Botendienst

ApoAir: Lieferdrohnen für Apotheken

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Berlin -

Wenn Amazon und Google in den USA Drohnen testen, dann klingt das nach ferner Zukunftsmusik. Auch der Testflug von Medikamenten über den Rhein schien eher als Signal des Logistikkonzerns DHL zu werten, dass man sich von den Versandhändlern die Butter nicht vom Brot nehmen würde. Derweil arbeiten die ersten Firmen mit Hochdruck daran, entsprechende Konzepte zur Marktreife zu bringen. Drei Unternehmer aus dem Kreis Limburg haben die Apotheken als Zielgruppe für ihren Lieferroboter entdeckt.

Im Juli haben Karin Türk, Klaus Sommer und Bastian Ringsdorf die Firma ApoAir gegründet. Türk hat 18 Jahre lang für Lekkerland gearbeitet und ist für alle logistischen Fragen zuständig. Sommer ist Maschinenbauingenieur und betreut den Bereich Technik/IT. Ringsdorf schließlich ist Unternehmer und Investor aus Luxemburg, der sich dem praktischen Einsatz von künstlicher Intelligenz verschrieben hat. Bei ApoAir ist er für Vertrieb und Marketing zuständig.

Seine Idee war es auch, den Roboter für den Einsatz durch Apotheken und Labore zu entwickeln. Da kaum eine Lieferung ein Gewicht von mehr als einem Kilogramm habe, seien diese Bereiche für den Einsatz von Lieferdrohnen prädestiniert, sagt Türk. In Gesprächen mit Apothekern habe sich zudem herausgestellt, dass der Berufsstand für solche technischen Innovationen offen sei.

Türk und Sommer haben bereits Erfahrungen mit ähnlichen Konzepten. Seit zwei Jahren bieten sie Kunden ihrer Firma Robotic Air Luftaufnahmen und andere Dienstleistungen mit Flugrobotern an. Allerdings wird die Maschine hier auf Sicht per Fernbedienung gesteuert.

Das soll bei ApoAir nicht mehr notwendig sein: „Wir wollen ja nicht alle Kunden zu Piloten ausbilden“, sagt Türk. Das Konzept sieht daher vor, dass die Apotheker ihren Kunden einen GPS-Chip mitgeben, den diese mit nach Hause nehmen und der dann automatisch vom Flugroboter angeflogen wird.

Der Apotheker muss nur noch die GPS-Daten eingeben; gesteuert wird die Drohe dann von einer mitgelieferten Cloud-Software. Der Landeplatz muss mindestens drei Meter mal drei Meter groß sein; entsprechend soll ApoAir zunächst im ländlichen Raum zum Einsatz kommen.

Die Technologie sei hinsichtlich Navigation und Kollisionsschutz ausgereift, sagt Türk. Offen seien nun vor allem rechtliche Fragen. Denn derzeit sei der Einsatz von Flugrobotern in Deutschland nicht geregelt. Türk und ihre Partner hoffen, dass der Gesetzgeber sich bald mit der Frage beschäftigt; entsprechende Bestrebungen gebe es bereits, sagt die Firmenchefin. Auch die Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) zum Botendienst will man bei ApoAir beachten. So soll die Lieferung nicht einfach abgeworfen, sondern übergeben werden.

Die Kosten kann Türk noch nicht beziffern; das hänge davon ab, wie viele Abnehmer sich für das Konzept fänden. Sie hofft aber, dass bei entsprechender Nachfrage ein vierstelliger Betrag aufgerufen werden kann. Ende September können sich Interessenten aber schon einmal den Einsatz des Flugroboters in der Praxis ansehen: Gemeinsam mit dem Hersteller der Drohne, der Firma Height-Tech aus Bielefeld, und einem Transportlogistiker für Laborleistungen findet in der Nähe von Limburg ein Probeflug statt. Dafür hat sich das Unternehmen eine Ausnahmegenehmigung besorgt.

Im vergangenen Dezember war der „DHL Paketkopter“ zu seinem Jungfernflug als Apothekenbote gestartet. Dabei hatte die Drohne ein Paket mit Arzneimitteln von einer Apotheke in Bonn zur DHL-Konzernzentrale auf der anderen Rheinseite gebracht. Etwa zwei Minuten hatte der Flug von einem Kilometer gedauert. Die Drohne war in rund 50 Metern Höhe geflogen und von zwei Steuermännern mit Funksignalen ins Ziel gelotst worden.

Amazon hat vor einigen Wochen in den USA eine Testlizenz für die Auslieferung per Drohne beantragt. Geplant ist die Lieferung von Paketen mit einem Gewicht von bis zu 2,5 Kilo. Etwa 85 Prozent der Bestellungen seien leicht genug, um von einer Drohne ausgeliefert zu werden. Auch Google testet die Technologie. Wie in Deutschland ist auch in den USA der zivile Drohnenverkehr bislang vollständig verboten. Das Risiko von Zusammenstößen oder Abstürzen der Drohnen wird als zu hoch eingeschätzt.

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