Ärger um Konditionen

Rabattpartner Bluefish: Gehe lässt die Muskeln spielen

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Berlin -

Der Generikahersteller Bluefish will gegenüber dem Großhandel die Konditionen kürzen. Weil es bislang keine Einigung gibt, haben die ersten Großhändler ihre Bestellungen gestoppt. Damit fällt ein wichtiger Rabattpartner von AOK, Ersatz- und Betriebskrankenkassen aus. Kommt es zu keiner Lösung, drohen ab April dramatische Konsequenzen.

Bluefish ist seit knapp zehn Jahren am Markt und hat vor allem über die Rabattverträge eine gewisse Bedeutung erzielt. So ist die Firma mit fast allen ihrer 26 Präparate bei Ausschreibungen vertreten, unter anderem bei der AOK, Ersatzkassen wie Barmer, DAK, KKH und TK sowie bei zahlreichen Betriebskrankenkassen. Im Herbst beschloss das Unternehmen, seine Konditionen gegenüber dem Großhandel zu kürzen. Ein Gespräch im Dezember brachte kein Ergebnis, die ersten Großhändler ziehen nun Konsequenzen.

Gehe informiert die Apotheken darüber, aktuell nicht von Bluefish beliefert zu werden. „Der Grund dafür ist, dass Bluefish einseitig Einkaufskonditionen verschlechtern will. Im Sinne unserer Apotheken-Kunden ist es oberstes Ziel, eine Verschlechterung der Einkaufsbedingungen zu verhindern, da sich diese auch auf die Konditionen zwischen Gehe und Apotheke auswirken würde.“

Deshalb akzeptiere man die schlechteren Einkaufsbedingungen von Bluefish nicht und setze alles daran, kurzfristig eine Einigung zu erzielen. „Leider blieben alle Versuche, Bluefish zu einem Einlenken zu bewegen, bisher ohne Erfolg.“

Demnächst gingen die Bestände an Bluefish-Produkten zur Neige, informiert Gehe die Apotheken – und weist darauf hin, dass die Möglichkeit bestehe, für die Patienten benötigte Ware direkt zu bestellen. Ein Faxformular stellt Gehe gleich mit zur Verfügung – wohlwissend, dass das Unternehmen mit vier Mitarbeitern in Deutschland bei entsprechenden Anfragen schnell an seine Grenzen kommen könnte. Tatsächlich bestätigt eine Firmensprecherin, dass Direktbestellungen nur im Notfall möglich sind.

Gehe ist aber nicht der einzige Großhändler, der betroffen ist. Auch bei Pharma Privat hat hat das Verhalten von Bluefish dazu geführt, dass zur Zeit keine Ware bestellt werde. „Einseitige Verschlechterungen der Konditionen haben dazu geführt, dass die ultimativ geführten Verhandlungen abgebrochen sind und wir seit Beginn des Jahres keine Ware mehr bestellen“, sagt Geschäftsführer Hanns-Heinrich Kehr.

Als Rabattpartner ist Bluefish auf eine gute Lieferfähigkeit angewiesen, zumal das Unternehmen bei den meisten Ausschreibungen nur eine von drei Firmen unter Vertrag ist. Allerdings ist der Ausfall eines Lieferanten gerade bei den verbreiteten Lieferengpässen ein zusätzliches Ärgernis – von der Umstellung der Patienten gar nicht zu reden. Ab April könnte sich die Situation weiter zuspitzen, denn dann wird Bluefish mit vier Wirkstoffen (Bicalutamid, Bupropion, Brimonidin, Risedronat) exklusiver Partner der AOK. Bei Eletriptan ist Bluefish bereits heute neben dem Originalhersteller Pfizer (Relpax) der einzige Anbieter am Markt – zwar ohne Rabattvertrag, aber mit einem deutlichen Preisabstand.

Laut Bluefish-Geschäftsführerin Daniela Stoppel gibt es wirtschaftliche Gründe für die Entscheidung, die keinen Spielraum lassen. Auf keinen Fall gehe es darum, die Apotheken zu verärgern. Allerdings seien die Produkte derzeit auch noch über andere Lieferanten zu beziehen; auf keinen Fall zeigten die Zahlen, dass es flächendeckend zu Lieferproblemen komme. Tatsächlich heißt es von Phoenix auf Nachfrage: „Die Zusammenarbeit zwischen Phoenix und genanntem Hersteller ist im letzten Jahr wie auch im Jahr 2020 unverändert positiv.“

Bluefish ist nicht der erste Hersteller, der sich mit den Großhändlern anlegt. 2015 sorgte die Wörwag-Tochter AAA Pharma für Schlagzeilen, als unter Verweis auf den drastischen Preisverfall infolge der Rabattverträge der Skontosatz für Rx-Arzneimittel von 2 auf 0,5 Prozent reduziert wurde. Vorübergehend waren die Produkte bei den Großhändlern flächendeckend nicht zu erhalten, gegen Gehe zog Wörwag sogar vor Gericht. Man einigte sich in letzter Minute.

Zuvor hatten vor allem Originalhersteller versucht, ihre Konditionen gegenüber dem Großhandel zu kürzen, darunter Novartis, AstraZeneca, Novo Nordisk. In der Folge setzten die Großhändler einen gesetzlichen Lieferanspruch durch.

Portfolio Bluefish

  • Alendronsäure – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, DAK, IKK, KKH, TK
  • Anagrelid – keine Rabattverträge
  • Bicalutamid – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, IKK, KKH
  • Brimonidin – Rabattverträge z.B. mit BKKen, DAK, IKK
  • Bupropion – Rabattverträge z.B. mit BKKen, IKK
  • Donezepil – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, DAK, IKK, KKH
  • Eletriptan – keine Rabattverträge
  • Finasterid – Rabattverträge z.B. KKH, TK
  • Hydroxyzin – Rabattverträge z.B. mit AOK, Barmer, BKKen, DAK, IKK
  • Ibandronat – Rabattverträge z.B. mit BKKen
  • Leflunomid – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, DAK, IKK, KKH, TK
  • Letrozol – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen
  • Miglustat – Rabattverträge z.B. mit AOK, BKKen, IKK, KKH, TK
  • Mirtazapin – keine Rabattverträge
  • Omeprazol – keine Rabattverträge
  • Ondansetron – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen
  • Quetiapin – keine Rabattverträge
  • Rasagilin – keine Rabattverträge
  • Risedronat – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen
  • Rupatadin – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, DAK, KKH
  • Sertralin – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen
  • Simvastatin – Rabattverträge z.B. mit AOK
  • Sumatriptan – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, KKH
  • Valaciclovir – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, KKH
  • Venlafaxin – Rabattverträge z.B. mit Barmer, BKKen, IKK
  • Zonisamid – keine Rabattverträge
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