Mit den Rabattverträgen kommen den Apotheken immer mehr Exoten ins Haus. Einer von ihnen ist der schwedische Generikahersteller Bluefish. Das junge Unternehmen hat eine klare Vision: „Wir wollen für Arzneimittel das sein, was Ikea für Möbel ist.“ Mit der Kombination aus skandinavischem Charme und globalen Finanz- und Lieferstrukturen ist der Hersteller auf dem besten Wege.
Gegründet wurde Bluefish 2005 von Karl Karlsson, der als Präsident nach wie vor an der Spitze der Firma steht. Der heute 38-Jährige hatte in den USA Marketing und Betriebsökonomie studiert und von 1997 bis 2002 bei der Werbeagentur „RDA Interactive“ gearbeitet. Bluefish war für Karlsson der Einstieg in den Pharmamarkt, den er als eine „aufregende, dynamische, wissensbasierte Branche“ beschreibt.
Um Fuß zu fassen, brauchte Karlsson Geld: Als ersten Investor konnte er den Arzt und Unternehmer Dr. Lars-Göran Kjellin gewinnen, der inzwischen jedoch nicht mehr an dem Unternehmen beteiligt ist. Nach mehreren Kapitalerhöhungen hält Karlsson heute nur noch knapp 17 Prozent der Anteile. Größter Aktionär ist mit 27 Prozent Gerald Engström, Chef des Klimaanlagenherstellers Systemair. Zu den Eigentümern gehören außerdem Bengt Ågerup, Gründer des Biotech-Unternehmens Q-Med, sowie die Investmentfirma Varenne.
Jüngster Neuzugang ist der asiatische Finanzinvestor Whochford Holding. Der Einstieg passt zum Unternehmenskonzept von Bluefish: Die Firma hat zwar ihren Hauptsitz in Stockholm, die Produkte kommen aber von verschiedenen Lohnherstellern aus Europa und Indien – koordiniert wird das Geschäft von der indischen Niederlassung in Bangalore. Dort arbeitet auch die Mehrheit der Bluefish-Angestellten: 51von 75 Mitarbeitern sind in Indien tätig, 16 in der schwedischen Zentrale. Mithilfe der indischen Partner will Bluefish „Qualität zu bezahlbaren Preisen bieten“ können.
Bezahlbare Preise – das läuft in Deutschland aus Sicht der Krankenkassen vor allem über Rabattverträge: Bei der AOK, der IKK classic und der IKK gesund plus ist Bluefish exklusiver Vertragspartner für Mirtazapin. Auch bei Barmer GEK, DAK, Deutscher BKK, GWQ, KKH Allianz, Knappschaft und Techniker Krankenkasse ist Bluefish als Partner dabei. Das deutsche Geschäft koordinieren drei Mitarbeiter von der Niederlassung in Griesheim bei Darmstadt aus. Geschäftsführerin ist Daniela Stoppel, die zuvor bei Mylan dura und Spitzner als Produktmanagerin gearbeitet hatte.
Bislang hat Bluefish ausschließlich Europa im Visier: In 19 Ländern ist der Generikahersteller vertreten, darunter neben Deutschland auch Österreich, Großbritannien, die Niederlande, Italien, Spanien, Frankreich und die skandinavischen Länder. Zur Zeit konzentriere man sich auf die EU-Märkte, erklärt Karlsson, da man diese sehr gut kenne. Der Bluefish-Chef hofft allerdings, künftig auch außerhalb Europas Fuß zu fassen.
Das Portfolio umfasst inzwischen 83 Produkte, von denen bislang 43 eingeführt wurden. Seit der Gründung ist Bluefish in der Verlustzone, konnte seine Umsätze aber stetig steigern: 2010 setzte der Hersteller knapp 93 Millionen Schwedische Kronen um, das sind rund 10 Millionen Euro. Für 2011 rechnet Bluefish mit 15 Millionen Euro – und dem Break-even.
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