Erste Bilanz der Corona-Impfkampagne

Biontech: 2 Mrd. Euro Umsatz, 1,6 Mrd. Euro Gewinn

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Berlin -

Das Geschäft mit Corona-Impfstoffen lässt beim Mainzer Unternehmen Biontech die Kasse klingeln. Im ersten Quartal wurden 2,05 Milliarden Euro umgesetzt – und ein Vorsteuergewinn von 1,6 Milliarden Euro erzielt. Und die Auftragsbücher sind voll, das Management will den Vorsprung nutzen und ausbauen.

Biontech ist der erste Hersteller, der einen Corona-Impfstoff entwickelt hat und ihn auch verlässlich ausliefern kann. Auch dank der Kooperation mit dem US-Pharmakonzern Pfizer läuft das Geschäft reibungslos – während Großkonzerne wie AstraZeneca oder Johnson & Johnson mit Lieferproblemen und Debatten über die Sicherheit zu kämpfen haben oder andere Global Player wie Sanofi noch nicht einmal auf der Zielgeraden sind. Nur Moderna liefert ebenfalls aus, Curevac steht kurz vor der Zulassung, hat aber offenbar nur einen Vertrag über 300 Millionen Dosen mit der EU-Kommission.

Entsprechend erntet Biontech derzeit die Aufträge – und Umsätze. Gerade hat Brüssel noch einmal 1,8 Milliarden Dosen bestellt – und zwar laut Medienberichten zu einem Preis von 20 Euro, was über dem bisherigen Vertrag von 15 Euro liegt. Warum Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nicht wenigstens noch die Zulassung von Curevac abgewartet und dann zumindest anteilig diesen angeblich preiswerteren Impfstoff bestellt hat, wurde auf Nachfrage bislang nicht beantwortet.

Die Zahlen von Biontech sind so beeindruckend, dass sie schon wieder surreal klingen: Während vor einem Jahr knapp 28 Millionen Euro an Umsatz erzielt wurden, sind es aktuell 2,05 Milliarden Euro – enthalten sind 1,76 Milliarden Euro an Umsatzbeteiligungen und Meilensteinzahlungen durch den Vertriebspartner Pfizer, 64 Millionen Euro vom zweiten Vertriebspartner Fosun (China, Hongkong, Macau, Tawain) und 200 Millionen Euro an direkten Einnahmen in den eigenen Vertriebsgebieten (Deutschland, Türkei).

233 Millionen Euro fielen an Vertriebskosten an, 216 Millionen Euro für Forschung & Entwicklung. 39 Millionen Euro waren Verwaltungsaufwand, sodass nach Steuern (514 Millionen Euro) ein Nettogewinn von 1,13 Milliarden Euro steht.

Bislang wurden 450 Millionen Dosen an mehr als 91 Länder ausgeliefert. Alleine für das laufende Jahr rechnet Biontech damit, 1,8 Milliarden Dosen auszuliefern und einen Umsatz von 12,4 Milliarden Euro einzufahren. Dabei sollen noch in diesem Jahr die Kapazitäten auf 3 Milliarden Dosen hochgefahren werden – schon im kommenden Jahr soll diese Zahl weiter steigen. Und in Singapur wird gerade eine Fabrik für den asiatischen Markt aufgebaut, wie das Unternehmen am Morgen mitteilte.

Laut Prognose könnte Biontech in diesem Jahr einen Gewinn vor Steuern von rund 11 Milliarden Euro einfahren: Jeweils rund 200 Millionen Euro sollen Vertrieb und Verwaltung kosten, 750 bis 850 Millionen Euro sollen in Forschung & Entwicklung investiert werden; ab dem 2. Halbjahr will sich Biontech wieder verstärkt anderen Feldern jenseits von Covid-19 widmen. CEO Ugur Sahin und sein Team wollen auch das nächste Wettrennen im jungen Feld der mRNA-Technologie gewinnen.

An der Börse wird Biontech mittlerweile mit 40 Milliarden Euro bewertet – zum Vergleich: Pharmariesen wie Sanofi und GSK kommen auf rund 110 Milliarden Euro, Novartis auf rund 160 Milliarden Euro. Der Ratiopharm-Mutterkonzern Teva wird mit 9 Milliarden Euro bewertet. Die Hälfte der Biontech-Aktien gehören der Strüngmann-Familie; ihr Paket ist mittlerweile dreimal so viel wert, wie ihnen der Verkauf von Hexal brachte. Sie waren von Anfang an dabei: 150 Millionen Euro stellten sie 2008 als Startkapital zur Verfügung.

Ende 2019 wurde das Unternehmen an die Börse gebracht, gerade rechtzeitig, um Geld für die späteren Projekte einzusammeln. Der Ausgabepreis von 15 Euro hat sich verzehnfacht. Und die mRNA-Technologie steht noch ganz am Anfang: Zum „21st Century Global Immunotherapy Powerhouse“ soll Biontech werden, so nennt es der Firmenchef. Ein halbes Dutzend Studien laufen im Bereich Onkologie, den Biontech ursprünglich im Fokus hatte. Aber auch ein Grippeimpfstoff, der gerade mit Pfizer entwickelt wird, könnte nach Unternehmensangaben innerhalb von drei Monaten hergestellt werden. Die WHO habe dann mehr Zeit, ihre Empfehlung zur Zusammensetzung bekanntzugeben, wirbt das Unternehmen und zeigt, dass es die Pharmabranche noch gehörig auf den Kopf stellen will.

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