Blutzuckerkontroll-App

Freestyle Libre sendet Messwerte

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Berlin -

Diabetiker müssen ihren Blutzucker regelmäßig kontrollieren. Für die Messung nutzen viele Betroffene eine Stechhilfe, Lanzetten, Teststreifen und ein Messgerät. Einfacher geht es mit Freestyle Libre. Patienten können jetzt per App ihre Messwerte scannen und per Push-Nachricht an andere Personen weiterleiten: Freestyle Link und Freestyle Link Up können zum Beispiel Kinder und Eltern miteinander verbinden. Die beiden kostenlosen Apps sind auf Android-Smartphones für eine bessere Glukose-Kontrolle verfügbar.

Bei Freestyle Libre tragen Patienten einen Sensor an der Rückseite des Oberarmes, der über ein etwa fünf Millimeter langes Sensorfilament kontinuierlich Messungen im Zellzwischenwasser des Unterhautfettgewebes vornimmt. Tag und Nacht werden Werte ermittelt, etwa alle 15 Minuten aktualisiert sich dabei der Sensor. Das System wird daher Flash Glucose Monitoring (FGM) genannt – in Abgrenzung zu Continuous Glucose Monitoring Systemen (CGMS): Real-Time-Messgeräte wie Freestyle Navigator, Dexcom G4 und G5 sowie Medtronic Enlite und Guardian schlagen sogar Alarm, wenn der Zuckerspiegel außer Kontrolle gerät.

2014 eingeführt und mittlerweile in 23 Ländern erhältlich, ist Freestyle Libre als – im Vergleich zu CGMS – preiswertere Variante für eine breitere Patientengruppe gedacht. Bislang wurde zum Scannen des Sensors ein Lesegerät genutzt; nun kann auch das Handy zum Einsatz kommen: Nach Installation der App wird die Rückseite des Smartphones an den Sensor gehalten. Es erscheinen der aktuelle Glukosewert, eine Acht-Stunden-Verlaufsdarstellung und ein Trendpfeil, der anzeigt, in welche Richtung der Blutzuckerwert tendiert. Haben zum Beispiel die Eltern Freestyle Link Up auf ihrem Handy installiert und sich mit dem Kind vernetzt, erhalten sie eine Push-Nachricht sobald der Glukose-Wert aktiv gescannt wurde.

Eltern bekommen somit aus der Ferne Einblick in den Blutzuckerwert ihrer Kinder und können den Diabetes besser managen. Der aktuelle Glukose-Wert kann über eine Farbskala in „zu hoch“, „zu niedrig“ oder „im Normbereich“ eingeordnet werden. In der App werden bis zu 100 gescannte Werte angezeigt. Der Träger des Sensors kann entscheiden, ob er per Smartphone oder Lesegerät den Messwert scannt.

Das System ist ab einem Alter von vier Jahren zugelassen. Der Sensor wird mittels Applikator an den Oberarm angebracht und sollte alle 14 Tage ausgetauscht werden. Das Ablesen dauert nur wenige Sekunden und ist schmerzfrei.

Der Sensor ist bis zu einer halben Stunde wasserdicht und kann auch beim Sport getragen werden. Die Daten werden bis zu acht Stunden auf dem Sensor gespeichert. Ein vollständiges glykämisches Profil kann über Messungen von drei Monaten mindestens alle acht Stunden erreicht werden.

Die Kosten für das Messsystem werden von einigen Krankenkassen übernommen. Patienten müssen einen Antrag stellen – voraussetzt, sie sind insulinpflichtige Diabetiker und können eine Erstverordnung von einem Facharzt für innere Medizin, einem Endokrinologen oder Diabetologen vorweisen. Die Patienten müssen auf eine intensivierte Insulinbehandlung angewiesen sein und Schwierigkeiten haben, die festgelegten individuellen Therapieziele zur Stoffwechseleinstellung, auch bei Beachtung der jeweiligen Lebenssituation, zu erreichen. Sind alle Kriterien erfüllt, muss für eine Kostenübernahme noch eine Schulung des Messsystems erfolgen. Wie viele Patienten aktuell mit dem Messgerät versorgt sind, will der Hersteller nicht verraten.

Die DAK übernimmt pro Sensor maximal 59,90 Euro alle zwei Wochen und die Kosten für das Auslesegerät in Höhe von 59,90 Euro. Die TK übernimmt ebenfalls die Kosten für das Messsystem. Die Versicherten können ihr Rezept an die Kasse schicken oder als Antrag auf Kostenübernahme im Abbott-Webshop einreichen.

Konkurrenz kommt demnächst aus dem Hause Roche. In der Arztpraxis wird der zwei Zentimeter lange Sensor ambulant implantiert. Anhand von Lichtsignalen, der sogenannten Fluoreszenzemission, wird der Glukosewert in der Gewebeflüssigkeit gemessen und mittels drahtloser Technologie an den Smart Transmitter übermittelt, der über dem Sensor auf die Haut aufgeklebt wird. Er kann abgenommen und wieder aufgeladen werden und hält bis zu zwölf Monate.

Via Bluetooth werden die Daten automatisch zum Smartphone des Nutzer gesendet. Bei Hypo- oder Hyperglykämien wird der Patient entweder durch die App oder durch Vibration am Smart Transmitter alarmiert. Das Eversense-System ist bereits CE-zertifiziert und wird derzeit in ausgewählten Arztpraxen getestet. Nach Abschluss der Pilotphase soll auch über den Vertriebsweg entschieden werden.

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