornelius Maurer und Dr. Constantin von der Groeben gegründet und ist nach eigenen Angaben das einzige deutsche Unternehmen, das die gesamte Wertschöpfungskette für medizinisches Cannabis vom Anbau über die Weiterverarbeitung und Lagerung bis zur Distribution an Apotheken abdeckt.
Neben Demecan konnten noch die beiden kanadischen Unternehmen Aphria und Aurora je fünf der 13 Lose der BfArM-Ausschreibung gewinnen und errichten nun ebenfalls Plantagen für den deutschen Anbau. Alle drei Unternehmen erwarten die erste Ernte im Herbst kommenden Jahres. Aphria investiert eine zweistellige Millionensumme in eine Anlage im schlesiwg-holsteinischen Neumünster, während Aurora auf ein fast 10.000 qm großes Areal im Biochemiepark Leuna in Sachsen-Anhalt setzt.
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