Die Generikabranche warnt davor, dass Arzneihersteller wegen der hohen Inflation Produkte aus dem deutschen Markt zurückziehen könnten. Pharmafirmen hätten mit Kostensteigerungen von mehreren Hundert Prozent zu kämpfen, sagte Bork Bretthauer, Chef des Lobbyverbands Pro Generika, dem „Spiegel“.
Die Kostensteigerungen könnten aber nicht einfach weitergegeben werden, weil es in Deutschland Instrumente wie Festbeträge und Rabattverträge mit Krankenkassen gebe. „Ist eine Produktion nicht mehr wirtschaftlich, hat der Hersteller keine Wahl: Entweder macht er Verluste oder er muss sich aus der Versorgung zurückziehen“, sagte Bretthauer.
Treiber seien etwa gestiegene Seefrachtraten. Auch höhere Kosten für Verpackungen machten den Firmen zu schaffen, sagte er. Zudem explodierten die Kosten für Ausgangsprodukte: Der Stoff DMA etwa, Grundlage für das Diabetesmedikament Metformin, sei um 180 Prozent teurer geworden.
Wenn die Politik die Arzneiversorgung sichern wolle, müsse es einen Aufschlag in Höhe der Inflation auf die Festbeträge geben, forderte Pro Generika. „Das Preismoratorium, das die Preise auf dem Niveau von 2009 festgefroren hat, darf für Generika nicht noch weiter verlängert werden“, sagt Bretthauer.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte angekündigt, dass die Krankenkassenbeiträge 2023 kräftig steigen werde – auch wegen der Kosten der Arzneimittelversorgung. Laut Pro Generika decken Generikafirmen 78 Prozent des gesamten Arzneimittelbedarfs der gesetzlichen Krankenkassen.
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