Boom im Handel – Frust für Apotheken APOTHEKE ADHOC, 05.01.2018 12:29 Uhr
Der Apotheken- und Drogeriemarkt kann mit dem Boom im deutschen Einzelhandel nicht Schritt halten. Entgegen dem postiven Gesamttrend mit Umsatzzuwächsen von bis zu knapp 5 Prozent konnten Apotheken und Drogerien ihre Umsätze nur gut behaupten. Besonders starkt legte der Online-Handel zu.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wuchs der Online-Handel in den ersten elf Monaten um 8,6 Prozent. Unterdurchschnittlich lief bei geringen Umsatzsteigerungen das Geschäft in Apotheken und Drogerien. Der Apothekensektor, zu dem Destatis auch die Drogerien und andere Einzelhändler im kosmetischen, pharmazeutischen oder medizinischen Bereich zusammenfasst, konnte seinen Umsatz mit entsprechenden Produkten real nur um 1,3 Prozent steigern. Nich so gut schnitten auch der Bücher- und Schmuckmarkt ab. Einen realen Umsatzrückgang um 0,2 Prozent erlebte der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln.
Dagegen fällte die Gesamtbilanz sehr positiv aus: Im deutschen Einzelhandel stiegen die Umsätze laut Destatis-Hochrechnung im Jahr 2017 auf ein Rekordniveau. Danach lagen die Erlöse der Händler zu aktuellen Preisen zwischen 4,5 und 4,9 Prozent über den Werten aus dem Jahr zuvor. Eine ähnlich starke Steigerung hat es in der seit 1994 vergleichbaren Statistik noch nie gegeben, wie ein Sprecher mitteilte.
Um die Preissteigerungen bereinigt stieg der Umsatz aber nur zwischen 2,7 und 3,1 Prozent. Hier hatte es 2015 mit einem Zuwachs von 3,8 Prozent ein stärkeres Wachstum gegeben. Die beiden genannten Spannen liegen deutlich über den Umsatzsteigerungen aus dem Jahr 2016, als ein reales Umsatzplus von 2,6 Prozent und ein nominales von 3,0 Prozent festgestellt worden war. Die Schätzung für das Gesamtjahr basiert auf den Statistiken bis einschließlich November 2017.
Der vorletzte Monat des Jahres war mit einer jahresbezogenen Umsatzsteigerung von 6,2 Prozent sehr stark ausgefallen. Vor allem für Textilien (+11 Prozent) und Lebensmittel (+6,7 Prozent) gaben die Kunden deutlich mehr Geld aus. Das Weihnachtsgeschäft ist darin noch nicht berücksichtigt.
Mit mindestens 4,5 Prozent nominaler Steigerung liegt Destatis auch deutlich über der im Dezember bestätigten Prognose des Branchenverbandes HDE, der von 3 Prozent Wachstum ausgeht. Man wolle die Schätzung aus Wiesbaden nicht kommentieren, sondern Ende Januar auf der Basis tatsächlicher Zahlen eine stabile Bilanz ziehen, sagte ein HDE-Sprecher in Berlin. Auch das Bundesamt will am 31. Januar Zahlen inklusive der Dezemberwerte vorlegen.
Einig sind sich die Experten über die wachsende Bedeutung des Online-Handels. Der HDE rechnet für das Gesamtjahr mit rund 10 Prozent Steigerung. Mit 49 Milliarden Euro werde der Versandhandel 2017 einen Anteil von 9,6 Prozent am Gesamtvolumen von 501 Milliarden Euro erreichen.