Der Kölner Verarbeitungsbetrieb Cannamedical hat den bisher größten Import von medizinischem Cannabis nach Deutschland durchgeführt: Am Düsseldorfer Flughafen landete am Sonntag ein Frachtflug aus Portugal mit einer halben Tonne Cannabis.
Der Bedarf nach Medizinalcannabis steigt weiterhin, der Import kommt aber kaum hinterher. Und bis inländische Produktion Abhilfe schaffen kann, dauert es noch. Zahlen der ABDA zufolge gaben deutsche Apotheken 2018 rund 145.000 Einheiten cannabishaltiger Zubereitungen und unverarbeiteter Blüten auf Basis von etwa 95.000 Rezepten zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung ab. Das sind mehr als dreimal so viele wie in den knapp zehn Monaten 2017 von der Freigabe im März bis zum Jahresende: Damals waren es 27.000 Rezepte und 44.000 Einheiten. Auch wurden 2018 gut 53.000 Packungen Fertigarzneimittel mit Cannabis-Stoffen abgegeben, ein Plus von einem Drittel.
Der Bedarf wird bis heute ausschließlich durch Importe gedeckt, größtenteils aus Kanada. Bei kanadischem Gras kommt es jedoch immer wieder zu Lieferschwierigkeiten, nicht zuletzt weil der kanadische Markt spätestens seit der vollkommenen Legalisierung von Cannabis ebenfalls chronisch unterversorgt ist. „Europa entwickelt sich klar hin zur Unabhängigkeit vom kanadischen Cannabisprodukt, das seit 2017 unregelmäßig und nur limitiert verfügbar ist“, so Cannamedical-CEO David Henn anlässlich des Großimports.
Cannamedical ist seit August 2017 in der Lauer-Taxe als Importeur gelistet und hat bisher außer aus Portugal auch aus den Niederlanden und Kanada Cannabis eingeführt. Ende 2018 musste Cannamedical sein Produkt Cannabis Flos Stellio Substanz zu 10 g zurückrufen, weil aufgrund fehlender Stabilitätsdaten die Haltbarkeit nicht gewährleistet werden konnte. Zuvor hatte die Firma MedReleaf ihr Vertragsverhältnis mit dem Kölner Unternehmen einseitig beendet. Seit Juni 2019 vertreibt Cannamedical auch unter seiner eigenen Marke Cannabis in Deutschland.
Cannamedical erweitert mit dem Import nach eigenen Angaben sein globales Lieferantennetzwerk. Im Mai hatte das 2016 gegründete Unternehmen drei internationale Lieferabkommen mit Produzenten für Medizinialcannabis geschlossen und zwei EU-GMP-Zertifizierungen von kanadischen Partnerunternehmen gestartet.
APOTHEKE ADHOC Debatte