In der Mai-Ausgabe hat Stiftung Warentest 15 Blutdrucktestgeräte unter die Lupe genommen. Das schlechteste Oberarmgerät im Test war „BM 85“ von Beurer, das nur mit „ausreichend“ bewertet wurde. Der Hersteller wollte das nicht auf sich sitzen lassen und erwirkte eine Richtigstellung in der Zeitschrift „test“.
Getestet wurden sieben Handgelenkgeräte und acht Oberarmgeräte. Das Oberarmgerät von Beurer war das teuerste und erreichte die Note 3,7. Die Besonderheit des Geräts, Messwerte an Rechner, Smartphones oder Tablets zu übertragen, wurde zum Fallstrick. Denn die Tester kritisierten, dass die iOS-App Nutzernamen und Passwort unverschlüsselt übermittele. Das Datensendeverhalten wurde daher als „sehr kritisch“ bewertet und das Gerät um eine Note abgewertet.
Beurer sah diese Kritik als haltlos an und wehrte sich erfolgreich. In einem Schreiben habe die Stiftung Warentest ihre Aussage bezüglich des „sehr kritischen“ Datensendeverhaltens revidiert, teilt der Hersteller mit. Daraus ergebe sich eine neue Wertung des „BM 85“ mit der Note 2,7 – und damit Platz 3 unter den Oberarm-Geräten. Online sei die Korrektur der Ergebnisse bereits veranlasst worden, zudem werde in der nächsten Printausgabe eine Korrekturmeldung gedruckt.
Doch auch die Kritik am Akkubetrieb kann Beurer nicht nachvollziehen. Die Stiftung Warentest hatte moniert, dass das Gerät mit Akku laufe und oft aufgeladen werden müsse. Für Geräte, die nicht über eine Batterie verfügten, sondern über ein USB-Kabel aufgeladen werden, gab es Punktabzüge. Dies entbehre einer technischen Grundlage, kritisiert Beurer. „Geräte mit Akku sind darüber hinaus höherwertiger und wesentlich umweltfreundlicher als Geräte mit Wegwerfbatterien.“
Wäre dieser Aspekt mit „gut“ bewertet worden, wäre das „BM 85“ laut Beurer wertungsgleich mit dem Testsieger in der Kategorie Oberarmgeräte – dem Boso Medicus X für 50 Euro, das mit 2,3 bewertet wurde. Im Übrigen bestätigten die Ergebnisse im Bereich Messgenauigkeit die positiven Eigenschaften des Geräts.
Aber nicht nur das Beurer-Gerät, auch das Handgelenkgerät des Tochterunternehmens Hans Dinslage, war in die Kritik geraten: Das „Sanitas SBC 21“ – das günstigste Gerät im Test – erreichte nur die Note 3,6. Die Tester hatten „relativ große Abweichungen zur Vergleichsmessung“ festgestellt und die Messgenauigkeit nur mit „ausreichend“ bewertet. Hans Dinslage kritisiert das Prüfverfahren der Stiftung Warentest.
Die Tester hatten insgesamt 5760 Messungen vorgenommen, jeweils sechsmal an allen 32 Probanden und an einem Simulator. Bei den Testpersonen wurden Vergleichsmessungen mit einem Quecksilberblutdruckmessgerät vorgenommen, bei denen zwei Fachkräfte mit einem Doppelstethoskop den Blutdruck ermittelten. Um die Wiederholungsgenauigkeit zu erfassen, wurden die Geräte ebenfalls an den Simulator angeschlossen und zehnmal in Folge Werte erfasst.
Die Messung am Blutdrucksimulator sieht Hans Dinslage kritisch: Sie könnten zwar zur Überprüfung der Wiederholgenauigkeit herangezogen werden – bei der das Gerät ein „sehr gut“ erhalten hatte –, dürften laut Norm aber nicht zum Vergleich mit einem eingestellten Absolutwert benutzt werden. Dies habe Warentest jedoch fälschlicherweise getan.
Zudem habe Warentest lediglich 32 Probanden in die Untersuchung einbezogen. Bei den gesetzlich vorgeschriebenen und in der Fachwelt anerkannten Tests würden immer höhere Probandenzahlen gefordert. Die Durchführung des Tests, gerade im Hinblick auf die Messgenauigkeit, sei daher mit Mängeln behaftet, so der Hersteller. „Da genau dieser Punkt zu dem schlechten Ergebnis geführt hat, ist das Qualitätsurteil für die Hans Dinslage GmbH nicht aussagekräftig und nachvollziehbar.“
Bei dem Test hatten nur drei Blutdruckmessgeräte ein „gut“ erreicht, der Rest wurde mit „befriedigend“ oder „ausreichend“ bewertet. Testsieger war Omron RS2. Das Handgelenkgerät überzeugte mit einer guten Mess- und Wiederholungsgenauigkeit. Zudem sei es kaum störanfällig, so die Tester. Es biete zwar weniger Extras als die übrigen Geräte, sei dafür aber preisgünstig. Mit dem Oberarmgerät M500 landete Omron bei dieser Geräteart auf Platz 2.
Das Gerät Aponorm Mobil Soft Control, das Wepa vertreibt, erreichte wie das „BM 85“ von Beurer nur die Note 3,7. Die Tester kritisierten die schlechte Messgenauigkeit des Geräts. Ein Sprecher von Wepa konnte diese Einschätzung nicht nachvollziehen: „Grundlegend dürfen CE-zugelassene Geräte nur in Verkehr gebracht werden, wenn diese eine maximale Abweichung von 3mmHg aufweisen.“ Wepa habe ein eigenes Testlabor, in dem die Geräte regelmäßig geprüft würden, und in dem das Gerät Kontrollen bestehe, die denen des Eichamts entsprächen.
Aponorm Basis Control, laut Wepa das meistverkaufte Blutdruckmessgerät auf dem deutschen Apothekenmarkt, landete mit der Bewertung „befriedigend“ auf Platz 3 der untersuchten Oberarmmessgeräte. Warentest zog Punkte ab, weil das Gerät „wenig robust“ sei und empfindlich auch Störungen reagiere.
Bei Wepa kann man das nicht nachvollziehen: „Für 2015 und 2016 liegen uns keine dokumentierten Beschwerden wegen der Qualität oder Schäden nach Fall oder ähnlichem vor“, so der Sprecher. Die Geräte würden zudem den gesetzlichen Vorgaben entsprechend auf Störungsanfälligkeit und Empfindlichkeit geprüft. Die Aponorm-Geräte habe man gemeinsam mit dem Unternehmen Microlife entwickelt.
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