Medizinalhanf

Cannabis in der Apotheke: Fünf Gründe, die dagegen sprechen

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Düsseldorf -

Cannabis ist das neue Gold des Handels. Seit 2017 wird Medizinalhanf von den Kassen unter bestimmten Voraussetzungen übernommen. Die Bezirksapotheke in Berlin von Melanie Dolfen gehört zu den Cannabis-versorgenden Apotheken. Dolfen erklärt auf der Expopharm in Düsseldorf, warum es in den allermeisten Apotheken in Deutschland keinen Stoff gibt. „Fünf gute Gründe, die dagegen sprechen.“

„Ich würde es gerne machen, aber ich weiß nicht wie“, hört Dolfen immer wieder von den Kollegen. Die Apothekerin hat sich bewusst für die Cannabis-Versorgung entschieden und das ist bereits sechs Jahre her. „Es ist mein Beruf, Menschen zu helfen.“ 2013 war noch eine Ausnahmegenehmigung nötig, seit 2017 ist diese jedoch entfallen. Für Dolfen ist Cannabis nicht nur ein starkes Schmerzmittel, sondern Empfehlungsmarketing – nur krasser.

Was spricht gegen die Versorgung mit Cannabis?
Grund 5: Finanzieller Aufwand
Apotheker müssen in Vorleistung gehen. Sie müssen unter anderem Ware und Prüfsubstanzen kaufen, benötigen einen größeren BtM-Schrank. Dolfen gibt dabei zu bedenken, dass Cannabis derzeit das einzige Arzneimittel mit einem 100-prozentigen Aufschlag ist.

Grund 4: Zeitlicher Invest
Die Versorgung mit Cannabis ist mit einem hohen Beratungsaufwand verbunden – bereits vor der Abgabe ist ein hoher Aufwand nötig. Hilfe sei nötig sowohl bei der Rezeptausstellung, bei der Genehmigung von Verneblern und bei der Dokumentation. Wareneingang und -ausgang müssen dokumentiert werden. „Ich komme aus Berlin, da muss noch der Prüfverlust dokumentiert werden.“ Außerdem sei viel Einarbeitung nötig. „Im Studium hört man nur, es ist eine schlimme Droge, sonst nichts.“

Grund 3: Beschaffung
„Es gibt vier Apotheken in Deutschland, die das ziemlich gut draufhaben“, sagt Dolfen. Ein Grund, der den Cannabis-Tourismus erklärt. Patienten fahren von München nach Berlin Mitte, um an Medizinalhanf zu kommen. Dolfen spricht von Empfehlungsmarketing. Die Rollen sind klar verteilt. Der Dealer ist die Apotheke, der Influencer ist der Patient, der die Apotheke empfiehlt, Zuweiser sind Ärzte und andere Apotheken – passiv oder aktiv.

Grund 2: Absatz
Retouren sind nicht möglich, auch kann Cannabis nicht an andere Kollegen verkauft wird. Auch die Haltbarkeit ist begrenzt. Blüten können eine Haltbarkeit von nur vier Wochen haben. Daher sei es wichtig, als Apotheke seine Verordner, seine Versorgungsquellen und seinen Umschlagsplatz zu kennen. Letzter ist der Kunde: Welche Sorte bekommt der Kunde? Verträgt er diese und bekommt er die Sorte weiterhin?

Grund 1: Publikum
Apotheker fürchten Junkies anzuziehen. Ein Argument dem Dolfen klar wiedersprechen kann. „Meine Apotheke ist in Berlin Mitte, ich weiß wie fertige Menschen aussehen, aber meine Kunden sind das nicht.“ Ein Patient sei ein 42 Altenpfleger mit ADHS. Arbeiten war für den Familienvater unmöglich. Seit drei Jahren nimmt er Cannabis, arbeitet wieder und ist gesellschaftlich anerkannt. Eine zweite Patientin ist eine MS-Patientin.

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