Budni/Edeka kommt nach Berlin Gabriele Hoberg, 08.06.2018 14:44 Uhr
Kunden in Berlin und Bremerhaven können in Kürze in neuen Läden erleben, was das Joint Venture zwischen dem Lebensmittelriesen Edeka und der Hamburger Drogeriekette Budnikowsky bringt. Während der Standort Bremerhaven schon bekannt war, ist jetzt auch Berlin konkret geworden: In der Schönhauser Allee im Stadtteil Prenzlauer Berg soll laut Hamburger Abendblatt die erste Filiale entstehen, ein zweiter Standort wird noch verhandelt. Damit expandiert der lokale Branchenprimus erstmals über die Grenzen der Hansestadt hinaus.
„Den Standort haben wir sehr sorgfältig ausgewählt, er eignet sich bestens für den Start unserer Expansion außerhalb der Metropolregion Hamburg“, sagt Budni-Geschäftsführer Christoph Wöhlke. „Wir freuen uns sehr auf die Begegnung mit den Menschen in Berlin und sind zuversichtlich, dass wir mit unserem besonderen Konzept überzeugen können.”
Der Grund für diese Allianz der beiden Handelsketten: Edeka kann beim Einkauf aufgrund seiner Marktmacht Preiskonditionen aushandeln, von denen Budnikowsky bislang nur träumen konnte. Die Drogeriekette braucht aber dringend bessere Marktkonditionen, um in der direkten Konkurrenz zu dm, Rossmann und Müller überhaupt bestehen zu können.
Edeka wiederum hatte in der Vergangenheit versucht, in dem hart umkämpften Lebensmittelmarkt noch Wachstumsnischen zu finden und zu markieren. Das Drogeriesegment bot sich an, brachte Edeka aber keinen Vorteil, weil die Regale mit Drogerieartikeln in Supermärkten von Kunden nicht so akzeptiert werden, wie eben Drogeriemärkte mit ihrem viel breiteren Angebot.
Die Entscheidung, sich deshalb mit einer Drogeriekette zusammen zu schließen und mit neuen Läden den Markt aufzumischen, erscheint folgerichtig. Dass Edeka sich ausgerechnet Budnikowsky ausgesucht hat, liegt an deren besonderer Kundenausrichtung, eben ähnlich wie bei Edeka und ganz anders als bei dm, Rossmann und Müller.
In Hamburg gibt es Budni-Läden, deren Umsatz zur Hälfte mit Lebensmitteln gemacht wird, in anderen Läden beträgt dieser Anteil nur 3 Prozent. In einigen Läden geht Naturkosmetik prima, in anderen läuft sie gar nicht. Dazu kommt, dass Budnikowsky das größte Sortiment hat und in Hamburg der größte Bio-Händler ist. Mit dieser Kundenausrichtung will das Joint Venture von Edeka und Budni tatsächlich einen Marktvorteil gegenüber den anderen Drogerieketten herausarbeiten. Die erscheinen den neuen Partnern zu einheitlich und konfektioniert in ihrer Filialpolitik.
Ob das mittelfristig reicht, um die Marktanteile zugunsten von Budni und Edeka zu verschieben, bleibt abzuwarten. Budnikowsky zählt aktuell in Hamburg 186 Filialen, Edeka bundesweit 5900 Märkte. Rossmann zählt bundesweit rund 2100 Filialen, dm etwa 1900. Bei den Umsätzen hat dm mit zuletzt 7,9 Milliarden Euro Umsatz die Nase vorn, Rossmann kommt auf 6,4 Milliarden Euro, Müller auf 3,7 Milliarden, Budnikowsky kam in Hamburg auf 430 Millionen Euro Umsatz.
Eine gemeinsame Firma für Logistik und Verwaltung haben Edeka und Budnikowsky schon 2017 gegründet; hier ist der Lebensmittelriese mit 25,1 Prozent beteiligt. Die unternehmerische Leitung bleibt aufgeteilt. Wie viele der angekündigten 50 Läden pro Jahr jetzt in der Eigenregie von Budni oder von Edeka gegründet werden, haben die Geschäftsleitungen im Detail noch nicht aufgeschlüsselt. Ob die bisherigen Eigenmarken bestehen bleiben oder zu einer neuen verschmelzen, ist nicht bekannt.