Medizinsparte gewinnt an Bedeutung

Bosch entwickelt Corona-Schnelltest Alexandra Negt, 26.03.2020 11:37 Uhr

Der Autozulieferer Bosch hat einen Corona-Schnelltest entwickelt. Die kleine Medizinsparte des Unternehmens arbeitet gerade auf Hochtouren. Foto: Bosch Healthcare Solutions
Berlin - 

Der weltgrößte Autozulieferer Bosch hat seine Produktion in Deutschland wegen der Coronavirus-Krise weitgehend heruntergefahren. Betroffen seien rund 35 Standorte der Mobilitätssparte sowie diverse Zentralbereiche, teilte der Konzern mit. Die kleine Sparte Medizintechnik arbeitet hingegen im vollen Umfang – hier wird ein Schnelltest für das aktuelle Coronavirus entwickelt.

Ergebnis direkt vor Ort unter drei Stunden

Bosch Healthcare Solutions hat nach eigenen Aussagen gemeinsam mit Randox Laboratories einen der weltweit ersten vollautomatisierten, molekulardiagnostischen Tests entwickelt, der in unter drei Stunden zuverlässige Ergebnisse liefert. Das Unternehmen betont, dass der Test ein Ergebnis schnell und ohne Transportwege liefern kann – die Proben werden in ein Gerät gesteckt, welches vor Ort aufgestellt werden kann. Somit könne Zeit und Geld eingespart werden.

Bosch will Schnelligkeit und Zuverlässigkeit gewährleisten

Derzeit entwickeln mehrere Unternehmen Corona-Schnelltests. Sie stehen immer wieder in der Kritik, da sie zum Teil ungenaue Messergebnisse liefern. Die Rate an falsch-negativen Ergebnissen könnte problematisch bei der Eindämmung des Virus werden. Bosch gibt an, dass das entwickelte System in diversen Labortests Ergebnisse mit einer Genauigkeit von mehr als 95 Prozent erzielt werden konnten. „Der Schnelltest erfüllt die Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation WHO“, heißt es in einer Mitteilung von Bosch.

„Mit dem Covid-19-Schnelltest wollen wir einen Beitrag zur möglichst raschen Eindämmung der Corona-Pandemie leisten. Infizierte Patienten können schneller identifiziert und isoliert werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende Volkmar Denner: „Im Kampf gegen das Virus ist Zeit einer der entscheidenden Faktoren. Eine zuverlässige, schnelle Diagnose direkt vor Ort ohne Umwege – das ist der große Vorteil unserer Lösung.“ Das Analysegerät mit dem Namen Vivalytic ist für den Einsatz in Kliniken und Praxen vorgesehen. Ein Einsatz in der Apotheke ist rechtlich nicht möglich, da ein Abstrich gemacht werden muss – die Probennahme und Analyse muss durch medizinisches Personal erfolgen.

Durchführung

Der Test analysiert Sekret vom Patienten, die Probe wird mittels Nasen- oder Rachenabstrich gewonnen. Diese wird in eine spezielle Kartusche gegeben. Diese beinhaltet bereits alle notwendigen Reagenzien um eine Analyse auf Sars-CoV-2 durchzuführen. Nach erfolgter Bestückung der Kartusche wird diese direkt in das Analyse-Gerät eingeführt. Die Bedienung sei sehr einfach, so dass eine spezielle Schulung des Personals nicht nötig sei. Die Kapazitäten des Gerätes sind auf zehn Proben pro Tag beschränkt. Die Stückzahlen der bisher ausgelieferten und in Betrieb genommenen Geräte ist noch überschaubar, unter anderem arbeitet das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart mit dem Schnelltest. Für die Herstellung der Geräte stehen Produktionskapazitäten am Medizintechnik-Standort in Waiblingen zur Verfügung, so Bosch.

Weitere Identifizierungen möglich

Mit einer Probe kann nicht nur ein Nachweis auf Sars-CoV-2 stattfinden, gleichzeitig können weitere Erreger identifiziert werden. Eine gleichzeitige Untersuchung auf Influenza A und B ist ebenfalls möglich und könne somit gleichzeitig einer Differentialdiagnostik dienen. „Die Besonderheit des Bosch-Tests ist: Durch die Differenzialdiagnostik ersparen sich die Ärzte zusätzlich die Zeit für weitere Tests, erhalten rasch eine fundierte Diagnose und können daraus schneller eine geeignete Therapie einleiten", sagt Marc Meier, Geschäftsführer der Bosch Healthcare Solutions. Ab April soll der Test in größerem Umfang in Deutschland erhältlich sein. Eine Vermarktung in andere europäische und nicht-europäische Länder sei ebenfalls geplant.

Sinkende Nachfrage und Kurzarbeit

Bosch reagiere damit auf die drastisch sinkende Fahrzeugnachfrage insbesondere in Europa und die damit verbundenen Produktionsstopps der Automobilhersteller. Die betroffenen Mitarbeiter sollen zunächst ihre Zeitkonten abbauen oder Urlaub nehmen. Spätestens vom 5. April an will Bosch dann Kurzarbeit einführen.