Es sollte die größte Übernahme in der US-Pharmaindustrie werden: Zu Jahresbeginn hatte der Branchenriese Bristol-Myers Squibb (BMS) angekündigt, den Biopharma-Spezialisten Celgene für rund 74 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen. Am Mittwoch nach Handelsschluss an den US-Börsen dann der Paukenschlag: Der größte Aktionär von BMS sagt nein.
Die US-Investmentfirma Wellington Management, die fast 9 Prozent der Aktien hält, stört sich dabei an mehreren Dingen. So sollen die BMS-Aktionäre nach ihrer Ansicht zu große Risiken schultern, wie es in einer Stellungnahme hieß. Außerdem würden unter den Bedingungen der Übernahme den Celgene-Anteilseignern BMS-Papiere zu billig überlassen. Celgene-Aktionäre sollen pro eigener Aktie ein BMS-Papier und 50 Dollar erhalten.
Zudem befürchten die Investmentexperten, dass das Management des Pharmariesen mit Blick auf die erfolgreiche Umsetzung der Übernahme zu optimistisch sein könnte. Und schließlich gebe es alternative Wege zur Schaffung von Wert für die BMS-Aktionäre, die attraktiver sein könnten. Der Kapitalmarkt schätzt die Erfolgsaussichten von Wellington, den Deal noch zu verhindern, offensichtlich als durchaus nicht klein ein. So sprang der BMS-Kurs in einer ersten Reaktion um fast 2 Prozent nach oben. Celgene hingegen brachen um mehr als 9 Prozent ein.
BMS will sich mit Celgene vor allem auf lukrative Krebsmedikamente, Entzündungshemmer sowie auf Erkrankungen des Immunsystems und der Blutgefäße konzentrieren. Die Konzerne erwarten den Vollzug des Geschäfts eigentlich im dritten Quartal 2019, wenn die Aktionäre und Behörden grünes Licht geben.
Sie wollen bis zum Jahr 2022 jährliche Einsparungen von 2,5 Milliarden Dollar erzielen. BMS will nach dem Abschluss zudem einen beschleunigten Aktienrückkauf über bis zu 5 Milliarden Dollar durchziehen. Bereits im ersten vollen Jahr nach Abschluss werde sich der Deal zudem in einem um 40 Prozent höheren Gewinn je Aktie niederschlagen. Für 2019 peilt BMS – noch ohne Celgene – einen Gewinn zwischen 3,75 und 3,85 Dollar an. Das ist etwas mehr als von Analysten mit 3,50 Dollar im Schnitt erwartet.
APOTHEKE ADHOC Debatte